Red Kite: Apophenian Bliss [Album] (News)


red kite
© Red Kite – Apophenian Bliss – Album_Cover_2021

Künstler: Red Kite
Album: Apophenian Bliss
Format: CD, digital, Vinyl
VÖ: 19.11.2021
Label / Vertrieb: RareNoiseRecords
Website


Tracklist

  1. Astrology (The One True Science)
  2. This Immortal Coil
  3. Apophenia
  4. Red Kite Flight
  5. Morrasol
  6. Sleep Tight

Line-up

Even Helte Hermansen – baritone Guitar
Trond Frønes – bass
Bernt André Moen – rhodes
Torstein Lofthus – drums and percussion


Credits

All compositions by Even Helte Hermansen (Tono), except Morrasol by Gisle Johansen (Tono).

Recorded and mixed by Dag Erik Johansen at Athletic Sound, Halden, Norway.

Mastered by Espen Høydalsvik at Oslo Fuzz, Norway.

Artwork and design by Per Spjøtvold.

Supported by Sørnorsk Jazzcenter.

Produced by Red Kite.

Executive Producer for RareNoiseRecords: Giacomo Bruzzo.

Red Kite (Pressetext)

Ordnung aus einem erdrückenden Wirbelsturm des Chaos heraus zu destillieren, ist das Metier von Red Kite, seit sich die norwegische Jazz-Rock-Supergroup 2014 zusammengeschlossen hat. Apophenian Bliss, der mit Spannung erwartete Nachfolger des selbstbetitelten Debütalbums des Quartetts aus dem Jahr 2019, bezieht sich auf die Tendenz des menschlichen Gehirns, Muster und Verbindungen zu finden, auch wenn es eigentlich keine gibt. 

Auch wenn es vielleicht etwas weit hergeholt ist, Red Kites glühende Alchemie aus Psychedelia, Dampfwalzen-Rock und Jazz am Rande der Legalität als „gutartig“ zu bezeichnen, so ist es doch zumindest eine weit weniger schädliche Anwendung des Begriffs als die Verschwörungstheorien, die die Köpfe auf der ganzen Welt vernebeln.

Dennoch ist es eine Sache, das berauschende Chaos von Heavy Prog, Free Jazz, brennbarer Fusion und Avant-Metal zu einem kohärenten Sound zu vereinen; diese Musik angesichts des realen Chaos einer globalen Pandemie zum Leben zu erwecken, ist etwas ganz anderes.

„Ich schätze, die Geschichte ist für uns, wie für alle, die Pandemie“, erklärt Schlagzeuger Torstein Lofthus. „Wir sind am 11. März 2020 zu unserer ersten richtigen Tournee aufgebrochen. Wir haben es nur geschafft, die Show in dieser Nacht zu spielen, und dann wurde das Land am nächsten Tag geschlossen. Also: Planänderung!“

Nachdem sich das Quartett – Lofthus, Gitarrist Even Helte Hermansen, Bassist Trond Frønes und Keyboarder Bernt André Moen – von der unerwarteten Unterbrechung einigermaßen erholt hatte, beschlossen sie, sich in einem Aufnahmestudio in Halden, Norwegen, zusammenzufinden und ihren Frust auf die beste Art und Weise abzulassen: indem sie eine Sammlung neuer Klänge produzierten. Hermansen machte sich daran neues Material zu schreiben, welches die brennende Alchemie ihres gefeierten RareNoise-Debüts, wieder aufleben lassen sollte.

Aufgrund der beengten Verhältnisse konnte die Band ihr Material nicht wie in der Vergangenheit live einstudieren. Aber angesichts ihrer gemeinsamen Erfahrung – Red Kite vereint Mitglieder einiger der bekanntesten norwegischen Prog-Bands, darunter Elephant9, Shining, Bushman’s Revenge und Grand General – und stimmigen Chemie, waren sie in der Lage, ihre kollektive Energie auch unter diesen weniger als idealen Bedingungen zu bündeln.

„Ich fing an zu schreiben und versuchte, mir etwas einfallen zu lassen, das die anderen nicht zu sehr nervte“, beschreibt Hermansen den Prozess. „Wir haben es geschafft, kurz zu proben, wenn es möglich war. Wir trafen uns nur ein oder zwei Mal im Frühherbst, tauschten ein paar Kriegsgeschichten aus, lachten ein wenig, legten uns auf ein paar Grooves fest, und das war’s. Bis zum letzten Moment stand es auf der Kippe, ob wir alle ins Studio gehen konnten, aber wir haben es gerade so für zwei Tage nach Halden geschafft.“ 

„Glücklicherweise stimmt die Chemie zwischen uns sowohl auf persönlicher als auch auf musikalischer Ebene“, fügt Lofthus hinzu. „Die Musik von Red Kite lehnt sich stark an die Improvisation an und die Band verschmilzt unsere individuellen Stimmen zu einem größeren Ganzen.“

Auch wenn die Band ein übergreifendes Thema für ihre Musik ablehnt („Jede Art von Musik ohne Text zu benennen, ist an sich schon absurd“, betont Hermansen), spiegelt der Titel Apophenian Bliss zumindest die besorgniserregende Häufigkeit von Verschwörungen und Fehlinformationen im modernen sozialen und politischen Diskurs wider. Hermansen hat den Begriff lediglich aus einer Liste von Wörtern und Ausdrücken entnommen, die er ständig für genau solche Zwecke zusammenstellt, aber der Zusatz „Glückseligkeit“ [“Bliss”] deutet zweifellos auf einen beklagenswert “glückseligen” [“blissful”] Zustand der Menschheit hin: Unwissenheit.

„Die Menschen scheinen überall Muster zu sehen“, sagt der Gitarrist. „Manche sehen vielleicht die Muster, die sie sehen wollen. Wer kann es ihnen in einer feindseligen Welt verdenken? Zwei Menschen können sogar dasselbe als Beweis für das genaue Gegenteil sehen. Ich selbst glaube nicht an Verschwörungen, aber ich bin ein bisschen neidisch auf diejenigen, die das tun. Es muss schön sein, sich sicher zu sein, dass man weiß, wie die Welt wirklich funktioniert, und dass man einen Sinn in allem sieht.”

Das Album explodiert mit Lofthus‘ Intro zu „Astrology (The One True Science)“, das mit rücksichtsloser Hingabe und einem kantigen Groove voranschreitet, angetrieben von Hermansens Gitarrenpyrotechnik. Frønes‘ muskulöser Bass schlittert in einem bedrohlichen Tempo durch „This Immortal Coil“, einer verführerischen Mischung aus Doom Metal und elektrischer Miles-Kühle, umhüllt von Moens gefühlvollen Rhodes. Die beschriebene Glückseligkeit ist in „Apophenia“, einem hypnotischen, frei schwebenden Stück Psych-Atmosphäre, bereits angelegt. 

Lofthus nimmt erneut die Zügel in die Hand und schleudert den Hörer in den schwindelerregenden „Red Kite Flight“, gefolgt vom einzigen Nicht-Original des Albums, „Morrasol“ (was übersetzt „Morgensonne“ heißt). Dieser fesselnde Psych-Jazz, der in den Spiritualismus von Pharoah Sanders und Alice Coltrane eingebettet ist, wurde von Saxophonist/Komponist Gisle Johansen geliehen, einem Freund von Hermansen, der, wie der Gitarrist sagt, „Death Metal und Coltrane gleichzeitig liebt, genau wie wir“. Das Album findet seinen ätherischen Abschluss mit dem geräumigen „Sleep Tight”.

Die Musik von Red Kite strotzt nur so vor Kollision unterschiedlicher extremer Musiken, so dass es verlockend ist, im Titel von Apophenian Blisseine Art Mission Statement zu finden. Musik ist schließlich eine Abstraktion – könnte sie das erhabenste Beispiel für unsere Suche nach Mustern und Bedeutung im Hintergrundrauschen der Existenz sein?

„Ich bin mir nicht sicher, ob das der Fall ist“, zuckt Hermansen mit den Schultern, „aber ich denke, es ist trotzdem interessant. Apophänie bedeutet, Muster zu sehen, die nicht wirklich da sind – eine Art Wahnvorstellung. Unsere Gehirne sind darauf programmiert, nach Mustern zu suchen, aber das bedeutet nicht unbedingt, dass es immer welche gibt. In der Musik hingegen geht es um Muster, Mathematik und Naturgesetze – Dinge, die man messen kann. Gleichzeitig ist Musik aber auch ein menschliches Gefühl. Wir alle haben unsere individuellen musikalischen Erfahrungen, aber alle sind gleichermaßen gültig und wahr. Das ist das Schöne an der Musik: Sie kann objektiv beobachtet werden, und gleichzeitig kann sie es nicht.”

Pressetext: © rarenoiserecords, hubtone pr, Anje Huebner


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