Zu Besuch in den Amazing Sound Studios Gottesgab

Amazing Sound Studios

Ort: Gottesgab
Hörprobe: Studiomonitore der Fa. Strauss Elektroakustik GmbH
Datum: 15.01.2022



1. Auf der Suche nach dem reinen Klang

Samstagnachmittag, ein trübes Wochenende ohne Schnee zeichnet sich ab. Eigentlich möchte man gar nicht groß vor die Tür gehen. Die Pandemie wirkt sich seit bald zwei Jahren auch auf meine Unternehmungslust aus. Insofern ist der von Markus vereinbarte Hörtermin bei Igl Schönwitz im mittelfränkischen Gottesgab nicht nur ein Privileg, sondern ein Geschenk. Der Kontakt war über den von Schönwitz betriebenen YouTube-Kanal zustande gekommen.

Die Fahrt führt uns über Land, Markus bezeichnet den gewählten Kurs schmunzelnd als „Mercedes Experience“. Als Routenoption hatte ich versehentlich die Option „kürzeste Strecke“ eingestellt.

Um 15:15 erreichen wir unser Ziel in einer Idylle gelegen, in einem von einer Vielzahl von Weihern geprägtem Landstrich.

Die Amazing Sound Studios finden wir aufgrund der uns vorliegenden Wegbeschreibung sehr schnell. Igl Schönwitz tritt gleich vor die Tür, wir schreiten das zugehörige, sehr großzügige Grundstück ab. Hier scheint über Jahre hinweg ein Ort der Einkehr entstanden zu sein.

Mitnichten haben Markus und ich die Absicht, hier ein neues Album einzuspielen.

2. Strauss Elektroakustik

Unser Fokus liegt als begeisterte Musikhörer auf den dort zum Einsatz kommenden Monitorboxen von Strauss Elektroakustik, insbesondere auf dem „Überflieger“ SE-MF-2.1.

Nach dem kleinen Spaziergang an der frischen Luft treten wir in das Raumkontinuum der Amazing Sound Studios ein. Die hintereinander geschalteten Räume haben allesamt einen mehr oder minder stark ausgeprägten Sichtbezug zum Wasser. Damit verfügen sie sprichwörtlich über eine weitere Quelle der Inspiration.

Unser Hauptaugenmerk gilt dem Herzstück der aus Gründen der Raumakustik ohne rechten Winkel auskommenden Architektur, dem Arbeitsplatz von Igl Schönwitz. Es ist exakt der Ort, der auch immer wieder in seinen lehrreichen Videos eine gewichtige Rolle spielt.

3. Amazing Sound Studios: Im Reich der Töne

Hinter dem riesigen Mischpult von Stage Tec mit seinen beeindruckend vielen Reglern und dem zentral montierten Monitor für die Audiobearbeitungs-Software blicken links und rechts die mächtigen SE-MF-2.1, das Stück 110 kg schwer, UVP: ab 34.272 Euro/Stück, hervor.

Wir sind im Reich der Töne angelangt. 

Das technische Know How wird zwischen Igl und Markus, der erst kürzlich die Arbeit an seinen eindrucksvoll arbeitenden heimischen Aktivboxen vollendet hat, ausgetauscht, ich bin eher in der Rolle des seit Jahrzehnten konsumierenden und genießenden Musikhörers dabei.

Bei unserem Besuch steht somit die bestmögliche Darstellung von Musik im Mittelpunkt, nicht die Aufnahmetechnik.

4. Musikhören über Studiomonitore

Studiomonitore entlarven „Misstöne“ erbarmungslos. Beim Mixing, beim Zusammenfügen der verschiedenen Tonspuren, geht es darum, diese „Schieflagen“ zu entdecken und zu eliminieren.

Nach Korrektur kann man sich über diese Monitorboxen das gelungene Ergebnis anhören. Dies soll natürlich möglichst verfärbungsfrei passieren.

Monitorboxen bieten dabei, vorausgesetzt, das Ausgangsmaterial ist entsprechend optimiert, einen Musikgenuss allerhöchster Güte.

Uns wurden von Igl Schönwitz ausschließlich WAVE-files (44.1 kHz/16 bit) gereicht, keinerlei HiRes-Material.

20220115 Amazing Sound Studios © Gerald Langer 16

Dazu durften wir abwechselnd den bequemen Sitzplatz von Igl Schönwitz vor dem Mischpult einnehmen. Die großen Monitore sind selbstverständlich exakt auf diesen Arbeitsplatz ausgerichtet.

Die uns servierten Klangbeispiele begeisterten uns.

Die Boxen bauten nicht nur eine sensationelle Bühne auf, sie ziehen den Hörer geradezu mit auf diese virtuelle Bühne.

Es folgte eine abwechslungsreiche musikalische Verköstigung aus den Genres Jazz (Diana Krall), Pop (Sting) oder Electro (Yello), die mundet und begeistert.

5. Klangreinheit kann auch irritieren

Bei Peter Gabriel’s Red Rain, zu diesem Zeitpunkt hielten wir uns schon bei dem „Einstiegsformat“ an Monitoren, den SE-NF-3, aus dem Hause Strauss Elektroakustik auf, wurde ich tatsächlich etwas nachdenklich.

Die vergleichsweise kleinen Monitorboxen enttäuschten keineswegs. Sie klangen sogar äußerst kräftig, solange man die hinter uns liegenden Hörproben beim „ausgewachsenen Geschwisterpaar“ ausblendete.

Die Qualität der Aufnahme von Red Rain selbst konnte mich erstmals nicht so recht überzeugen. Einige hundert Male hatte ich diesen Song bis dato sicherlich schon gehört.

Nach dem Intro wirkte die Instrumentierung – Tony Levin (Bass), David Rhodes (guitar), Daniel Lanois (guitar) und Jerry Marotta (drums) – wenig differenziert, schlichtweg unangenehm laut und übersteuert. Ein regelrechter Klangbrei.

Der Eindruck war bei den großen Monitorboxen, zu denen wir anschließend wieder zurückwechselten, nicht wesentlich anders, was wiederum für die analytische Qualität auch der kleinsten Vertreter der Spezies aus dem Hause Strauss Elektroakustik spricht.

Igl Schönwitz senkte den digitalen Gesamtpegel von Red Rain etwas ab, um Übersteuerungen zu vermeiden. Über die großen Monitorboxen klang Red Rain nun tatsächlich etwas angenehmer, aber eben auch etwas blutleerer.

Beim Schreiben dieser Zeilen im Nachgang zum Erlebten höre ich Red Rain daheim auf verschiedenen Quellen – als hochaufgelöstes Streaming-File über eine kleine Soundbar, in der Vinyl-Version, als Wave- und HiRes-File über die heimische Anlage.

Ich bin unterm Strich sehr zufrieden, wenngleich ich mir Red Rain seit dem letzten Samstag nicht mehr ganz vorbehaltlos anhören und einfach nur genießen kann.

In Peter Gabriel’s Real World Studios hat man offensichtlich sehr bewusst die Regler bei der Instrumentierung bis zum Anschlag gedreht, um die raue Stimme Peter Gabriel‘s herauszuarbeiten und im Hörraum schweben zu lassen. Emotional berührt mich dieser erste Song von Peter Gabriel‘s Erfolgsalbum SO nach wie vor,

Vielleicht habe ich nun erstmals ein stückweit die „Rezeptur“ für diesen Song verstanden.

6. Musik und Emotionen

Am Ende geht es bei Musik, der für mich schönsten Form universaler Massenkommunikation, die eben nicht zwingend auf Sprachkenntnisse angewiesen ist, um Emotionen. Offensichtlich muss nicht alles unter rein technischen Gesichtspunkten perfekt sein, um zu gefallen.

„Grunge“ hätte weltweit nicht so erfolgreich sein können, wenn es in der Musik, neben berechtigten high-fidelen Ansprüchen und Aspekten, nicht auch um Emotionen, um ein gewisses Lebensgefühl, ginge, das zu den Zuhörenden transportiert werden möchte.

Natürlich frage ich Igl Schönwitz am Ende, wie er es privat mit dem Musikhören hält.

So richtig nebenbei Musikhören, also zur Zerstreuung, gäbe es bei ihm gar nicht. Technisch nutze er zuhause ein älteres Boxenpaar – die Infinity Kappa 8.2.

Mir ist dieser Schallwandler aus dem Freundeskreis bekannt. Er ist alles andere als frei von Emotionen. Diese Lautsprecherbox spielt bewusst nicht verfärbungsfrei. Igl Schönwitz nutzt genau diese Eigenschaft aus, um final zu verifizieren, wie sich seine Studioproduktionen auf durchschnittlichen Mittelklasse HiFi-Anlagen „übersetzen“. Bei Abmischungen, die auf Strauss SE-MF 2.1 erstellt wurden, gäbe es diesbezüglich aber selten unliebsame Überraschungen.

Und wenn er – Igl Schönwitz – mal richtig, also mehr im Sinne von korrekt, Musikhören möchte, dann blieben ihm ja immer noch seine Amazing Sound Studios.

Diese luxuriöse Wahlmöglichkeit dürfte sich nach Anhören, insbesondere der SE-MF-2.1, jede(r) Musikbegeisterte wünschen.

Joachim Pfeiffer vom HiFi & Musik Journal bringt es auf den Punkt:

„Für diesen Lautsprecher gebe ich mein letztes Hemd“.

Gemeint hat er damit das (mittlere) Modell SE-MF-4 aus dem Hause Strauss Elektroakustik.

Das Pärchen mit zugehörigen Sockeln wird für rund 25.000 Euro angeboten. Die hauseigene Verstärker PA-100 käme mit rund 11.000 Euro nochmals dazu. 

Sicherlich kein Pappenstiel, aber garantiert keine Fehlinvestition für eine Klientel von Klanggourmets mit entsprechendem Geldbeutel.

7. Studiomonitore für daheim?

Dabei sollte man, trotz aller Begeisterung, nicht vergessen, dass natürlich die eigene räumliche Situation neben dem zur Verfügung stehenden musikalischen Ausgangsmaterial für den Genuss eine sehr große Rolle spielt.

Die Aufstellung voluminöser Boxenpaare aus dem Hause Strauss Elektroakustik, die auch in vom Standard abweichenden Oberflächenfarben auf Nachfrage lieferbar sind, ist in einem Wohnraum grundsätzlich vorstellbar.

Doch verlangen diese Lautsprecher m. E. ein akustisch entsprechend optimiertes Umfeld, wenn man die im besuchten Studio erlebte Klangqualität in den eigenen vier Wände nacherleben möchte. Ich denke hier tatsächlich an ein privates Hörstudio.

Vielen Dank an die Amazing Sound Studios, namentlich an Igl Schönwitz, für die wunderbaren Höreindrücke und die viele Zeit, die er sich für uns genommen hat.

Es waren für mich, das eigene Hörbewusstsein hinterfragende und zugleich erweiternde Stunden an einem ganz besonderen Ort, der mir für musikalische Entdeckungsreisen geradezu ideal erscheint.

„Yes, it was really amazing!“


Amazing Sound Studios Gottesgab
Igl Schönwitz Audio Consulting
Stage Tec – Audio Excellence
Strauss Mastering Monitors


9. ….. und am Ende?

© Gerald Langer