Enno Bunger & Spaceman Spiff
Datum: 27.11.2014
Venue: Stattbahnhof Schweinfurt
Autor: Gerald Langer
Inhalt
Konzertbericht
Schweinfurt (music-on-net) – Enno Bunger & Spaceman Spiff präsentieren sich heute Abend im Grand Hotel Stattbahnhof von ihrer allerbesten Seite.
Manchmal ist es schwierig, für das gerade Erlebte vor lauter Begeisterung die richtigen Worte zu finden. Man mag ja auch nicht übertreiben. Es ist letztlich ein Ringen um Angemessenheit.
Der Schweinfurter Stattbahnhof öffnet seine Pforten kurz nach 20:00. Der große Saal ist – ich erlebe es zum ersten Mal – teilbestuhlt, die Bühne angenehm ausgeleuchtet. Das Publikum weitgehend in den Zwanzigern, ich dürfte heute der Stubenälteste sein. Entspanntes Getuschel und Gerede allenthalben im Halbdunkel, irgendwie die Atmosphäre einer Kleinkunsttheaterveranstaltung mit bevorstehender Lesung, wenngleich das aufgebaute Instrumentarium unüberschaubar die Weichen auf Live-Musik stellt.
28. Geburtstag auf der Bühne
Nach 21:00 geht es endlich los, mein zwischenzeitliches Gähnen ist blitzschnell vorbei, als die vierköpfige Band loslegt. Gitarre bei Hannes Wittmer, dem Spaceman, Tasteninstrumente überwiegend bei Enno Bunger, Schlagzeug bei Nils Dietrich, Bass bei Felix Weigt – ein absolut stilsicherer Abend in der fränkischen Provinz, aber dennoch unter dem sprich-wörtlichen Dach des Grand Hotel van Cleef, dem Independent-Label aus Hamburg, St. Pauli.
Dass Enno Bunger heute Abend seinen (erst) 28. Geburtstag auf der Stattbahnhofbühne feiern darf, sich Spaceman‘s Eltern im Publikum (Hannes Wittmer stammt aus dem Großraum Würzburg) befinden, sind letztlich Randnotizen eines Konzerterlebnisses, das musikalisch und textlich gleichermaßen besticht, unter die Haut geht und dabei zahlreiche Gänsehautmomente erzeugt.
In der Konversation auf der Bühne untereinander wie in der Kommunikation mit dem Schweinfurter Publikum beweisen Enno und Hannes, dass sie mit Worten eben nicht nur in Liedform umgehen. Man versteht sich, man respektiert sich, so dass die ohnehin feinen Songs gegenüber den jeweiligen Studiofassungen live an Intensität und häufig auch an Dramatik zulegen können.
„Wir sind vorbei“
„Wir sind vorbei“, Bungers „Trennungs-Album“ zum Trotz, haben sich hier begnadete Liedermacher gefunden, die die leisen und lauten Töne gleichermaßen beherrschen und die auf den Alben häufig ruhigeren Nummern an geeigneter Stelle in veritable Rocksongs transferieren. Lieder mit Gefühl, ohne Pathos und Schmalz, in ungekünstelter deutscher Sprache. Musik zum Zuhören, weniger zum Mitgrölen.
Dennoch bleibt es nicht aus, dass sich Teile des jungen Publikums im Zugabenteil tanzend vor der Bühne einfinden und den zuckenden Spaceman beim Eindreschen auf seine E-Gitarre aus nächster Nähe erleben wollen.
Es ist schon fast ein bisschen schelmisch, den Abend mit dem neuen Song Scheitern abzuschließen.
Als gescheitert kann man dieses Projekt nämlich ganz und gar nicht bezeichnen. Es ist eine glückliche Fügung, bei der sehr gute personelle Ingredienzen gemeinsam in ein überragendes musikalisches Menü münden.
Höchstnoten für dieses überirdisches Quartett in einer heute Abend bestens dafür geeigneten Location! Es hat einfach alles gepasst.
Line-Up
Enno Bunger – Keyboard
Spaceman Spiff (Hannes Wittmer) – Gitarre
Felix Weigt – Bass
Nils Dietrich – Schlagzeug
Setlist
Teesatz (S)
Die Flucht (E)
Irgendwann (E)
Milchglas (S)
Mind The Gap (S)
Leeres Boot (E)
Roter Faden (E)
Egal (S)
Wände (S solo)
Am Ende des Tunnels (E)
Pause
Abspann (E+S)
Hamburg (H+S)
Straßen (S)
Blockaden (E)
Photonenkanonen (S)
Ich möchte noch bleiben (E)
Regen (E)
Vorwärts ist keine Richtung (S)
Zugaben
Han Solo (S)
Scheitern (E)
(S) – Spaceman
(E) – Enno
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