24. Internationales Africa Festival Würzburg 2012
Datum: 27.05.2012
Venue: Mainwiesen Würzburg
Show: 24. Africa Festival Würzburg
Website
Autor/Fotograf: Gerald Langer
Inhalt
Festivalbericht vom Sonntag, 27. Mai 2012:
Mamadou Diabate, Fantcha, Bebey Prince Bissongo, Sona Jobarteh und Afrocubism
Würzburg (music-on-net) Der Sonntag ist erfahrungsgemäß ein Tag mit hohen Besucherzahlen. Die Vermutung bestätigt sich. Auf der geteerten Haupterschließungsachse des Geländes geht es meist nur schleppend voran. Dies liegt nicht nur daran, dass auch erfreulicherweise ältere Besucher sich neugierig auf die Mainwiesen begeben, die bereits seit zwei Tagen vom Africa Festival Würzburg geprägt werden. Die Wetterbedingungen sind wieder ausgezeichnet, ein Platz im Schatten allerdings besonders wertvoll.
Mamadou Diabate
Das Programm auf der Offenen Bühne wird eröffnet von Mamadou Diabate’s Percussion Mania, die sich mit der traditionellen Musik aus Burkina Faso auseinandersetzt. Percussionmusik kann schnell langweilen. Nicht bei Mamadou und seinen Landsleuten. Sie spielen facettenreich und farbenfroh. Mamadou’s Ansagen in gebrochenem Deutsch sind gut verständlich, die Promotion in eigener Sache sehr sympathisch. Einige Musikpreise hat die Formation schon erhalten. Auch ohne das Bewußtsein dieser Prämierungen überzeugt vor allem das melodische Balafonspiel das Publikum. Insgesamt ein sehr feiner Auftritt ohne Längen.
Fantcha
Fantcha nennt sich die Diva der Kapverden, die nach Mamadou auf der Bühne steht. Musik ist ihre Lieblingsbeschäftigung schon von Kindesbeinen an gewesen. Ihre Begegnung mit Cesaria Evora, die große Dame der kapverdischen Musikszene, weckte ihr Interesse an der professionellen Musik. Mit Evoria ging sie 1988 sogar auf gemeinsame Tournee. Heute spielt sie mit einer Band, die kapverdische, kubanische und afrikanische Musik zusammenbringt.
Diese Mixtur ist wunderbar arrangiert, ruhig, aber sicherlich nicht besonders temperamentvoll. Ihre Band sitzt während des Auftrittes, die Diva bewegt sich galant in der Mitte der Bühne. Im Publikum ist sichtlich mehr Aktivität erkennbar – Ökonomie der Bewegungen möchte man es nennen.
Bebey Prince Bissongo
Bebey Prince Bissongo und seine Band lassen es richtig krachen, zuerst sogar im wahrsten Sinne des Wortes. Es gibt nämlich technische Probleme, die zu einem üblen Rumoren und Schlägen in der Verstärkeranlage führen. Band und Publikum tragen es mit Gelassenheit, das Problem ist nach anfänglicher Ratlosigkeit auch bald beseitigt. Ja, das ist auch ein Merkmal der Livemusic. Es kann und muss auch nicht immer alles sofort und perfekt funktionieren. Aber hier werden wir alle belohnt.
Der witzige Prince brilliert mit seiner Band, das Publikum lässt sich hier gerne mitreißen. Die Aufforderungen zum Tanzen laufen nicht ins Leere. Die Band bedient sich der Rockmusik, des Funks, des Blues und des Jazz, einem Klangspektrum, das Möglichkeiten wunderbarer Improvisationen bietet. Auch zunächst befremdlich erscheinende Sprechgesänge werden eingebunden. Jeder Musiker darf sich virtuos präsentieren. Sicherlich ein Highlight auf der Offenen Bühne des diesjährigen Africa Festivals.
Sona Jobarteh
Das Abendprogramm beginnt mit Sona Jobarteh aus Gambia. Die Kora dürfte allerdings die längste Zeit ein Männerdomäne gewesen sein. Diese Frau fasziniert von Beginn an stimmlich und handwerklich. Sie bedient dieses unhandlich erscheinende Musikinstrument mit einer Eleganz und Leichtigkeit, dass einem regelrecht schwindelig werden kann. Nebenbei bemerkt tut sie dies alles im hochschwangeren Zustand. Ihre männlichen Mitspieler stehen ihr aber in Sachen virtuosem Spiel nicht nach. Sona Jobarteh hat Cello, Klavier und Harfe am Royal College of Music in London studiert, arbeitete an vielen Orchesterprojekten.
Dieser Erfahrungsschatz ist ihrem Spiel auf Kora oder akustischer Gitarre anzumerken. „Kunst kommt von Können“ – eine alte Weisheit bestätigt sich hier erneut. Im Finale kommt auch ihre Sohn mit auf die Bühne und darf die Mutter trommelnd begleiten. Das Publikum quittiert ihren Auftritt mit tosendem Beifall. Vor allem die Männerwelt in den ersten Reihen dürfte den Anblick dieser wahrlich schönen Frau genossen haben.
Afrocubism
Ein weiterer Höhepunkt bahnt sich nach halbstündiger Umbauphase an. AfroCubism – The Original Buena Vista Social Club – eine 13-köpfige All-Star-Band betritt nach und nach die große Bühne und hat das Publikum von Anfang an auf ihrer Seite. Wer hier eine Altherrenriege wie in Wim Wenders einst gefeierten Film erwartet, hat sich getäuscht.
Das Line-Up | AFROCUBISM
Eliades Ochoa (Vocals, Gitarre, Cowboyhut), Kassé Mady Diabaté (Vocals), Bassekou Kouyaté (N’goni), Djelimady Tounkara (Gitarre), Baba Sissoko (Tamani), Lassana Diabaté (Balafon), Toumani Diabaté (Kora), Eglis Ochoa Hidalgo (Maracas), Alain A. Dragonit, Lennis Lara (Trompete); Osnel Odit (Gitarre, Trés), Jose A. Martinez (Kontrabass); Jorge Maturell Romero (Congas)
Endlich ist hier zusammen gekommen, was zusammen gehört – Musiker aus Kuba und Mali. Zur Zeit des großen Erfolges und der Wiederentdeckung kubanischer Musik war den Afrikanern aufgrund von Visaproblemen die Einreise nach Kuba verweigert worden. Erst 2010 kam das Musikerkollektiv zusammen und erobert seitdem die Weltbühnen zurecht. Musik zum Zuhören, zum Träumen und zum Tanzen. Auf der Bühne wirkliches „Multikulti“, zusammen gehalten über die gemeinsame Sprache großartiger Musik.
Eliades Ochoa, der Mann mit dem Cowboyhut, ein Überlebender des damaligen Social Club, singt, während der Kora-Virtuose Toumani Diabate den Abend sitzend moderiert. Die kubanische Rumba ist natürlich immer wieder aus der Vielfalt der Klänge herauszuhören. Akustische Instrumente im Zusammenwirken mit E-Gitarre und Bass lassen ein farbenfrohes Feuerwerk entstehen, dass nach hundert Minuten, einer Zugabe, klatschend, tanzend und mit den letzten Tönen der von geschlagenen Handtrommel zu Ende geht.
Zwei überragende Konzert heute Abend sind genug.
Zeit zum Schlafen und Kräftesammeln vor dem morgigen Finale des Africa Festivals, ganz im Zeichen des Reggae.
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