Titel: Sounds. Platten 66 – 77 (1966-1977) 1827 Kritiken.
Verlag: Zweitausendeins, Frankfurt am Main
Gewicht: 900 g
Erschienen: 1979
Sprache: Deutsch
Beschreibung: 1562 Seiten – Dünndruckausgabe
Rezension (Buch)
Natürlich lese ich immer wieder Rezensionen zum Thema Musik, online oder auch im traditionellen Printformat, von professionell schreibenden Kolleg:innen mit großem Interesse.
Musikzeitschriften spielen für mich als Informationsquelle von Jugend an eine bedeutende Rolle.
Über viele Jahre, beinahe Jahrzehnte, hatte ich den Musikexpress und den Rolling Stone abonniert, Spex, das britische Uncut Magazine und Mojo Magazine waren am Ende auch dabei.
Mitte der 1970er Jahre, als Jugendlicher, waren es sporadisch die Zeitschrift POP mit auffaltbarem Poster, ab und an auch das „erwachsene“ Sounds, beides Monatszeitschriften, die mich interessierten.
Letztgenanntes Magazin hatte ich schon lange nicht mehr auf dem Schirm.
Erst mein Cousin, ebenfalls Musikfan, hatte mich vor einigen Monaten auf Sounds: Platten 66-77 (1827 Kritiken) aufmerksam gemacht. Er war sich wohl sicher, dass ich ein Exemplar besäße.
Kürzlich hat er mir aus diesem Büchlein, nachdem ich die Rezension von Steve Hackett: Genesis Revisited – Seconds Out & More veröffentlicht hatte, einen Auszug der Bewertung des ersten Steve Hackett Soloalbums Voyage Of The Acolyte per Messenger übermittelt.
Was Rezensent Karl Lippegaus ab Seite 1124 zu diesem Album zu berichten weiß, klingt allerdings gar nicht gut.
Mit anderen Worten, es ist ein (kritischer) Verriss, bei dessen Formulierung der Autor bestimmt ganz viel Spass gehabt hat.
Er bewegt sich im Grenzbereich objektiver Berichterstattung, ist dabei durchaus unterhaltsam, insbesondere für den Leser, der für die Musik von Steve Hackett und dessen beginnender Solokarriere nicht allzu viel übrig hat. Nur trifft auf mich diese letztgenannte Eigenschaft leider nicht zu.
Tatsächlich gelang es mir in der vergangenen Woche via Ebay auch ein Exemplar des längst vergriffenen Buches zu einem noch annehmbaren Preis zu erstehen.
Das Buch hat das Format einer Bibel, das Papier ist dementsprechend hauchdünn. In meinem Alter sollte man eine passende Lesebrille oder zumindest Adleraugen, am besten beides, besitzen.
Ein kurzer zeitlicher Abriss des Musikmagazin Sounds
Ins Leben gerufen wurde die Musikzeitschrift im Jahre 1966. Lag der Schwerpunkt im Gründungsjahr noch auf Free Jazz, verlegte man den Fokus schon bald auf den Progressive Rock, Ende der 1970er Jahre dann auf Punk und New Wave.
Sounds entwickelte sich auf diesem Wege zum ersten deutschsprachigen Musikmagazin; ab 1969 stand im Untertitel von Sounds folgerichtig „Magazin zur Popmusik“.
„Nur nicht sachlich werden, immer schön persönlich bleiben.“
Natias Neuterts
Im Jahre 1983 erschien die letzte Ausgabe von Sounds. Zahlreiche Redakteure und Autoren wechselten daraufhin zur Zeitschrift Spex.
Sounds wurde anschließend an den Schweizer Jürg Marquard verkauft, der bereits den Musikexpress verlegte und anschließend beide Zeitschriften unter dem Doppeltitel Musikexpress Sounds herausbrachte. Der pointierte Schreibstil fand damit erst einmal sein Ende.
Wiederbelebungsversuche von Sounds im Jahre 2008 via Musikexpress schlugen fehl, das Ende der kritischen Musikzeitschrift war ein für alle Male besiegelt.
Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass noch ein Teil 2 der begonnenen Enzyklopädie, also Sounds. Platten 78 – 83, erscheinen wird. Die Zahl der Interessierten dürfte am Ende nicht groß genug sein. Mein Cousin und ich als potentielle Käufer dürften nicht ausreichen.
Ein Ausblick: Zukunft deutschsprachiger Musikmagazine
Die beiden großen Monatsmagazine – Musikexpress und die deutsche Ausgabe des Rolling Stone hatten im Jahre 2018 etwas mehr als 50.000 Leser:innen. Nach der Übernahme der beiden Zeitschiften durch den Springerverlag hat gerade der Musikexpress mehr und mehr Facetten eines Lifestyle-Magazins angenommen.
in der zweiten Lebenshälfte stehend, durchaus auch an zeitgenössischer populärer Musik interessiert, konnte ich mit diesem Magazin nach etwa 25 Jahren Abonnement nicht mehr so recht etwas anfangen. Da passte die Lektüre des Rolling Stone auch nach vielen Jahren noch eher.
Das Eclipsed Magazin des Sysyphus-Verlages mit etwa 35.000 Abonnenten war zunächst als Progressive Rock Magazin gestartet.
Dieses Profil ist allerdings in den letzten Jahren mehr und mehr verloren gegangen, nachdem man das Spektrum der besprochenen Genres erweitert hat, vermutlich, um mehr Leser:innen anzusprechen. Nicht verwerflich, denn ein solches Unternehmen muss sich am Ende auch rechnen.
Classic Rock und Metal Hammer haben Auflagen in der Größenordnung um die 20.000 Exemplare monatlich.
Hier findet sich eine Übersicht der in Deutschland erscheinenden Musikzeitschriften.
Man kann also immer noch Vielfalt im Bereich der etablierten Printmedien des Sektors Musik erkennen. Nahezu alle genannten Magazine bieten über ihre Websites mittlerweile ansprechende Online-Inhalte.
Langfristig dürften Printausgaben noch weiter an Bedeutung verlieren und sukzessive vollinhaltlich von digitalen Formaten ersetzt werden.
Wichtig ist, dass die Vielfalt, aber vor allem das Interesse der Musikhörer:innen, erhalten bleibt.
Musikblogs werden weiterhin das Angebot ergänzen, auch music-on-net.de.
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