Egotronic: Die Natur ist dein Feind

Egotronic-Die-Natur-ist-dein-Feind - 2014
Egotronic-Die-Natur-ist-dein-Feind – 2014

Egotronic

Titel: Die Natur ist dein Feind
VÖ: 14.03.2014
Label: Audiolith
Format: CD Vinyl, digital



Rezension (Album)

Kinderstimmen, künstliches Vogelgezwitscher und das kurze programmatische Intro:


„Ich fürchte mich nicht im Dunkeln,
ich liebe Dunkelheit,
ich liebe Dunkelheit,
aber ich hasse die Natur,
ich hasse die Natur!“


Die Künstlichkeit der Töne, die unmittelbar einem Homecomputer der ersten Generation oder dem alten Gameboy meines Sohnes zu entspringen scheinen, münden bald schon in den Titelsong, der die musikalische Ausrichtung von Egotronics neuem Album „Die Natur ist dein Feind“ zeigt. Etwas mehr „natürliche“ Instrumente! Es fiept, quietscht und federt aber noch immer typisch egotronisch.

Egotronic haben  beim Hamburger Label Audiolith bereits im Jahre 2005 Unterschlupf gefunden

Alben wie „Die richtige Einstellung“, „Lustprinzip“, einfach „Egotronic“, „Ausflug mit Feunden“ und zuletzt im Oktober 2011 „Macht keinen Lärm“ beschreiben eine Entwicklung, die wegführt vom rein synthetischen Sound und das Publikum, insbesondere in der Live-Präsentation, stärker am Entstehungsprozess teilhaben lassen soll. Keine Sorge – von einem Unplugged-Album sind Egotronic noch immer Lichtjahre entfernt.

Und die herrlich klagende Stimme von Mastermind Torsun Burkhardt, die mich an einigen Stellen an Fehlfarbens Peter Hein erinnert. Überhaupt – die Neue Deutsche Welle Ende der 1970er Jahre als bundesrepublikanischer Ableger der Punk- und Wave-Bewegung in Großbritannien schlägt immer wieder wohltuend durch.

Der Albumtitel will irritieren, hat aber für Torsun leider einen sehr ernsten autobiografischen Hintergrund

Seit einiger Zeit leidet er an rheumatischer Arthritis und ist damit auf Medikamente angewiesen. Für ihn ist das Musikmachen mit allen körperlichen Schwierigkeiten in den Knochengelenken daher auch ein Teil der Eigentherapie. Was für uns auf Platte so lässig klingt, zum Mitschwingen und Tanzen einlädt, dürfte ihm im Entstehungs-prozess nicht immer so locker und flockig von der Hand gegangen sein.

Das Album ist dabei grandios dicht gepackt, nicht ein einziger Hänger, es fließt dahin und lädt zum unbedingten Zuhören ein.  Frei von jedweder Patentlösungen ist es auch politisch motiviert.

Bei dem Titel „Band der Vollidioten“ mit den Crackhuren als Chor kriegen auch Frei.Wild ihr verdientes Fett ab. Bravo!

„Wie lange?“ – ein richtiger Kracher:

„Wie lange kann man hier noch leben ohne durchzudrehen?
Wie lange darf man hier verweilen ohne draufzugehen?
Wie lange kann man hier noch glauben, dass es besser wird?
Wann folgt die Weitsicht und die Einsicht, dass man hier verliert?“

Auch der niederländische Nationaltorhüter Edwin van der Sar kommt am Ende noch zu späten Ehren.

„Pop stinkt!“ – ich möchte das Wörtchen nicht hinzufügen. Der populären Musik nähert sich das Album immer wieder an. Warum auch nicht – etwas mehr Popularität ist Egotronic durchaus zu wünschen. Mit diesem Album müsste dies mühelos gelingen.

Und ich? Ich freue mich auf das anstehende Konzert im Würzburger Cairo?

© Gerald Langer


Tracklist

1. Intro
2. Die Natur Ist Dein Feind
3. Gluecksversprechen
4. Ich Will Nicht Rein
5. Nicht Dazu Gehoer’n
6. Kruemel (Feat. Kulla)
7. Noch Nicht Vorbei
8. Oh Oh
9. Neurosen Im Garten
10. Pop Stinkt!
11. Wie Lange?
12. Raubzuege (Feat. Christough!)
13. Die Band Der Vollidioten (Feat. Crackhuren-Chor)
14. Edwin Van Der Sar (Dackelblut-Cover)
15. Outro


Line-Up

Torsun – Gesang, Bass
Kilian (seit 2013) – Synthesizer
Chrü (seit 2013) – Gitarre
Reuschi (seit 2013) – Schlagzeug


Tour

13.03.2014 – Leipzig (DE) Täubchenthal
14.03.2014 – Hagen (DE) Pelmke
15.03.2014 – Wiesbaden (DE) Schlachthof
16.03.2014 – Düsseldorf (DE) Tube
17.03.2014 – Münster (DE) Cafe Sputnik
18.03.2014 – Bonn (DE) Bla
19.03.2014 – Stuttgart (DE) Keller Club
20.03.2014 – Heidelberg (DE) Häll
21.03.2014 – Würzburg (DE) Cairo
22.03.2014 – Saarbrücken (DE) Garage
02.04.2014 – Bayreuth (DE) Das Zentrum
03.04.2014 – Wien (AT) Werk
04.04.2014 – Basel (CH) Hirscheneck
05.04.2014 – Augsburg (DE) Soho
18.04.2014 – Chemnitz (DE) Atomino


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