Johnny Winter
Datum: 23.05.2011
Venue: Colos-Saal Aschaffenburg
Support: Hundred Seventy Split
Autor/Fotograf: Gerald Langer
Inhalt
Konzertbericht
A White Man’s Blues
Aschaffenburg ( music-on-net) Als die Mitstreiter von Johnny Winter gegen 21:15 die Bühne betreten und sich warm spielen, hatte zuvor schon die neue Band des ehemaligen Ten Years Ater Bassisten, Leo Lyons, die Stimmung im zum Bersten vollen Colossaal nachhaltig angeheizt.
Blues-Rock von Hundred Seventy Split
Wer präzis gespielten Bluesrock im Stile des des originalen Trios zur Glanzzeit mag, wird sich bestimmt auch für Hundred Seventy Split (www.hundredseventysplit.com) begeistern. Ihr knapp einstündiger Auftritt mit meisterhaft gesetzten – aber niemals langatmigen – Soli an Bass, E-Gtarre und Schlagzeug war überzeugend. Joe Gooch, der Sänger und Gitarrist, verfügt zudem über eine sehr prägnante Stimme, die das benutzte klassische Rockinstrumentarium bestens zusammen hält. Leider habe ich versäumt, mir die – bisher einzige – CD dieser Band gleich mitzunehmen.
Doch das zum Teil durchaus betagte und stark angegraute Publikum, manch einer hatte sich zum Feierabend einschlägige Buttons der „Flower-Power-Ära“ und ähnliche Attribute aus der im Dachboden aufbewahrten Trödelkiste an sein Revers oder den Hut geheftet, gierte nach der anderen großen Woodstock-Legende.
Ernüchterung zu Beginn des Konzertes von Johnny Winter
Erst einmal Ernüchterung als Johnny Winter unter höflichem Beifall des Publikums von einem Roadie auf die Bühne geführt wird. Johnny Winter sieht schlecht, kann nach einer schon einige Jahre zurückliegenden Hüft-OP nur mehr schlecht laufen und stehen. Er wird auf dem eigens für ihn in der Mitte der Bühne platzierten, ledergepolsterten Stuhl positioniert und wird den größten Teil des Konzertes dort stoisch sitzend bestreiten. Den Oberkörper nahezu steif haltend, bearbeitet er mit seinen spindeldürren, aber umso stärker tätowierten Armen, die am Ende in schmale grazile Hände münden, sein Instrument – eine Small Slide Guitar.
Dieser Mann ist wirklich cool. Der ihm zu Füssen aufgestellte Ventilator versetzt wenigstens sein langes dünnes Haar in leichte Wellenbewegung und simuliert die ansonsten fehlende körperliche Aktivität des Protagonisten, die er vor einigen Jahrzehnten – zu Rockpalastzeiten – mit spielerischer Leichtigkeit auf die Bühne brachte.
Sein fahles Gesicht zu fotografieren ist schwer. Der breitkrempige Hut wirft leider zu viel Schatten auf seine Augenpartie.
It’s All Over Now – im Stehen
Nach und nach steigert sich die Spannung zwischen dem hingerissenen Publikum und der immer intensiver aufspielenden Band – Hideaway, Good Mornin’ Little School Girl, Johnny B. Good und dann – Johnny im Stehen – It’s All Over Now. Die Lautstärke empfinde ich – trotz Ohrstöpseln – schon grenzwertig. Der Saal kocht förmlich. Mit meiner Kamera habe ich mich mittlerweile vom Bühnenrand nach hinten gearbeitet um dann seitlich an der Bar einen neuen Stehplatz zu finden. Es ist so verdammt heiß hier. Ich muss unbedingt etwas trinken.
Alles dicht gedrängt – nahezu überall glänzende Augen der Begeisterung. Nach knapp neunzig Minuten beendet der Maestro dann das Konzert mit Highway 61 Revisited. Keine großartigen Forderungen des Publikums mehr nach den sonst obligatorischen Zugaben, sondern die Erkenntnis, dass wir als Zuhörer die Grenzen seines geschwächten und geschundenen Körpers akzeptieren müssen, so wie er es selbst tagtäglich machen muss.
Und dann treffe ich tatsächlich auch noch Holger, mit dem ich mich ursprünglich verabredet hatte. Kurzer – Freude trunkener – Austausch über das gerade Erlebte und dann hinaus auf die Strasse. Wir müssen schließlich noch einige Kilometer über die A3 nach Hause fahren. Aber was ist denn das für ein Menschenauflauf bei dem in der Fußgängerzone abgestellten Wohnmobil? Ein Blick ins Innere zeigt Johnny Winter beim Signieren. Doch nochmals anstellen und warten? Aber gerne doch. Wann werden wir dieser Blueslegende nochmals so nahe kommen? Sein Bassist macht mit meiner Handykamera noch schnell jeweils eine Aufnahme von uns mit Johnny W.
Nachdem ich zunächst glaubte, dass die Kamera überhaupt nicht ausgelöst hätte, am nächsten Morgen doch Erleichterung. Sie hat ausgelöst! Die Aufnahmen sind grobkörnig, müssen etwas nachbearbeitet werden. Aber das Glücksgefühl ist uns dennoch erkennbar ins Gesicht geschrieben.
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