Talking Heads: Stop Making Sense [Vinyl Reissue] (Sounds)


Talking Heads Stop Making Sense Vinyl Remaster 2023

Talking Heads: Stop Making Sense_Vinyl Reissue_2023_© Rhino (Warners)


Talking Heads

Album: Stop Making Sense
Format: Vinyl
VÖ: 18.08.2023
Label / Vertrieb: Rhino (Warner Music)
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Tracklist

  1. Psycho Killer
  2. Heaven
  3. Thank You for Sending Me an Angel
  4. Found a Job
  5. Slippery People
  6. Cities (PREVIOUSLY UNRELEASED)*
  7. Burning Down the House
  8. Life During Wartime
  9. Making Flippy Floppy
  10. Swamp
  11. What a Day That Was
  12. This Must Be the Place (Naïve Melody)
  13. Once in a Lifetime
  14. Big Business/I Zimbra (PREVIOUSLY UNRELEASED)*
  15. Genius of Love
  16. Girlfriend is Better
  17. Take Me to the River
  18. Crosseyed and Painless

Line Up | Talking Heads

Backing Vocals – Ednah Holt, Lynn Mabry
Bass, Vocals – Tina Weymouth
Drums, Vocals – Chris Frantz
Guitar, Vocals – Alex Weir
Guitar, Keyboards, Vocals – Jerry Harrison
Keyboards – Bernie Worrell
Percussion – Steve Scales
Vocals, Guitar – David Byrne


Rezension (Album)

Ein teures, vor allem lange erwartetes Hörvergnügen

Die Vinyl-Edition war bereits seit Monaten angekündigt, seit Jahren hatte ich zuvor vergeblich versucht, „Stop Making Sense“ zu einem angemessenen Preis als gebrauchte Schallplatte in einem passablen Zustand zu erwerben.

Diese Suche hat nun endlich ein Ende.

Seit dem vergangenen Wochenende bin ich – Jäger und Sammler – Besitzer dieses, meines Erachtens, überteuerten Vinyls, der „limitierten 2LP-Ausgabe inklusive Booklet“.

Als Sammler beobachtet man das Angebot an Tonträgern natürlich genauer und stellt fest, dass zumindest in den Jahren extrem sinkender Verkaufszahlen bei CDs, steigender Umsätze beim Vinyl, weil die Schallplatte eben auch ein bisschen „hip“ ist, die angkündigte zeitliche Begrenztheit eines Angebotes tatsächlich bedeutsamer geworden ist.

Die Preise bei beiden Formaten stiegen indes im letzten Jahr derart an, dass die digitale CD, das analoge Vinyl, mehr und mehr zu Luxusartikeln geworden sind. Insofern darf man sich eben auch nicht wundern, dass sich die nachfolgende Generation Musikinteressierter zunehmend den Streaming-Plattformen zuwendet.

Das komplette Konzert von „Stop Making Sense“ ist seit vergangenem Freitag weltweit zum ersten Mal auf Vinyl erhältlich und enthält darüber hinaus zwei bisher unveröffentlichte Songs: „Cities“ und „Big Business / I Zimbra“.

Was macht den Soundtrack so besonders?

Es ist zweifellos der herausragende, mit einfachen Mitteln, realisierte Konzertfilm von Jonathan Demme.

Der US-amerikanische Fimregisseur und Oskarpreisträger hat „Stop Making Sense“ als Dokumentation der Post-Punk-New-Wave-Band Talking Heads, die, bereits 1975 gegründet, im Jahre 1983 ihr fünftes und sehr erfolgreiches Album „Speaking In Tongues“ veröffentlicht hatte, konzipiert.

Der Film wurde an drei Abenden während der Promotiontour im Pantages Theatre, Los Angeles, aufgezeichnet und bleibt bis heute ein besonders exquisiter, den man sich gerne wieder und wieder ansieht.

Der Fokus liegt klar auf dem Bühnengeschehen, das Publikum scheint zunächst gar nicht zu existieren.

Die Dramaturgie

Im Mittelpunkt steht Frontmann David Byrne. Er ist zweifellos der Dreh- und Angelpunkt, der rote Faden durch knapp 90 Minuten Bühnengeschehen. Er ist immer wieder das optische Ziel einer ausgesprochen ruhigen Kameraführung.

Zu Beginn betritt Byrne die leere Bühne, stellt einen „Ghettoblaster“ ab, schaltet das Tonband ein. Der einsetzende Rhythmus von „Psychokiller“ wird dabei allerdings, anders als suggeriert, vom Mischpult aus eingespielt.

Nacheinander kommen die Bandmitglieder wie auch die übrigen Gastmusiker:innen auf die Bühne.

Zunächst Tina Weymouth (b) bei „Heaven“, Chris Frantz (dr) bei „Thank You For Sending Me An Angel“, Jerry Harrison (g, keys) bei „Found A Job“.

Bei „Slippery People“ gesellen sich nach und nach auch die Gastmusiker: innen – die Background-Sängerinnen Ednah Holt und Lynn Mabry, Keyboarder Bernie Worrell, Drummer Steve Scales und Gitarrist Alex Weir – hinzu.

Der schwarze Bühnenvorhang schließt den Rückraum der Werkstattbühne, die nach und nach von den Roadies wie selbstverständlich gefüllt wurde.

Der erste gemeinsame Track in Vollbesetzung ist das sensationelle „Burning Down The House“.

Zu diesem Zeitpunkt ist man als Zuschauer:in zunächst im Kino, in denen der Film lief, später daheim mit VHS-Cassettte, DVD und Blu-ray am TV-Gerät in den Bann dieses außergewöhnlichen Konzertfilmes gezogen, der auch heute noch Gänsehaut bei mir erzeugt.

Das damalige Publikum vor Ort darf man um diese unmittelbare Erfahrung schlichtweg nur beneiden.

„Once In A Lifetime“ oder:

Wie gern hätte auch ich die Körpersprache von David Byrne vor vierzig Jahren unmittelbar vor Ort studiert, das reduzierte Bühnendesign, den farblich entsättigten, fast mochromen Auftritt dieser, von mir nach wie vor geschätzten, Band!

Gerne hätte ich auch den XXL-Anzug von David Byrne, den er bei „Girlfiend Is Better“ trägt, bestaunt. „Genius Of Love“ vom Tom Tom Club nutzte der Charismatiker als Umkleidepause.

Gerade sein „oversized“ Jacket ist zum textilen Markenzeichen des Films geworden. Dieses besondere Kleidungsstück ist Teil eines Clips zur Promotion des in 4K remasterten Konzertfilms, der beim Toronto International Film Festival am 11. September 2023 Premiere feiern, danach in ausgewählten Kinos gezeigt werden soll.

Ganz sicher wird dieses filmische Produkt anschließend auch zum heimischen Verzehr angeboten. Vielleicht kann ich widerstehen oder gilt womöglich wieder „Same As It Ever Was?“

Die letzte Blu-ray-Edition steht noch folieneingeschweißt in meinem Regal. Die DVD-Ausgabe von 1999, die 15th Anniversary Edition, war bereits „digitally re-mixed und re-mastered im Widescreen-Format“. Sie ist auch heute noch sehens- und hörenswert, und zwar bis der letzte Vorhang fällt, sich wieder hebt und den ästhetisch und grafisch, nach wie vor überzeugenden, Abspann zeigt. Ein visuell-akustisches Gesamtkunstwerk!

Zurück zur aktuellen Vinyl-Edition der Talking Heads

Die zwei zusätzlichen Songs stellen tatsächlich eine Bereicherung dar, für die Dramaturgie des Films sind sie entbehrlich. Das von mir erworbene Vinyl liegt plan auf dem Plattenteller und ist weitgehend knisterfrei. Es klingt wunderbar.

So stehe ich künftig vor dem Luxusproblem, mir die ursprüngliche, auf neun Songs konzentrierte, erste CD-Version, die auf sechzehn Songs erweiterte Special New Edition von 1999 oder das klangvolle Vinyl anzuhören.

Nachfolgende Generationen werden das Album auf den einschlägigen Plattformen streamen, einen Dolby-Atmos Mix gibt es dort schließlich auch noch.

Das Ende der Talking Heads

1988 erschien mit „Naked“ das letzte Studioalbum der Talking Heads.

Im Dezember 1991 erklärte David Byrne die Talking Heads – ohne sich mit den übrigen Bandmitgliedern darüber einvernehmlich abzustimmen – für aufgelöst.

Der Bruch zeichnete sich bereits jahrelang ab. David Byrne war die Gallionsfigur der Talking Heads, der Film „Stop Making Sense“ unterstreicht, historisch betrachtet, gleichermaßen sein „Ego“, aber eben auch sein Gespür für eine perfekte Bühnenpräsenz.

„Stop Making Sense“ zeigt die Talking Heads auf dem Zenith ihres gemeinsamen Erfolges und machte die Formation für einige Jahre erfolgreicher als je zuvor.

Fünf Jahre nach Auflösung der Talking Heads erschien das Album „The Heads: No Talking, Just Head“. Der Band war hörbar das Herz herausgerisssen worden, sie wirkte kopflos. Der Longplayer aus dem Jahr 1996 war nicht übel, aber eben auch nicht vollends überzeugend.

David Byrne ist auch weiterhin erfolgreich auf Solopfaden unterwegs, kooperiert mit anderen Künstler:innen, gibt wenige Konzerte, schreibt Bücher oder radelt ganz einfach durch New York.

© Gerald Langer


Talking Heads | Stop Making Sense | Promotion


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