38. Jazzfestival Würzburg 2023: Vorbericht

38. Jazzfestival Würzburg 2023


Datum: 28.10 – 29.10.2023
Konzertbeginn: jeweils ab 19 Uhr
Venue: Felix-Fechenbach-Haus, Petrinistraße in Würzburg


Aktuelle Informationen zum Jazzfestival Würzburg 2023: www.jazzini-wuerzburg.de.


Pressemitteilung

Zwei Bigbands, originelle Fusionen, viele Frauen, einheimische Drummer – das 38. Jazzfestival Würzburg fährt am letzten Oktoberwochenende einige Eigenheiten auf.

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Jazzfestival_Wuerzburg_2023_Plakat_DinA4PrintRZ-scaled-742×1050.jpg | Design: © Design: Markus Westendorf

Sechs erstklassige Bands aus dem deutschsprachigen Raum zeigen an zwei Abenden, wie Jazz heute klingt.

Für das Jazzfestival Würzburg wählt der Jazzinitiative e. V., Träger des Würzburger Kulturpreises, Musikerinnen und Musiker aus, die eine eigene Leidenschaft spüren lassen – auch und grade dafür, wie Kunst immer wieder Neues aus den Traditionen schöpft.

Das Wochenende eröffnet die Sängerin Selenia Gulino verspielt vokalistisch in den herrlich bunten Arrangements der Band Carli Kream.

Es endet mit Heimspielen für zwei Schlagzeuger: Der Würzburger Jazz-Hochschuldozent Bastian Jütte trommelt im Klaviertrio des Kontrabassisten Axel Kühn. Sein junger Kollege Jonas Sorgenfrei spielt in etlichen Formationen am Main, diesmal aber im Nürnberger ’Oumuamua Orchestra.

Das Besondere am diesjährigen Jazzfestival Würzburg

Mit Monika Roschers Großkapelle am Samstag tritt noch eine zweite Bigband auf, das 38. Jazzfestival Würzburg ist also das personenstärkste seit je.

Und auch der Frauenanteil liegt über dem Durchschnitt.

„Das war uns wichtig – auf der Suche nach den besten musikalischen Positionen, die es im zeitgenössischen Jazz zu hören gibt“, sagt Carola Thieme, Vizevorsitzende der Jazzinitiative.

Matti Kleins Soul Trio tritt mit groovy Wurlitzer-Klängen auf, und auch Sameka beweisen, dass so etwas Anspruchsvolles wie Dekonstruktion locker flockig rüberkommen kann.

Das Würzburger Jazzfestival räumt also wieder einmal mit dem Irrtum auf, dass diese Musikrichtung von Kopf her bestimmt wird. Zum Ohr hin, und zum Herzen – das ist ein Kriterium beim Casting der Festivalteilnehmer.

Der Schirmherr, der Würzburger Kulturreferent Achim Könneke, attestiert den Machern, sie hätten sich wieder als „exzellente Trüffelschweine erwiesen“, wobei nur die Qualität zähle.

„Nachdem alle Künstlerinnen und Künstler mit so genanntem großen Namen auf diesem Feld bereits in Würzburg zu hören waren, ist dieses Wochenende auch wieder ein echtes Entdeckerfest“, setzt Schriftführer Joachim Fildhaut nach.

Der Ort

Festivalort ist eine umgewidmete Fabrik aus dem 19. Jahrhundert, das Felix-Fechenbach-Haus in der Petrinistraße mit eigener Haltestelle der Straßenbahnen 1 und 5.

Parkplätze stehen nicht zur Verfügung, das Fechenbach-Haus wurde weitsichtig als Stadtteilzentrum gegründet.

Tickets und Konzertbeginn beim Jazzfestival Würzburg

Die Konzerte beginnen je 19 Uhr, der Eintritt kostet pro Abend 45 Euro, ermäßigt 30 Euro.

Reservierungen per Mail an 1. Vorsitzenden Jörg Meister jo_meister@t-online.de, Eintrittszahlung an der Abendkasse.

Vorverkauf machen in Würzburg die Tourist-Information im Falkenhaus am Marktplatz (Tel. 0931 / 372-398) und der Buchladen Neuer Weg, Sanderstraße 23-25.

Rahmenprogramm des Jazzfestivals Würzburg

Im Rahmenprogramm läuft die weltweite Jazzdokumentation „Music for Black Pigeons“ am 23.10., 20 Uhr, Central Kino

Am 02.11., 19.30 Uhr, spielt im Kulturspeicher das Max Autsch Quartett.


Programmablauf des Jazzfestivals Würzburg:

Samstag, 28. Oktober, ab 19 Uhr

  • Carli Kream
  • Matti Klein Soul Trio
  • Monika Roscher Bigband

Sonntag, 29. Oktober, ab 19 Uhr

  • Sameka
  • Axel Kühn Trio
  • Oumuamua Orchestra

Line-Up des Jazzfestivals Würzburg 2023

Samstag, 28.10.2023

Carli Kream 

Saxophon, Gesang, Gitarre, E-Bass, Hammondorgel und Schlagzeug – in leicht ungewöhnlicher Besetzung stellte der Mannheimer Saxophonist Carl Krämer nach Jahren als Sideman seine erste eigene Band zusammen. Dabei hat jedes Instrument seine klare Aufgabe im Ensemble. Saxophon, Gitarre und Gesang teilen sich die Melodien wechselweise auf über einem mal flächigen, mal perkussiven Fundament aus Orgel, Bass und Schlagzeug. Das lässt Platz für energetische Improvisationen. Die präzisen, teils rhythmisch komplexen und harmonisch überraschenden Arrangements verlangen Spielwitz – und lassen gelegentlich auch den ganzen Ernst der Sache beiseite. Das ergibt ausgetüftelte Musik und gute Laune.

Selenia Gulino Gesang
Carl Krämer Saxophon
Natalia Rose Gitarre
Tobias Altripp Orgel
Simon Zauels Bass
Jakob Dinnebier Schlagzeug


Matti Klein Soul Trio

Die drei haben ein wunderbares Klanggespür! Damit bauen sie großartige Spannung auf – und lösen sie dann in Melodievariationen auf, die auch ein Laie gut nachvollziehen kann. Mit seinen Vintage-Keyboards erspielte sich Matti Klein bei dem brasilianischen Soul-Superstar Ed Motta den Ruf als hochinteressanter Groove-Jazzer, gastierte international in renommierten Clubs und teilte Bühne und Studio mit Stars wie Nils Landgren, Jimmy Somerville, und David T. Walker. Sein Trio klingt oft nach mehr als nach drei Musikern, auch und grade durch den vollen, warmen und runden Klang von Kleins teils selbstkonstruierten Tasteninstrumenten. „Er spielt brillant und gleichzeitig entspannt, lässt die Melodien perlen und die Harmonien wirken“, fand der BR, und die anspruchsvolle Jazzthetik  jubelte: „Eine epische Schönheit, die ihresgleichen sucht.“

Matti Klein Wurlitzer, Fender Rhodes, Rhodes Bass
Lars Zander Bassklarinette, Saxophon
André Seidel Schlagzeug


Monika Roscher Bigband

Die Gitarristin, Sängerin und Bandleaderin mag u.a. die Musik des großen Aneigners Kurt Weill, die sie unter ihre sehr einfallsreichen modernen, um elektronische Elemente erweiterten Bigband-Klänge hebt. Gerade eine solche Ungleichzeitigkeit macht jeden Takt der 18-köpfigen Roscher-Kapelle aufregend, die seit zwölf Jahren bei Auftritten in der Elbphilharmonie, der Philharmonie Köln, bei Fusion Festivals, der Jazzbaltica und der Zappanale zu einem sensiblen Kollektiv zusammenwuchs. Jazz, Artrock und Elektro wechseln zwischen zerbrechlicher Innerlichkeit und sinfonischer Größe. Und auch das sollte man nicht überhören: die Texte von Monika Röscher. Der US-amerikanische „DownBeat“ jedenfalls erhob ihre Bigband in Kritikerbefragungen zweimal zu „Rising Stars“.


Sonntag, 29.10.2023

Sameka

Das Quintett trifft den 1970er-Fusion-Sound, klingt aber gleichzeitig ganz heutig. In fragilen transparenten Passagen wirkt Sameka wie die Dekonstruktion einer historischen westlichen Epoche, bis orientalische Rhythmen das Geschehen in Richtung Weltmusik hinüberschweben lassen. Oder ins Sphärische mit dem elektrischen Aerophon des Saxophonisten Daniel Buch – so wie Sameka auch gern zwischen komplexen Rhythmen und Unisono-Linien pendelt. E-Bassist Simon Zauels gründete die Band vor vier Jahren, 2021 erhielt sie ein Stipendium, mit dessen Hilfe und mit Gast-Oudspieler Hesham Hamra

sie ihr erstes Album voller Eigenkompositionen für Mons Records aufnahm. „Großen Respekt vor der Tradition und zugleich hochgradige Originalität“ bescheinigte „Jazz in Europe“ diesem Debüt. Als Finalisten des Future Sounds Contests trat Sameka letzten Herbst bei den Leverkusener Jazztagen auf.

Daniel Buch Saxophon, Aerophon
Patrick Baumann Gitarre
Antoine Spranger Klavier
Simon Zauels Bass
Tobias Frohnhöfer Schlagzeug


Axel Kühn Trio

Auch die zweite Combo des Abends ist die Gründung eines Bassisten. Axel Kühn will „mit jedem Song (!) ein klares emotionales Statement abgeben, um den Zuhörer dort zu treffen, wo Musik die größte Wirkung hat: im Herzen“. Das schafft er mit Melodien und mit dem riesigen Einfühlungsvermögen, das sich zwischen ihm, dem Pianisten Ull (!) Möck und Schlagzeuger Eckhard Stromer entwickelt hat. Kühn spielte für die HR Big Band, Michael Wollny, das Mahler Chamber Orchestra, Helen Schneider, und viele mehr. Pianist Ull Möck begleitete u.a. Ack van Rooyen, Dusko Goykovich, Ute Lemper, Rick Hollander und Joo Kraus.

Ull Möck Klavier
Axel Kühn Bass
Bastian Jütte Schlagzeug


’Oumuamua Orchestra

Der hawaiianische Gruppenname bedeutet Botschafter aus der weiten Ferne. 2017 wurde dieser rätselhafte Komet durch ein Teleskop auf der Pazifikinsel beobachtet und inspirierte den Nürnberger Pianisten und Komponisten Evgenij Zelikman zwei Jahre später zu seiner Bandtaufe. Für ihre Gigs kommen die 17 Instrumentalisten und die Bassistin aus ganz Deutschland zusammen und spielen ausschließlich Eigenkompositionen über das Geheimnisvolle und Unbekannte mit einer Neugier, die sich ebenso in Vertrauen auflöst wie die Dissonanzen. So feiern die Künstlerin und die Künstler die Lebenslust und den Ursprung aus weiter Ferne – alles zutiefst menschliche Eigenschaften, weswegen der Orchestersound auch nicht mit irgendwelchen Sphärenklängen kokettiert.

© Jazzinitiative Würzburg e.V.


Zum Vorbericht:
Jazz & The City 2023


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