Kraftklub: Posthalle Würzburg 2012

Kraftklub

Datum: 13.12.2012
Venue: Posthalle Würzburg
Support: The Durango Riot
Autor/Fotograf: Gerald Langer



Konzertbericht

Schweißtreibende Show der Senkrechtstarter aus Chemnitz im Fitnesscenter Posthalle

Würzburg (music-on-net) Wenn beim Betreten der Posthalle die große Außenrampe benutzt wird, ist dies immer auch der Indikator für „Full House“. Das Konzert ist schon seit einigen Wochen ausverkauft. Schön, dabei sein zu können.

The Durango Riot

Die Besucher dürften allesamt wegen der Band aus der früheren Karl-Marx-Stadt gekommen sein, den wenigsten wird The Durango Riot aus Schweden zuvor ein Begriff gewesen sein. Angekündigt werden sie von Felix Kummer, dem Frontmann von Kraftklub. Und die Schweden bieten anschließend feinen Hardrock – laut, direkt, ohne Schnörkel, perfekter Bühnenshow, Headbangin‘ und allen erdenklichen Rockerposen. Dreißig Minuten kurzweiliges Programm durch das beachtliche musikalische Werk der Band, welches bereits drei Alben zählt. Hausaufgaben sehr gut gemacht. Nach der Tour mit Kraftklub dürfte es weitere „Like Its“ im wohl bekannten großen sozialen Netzwerk hageln, die Fangemeinde beträchtlich zunehmen.

The Durango Riot Posthalle Wuerzburg 2012 © Gerald Langer 10
Durango Riot – Posthalle Wuerzburg 2012 – © Gerald Langer


Kraftklub aus Karl-Marx-Stadt

„Kloppermusik mit ordentlich Dampf, die bollert, knallt, scheppert und deutsche Texte hat“, so beschreibt Felix Brummer den Stil der jungen Band Kraftklub, die seit 2009 existiert. Sie haben sich durchgeboxt und sind jetzt hip, angesagt und wirklich schon verdammt weit oben. Mit der Veröffentlichung des neuen Albums, schlicht tituliert als „K“, sind sie richtig durchgestartet.

In Würzburg haben sie zuletzt im November 2011 das „kleine“ Cairo besucht, im Vorprogramm damals schon The Durango Riot, ein Jahr zuvor, im November 2010, waren sie selbst noch Support für den Rapper Casper.

Pünktlich um 21 Uhr betritt das Quintett die Bühne und liefert zur körperlichen Ertüchtigung des überwiegend jungen Publikums – Altersschnitt dürfte bei geschätzten Anfang Zwanzig liegen – jede Menge Übungseinheiten, die von mittellangen Ruhepausen zur Kommunikation zwischen Publikum und Sänger Felix gefüllt werden. Wasser und Schweiß überall, Flaschen auf dem Weg zur Bühne, der Inhalt wird auch gerne wieder ins Publikum zurückgeschüttet. Im Fotograben mittlerweile nicht nur ein kleines Rinnsal. Aber an der Theke stehe ich sicher.

Kraftklub Posthalle Wuerzburg 2012 © Gerald Langer 22
Kraftklub – Posthalle Wuerzburg 2012 © Gerald Langer


„Unsere Eltern kiffen mehr als wir, wie soll man rebellieren?“, „Es ist nicht das, wonach es aussieht….!“, „Ich will nicht nach Berlin“ und, und, und ………..

Es wird Tempo gemacht, der Sprechgesang von Felix Kummer lässt seine Wurzeln in der Rap-Musik immer wieder durchscheinen.

„………..Ich komm aus Karl-Marx-Stadt, bin ein Verlierer, Baby, Original Ostler! Ich steh auf keiner Gästeliste, ich bin nicht mal cool in einer Stadt, die voll mit Nazis ist, Rentnern und Hools. Ich cruise Banane essend im Trabant um den Karl-Marx-Kopf, die Straßen menschenleer und das Essen ohne Farbstoff. Diskriminiert, nicht motiviert, von der Decke tropft das Wasser, nix funktioniert. Und so wohnen wir in Sachsen, auf modernden Matratzen, immer jut drauf auch ohne Kohle in den Taschen…………..“

(Text: Karl-Marx-Stadt von Kraftklub)

Dieses skizzierte bittere Bild von Karl-Marx-Stadt, nun Chemnitz, dürfte zumindest für den Kraftklub mittlerweile der Vergangenheit angehören. Sie haben sich nach oben geboxt, dem Zufall wird jetzt sicherlich nichts mehr überlassen. Das Merchandising vor Ort, sicherlich auch im Internetshop, läuft. Das Band-Logo prägt ihre Corporate-Identity, wo immer man hinsieht. „Mein (Kraftklubs) Leben läuft Amok“ – hoffentlich finden sie demnächst die Ruhe, durchzuatmen und ihre künftige Richtung zu bestimmen, vor allem dabei auch authentisch zu bleiben.

„Meine kleine Schwester macht Randale in der Stadt“ singt Felix Brummer im Song „Randale“. Heute war ihr Bruder in Würzburg und hat es ihr gleich gemacht. Das Publikum dankt es ihm und seiner Band. Hundert Minuten Trainingsprogramm im Rahmen einer feucht-fröhlichen Party der Wendekinder. Nicht nur die Band hat sich verausgabt, auch das Publikum ist durchgeschwitzt. Jetzt knöpfen sich die selbst so titulierten „Original Ostler“ als nächstes Kempten vor. Freut Euch!


Der Übungsplan, die Setlist des Posthallen-Konzertes

Intro – Ritalin – Melancholie – Liebe – Juppe – Eure Mädchen – Zu jung – Schlagerstars – Mein Leben – Vorband-Song (AC/DC, Sweet Home) – Wieder Winter – Randale – Karl-Marx-Stadt – Ich hau rein – Lieblingsband – Kein Liebeslied – Scheissindiedisko – I (herz) Berlin – Songs für Liam (akkustisch) – Songs für Liam


Der weitere Tourplan von Kraftklub

16.10.2012 kempten, kult box

17.10.2012 freiburg, jazzhaus

19.10.2012 saarbrücken, garage

20.10.2012 magdeburg, factory

21.10.2012 leipzig, werk ii

23.10.2012 kiel, max

24.10.2012 hannover, capitol

25.10.2012 erfurt, stadtgarten

26.10.2012 rostock, zwischenbau

27.10.2012 heidelberg, halle 02


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