The Security Project
Datum: 12.02.2015
Venue: Colos-Saal Aschaffenburg
Show: …..Plays Peter Gabriel 1977 – 1982
Autor: Gerald Langer
Inhalt
Konzertbericht
The Security Project auf den Spuren von Peter Gabriel’s Frühwerk
Aschaffenburg (music-on-net) – Um sich an das Werk von Peter Gabriel der frühen Solo-Jahre ernsthaft musikalisch heranzuwagen, muss man entweder größenwahnsinnig oder wahrlich überzeugt von sich sein, sonst kann ein derartiges Unternehmen schnell im Fiasko enden.
Peinlichkeiten bleiben uns beim heutigen Auftritt von The Security Project, benannt nach dem in den USA Security genannten vierten Soloalbum des Ausnahmekünstlers, definitiverspart.
Die Bandmitglieder haben einen musikalischen Erfahrungsschatz, der weit über den Gabriel’schen Klangkosmos hinausreicht. Einzig der sympathische US-Amerikaner Jerry Marotta war über viel Jahre hinweg Mitglied der Peter Gabriel Band und dortiger Zauberer an Drums und Percussion, die in den Ohren von uns Fans noch heute nachklingen.
Pünktlich um 20:00 betritt das Quintett die Bühne des Colos-Saal. Auffällig ist zunächst nur Trey Gunn, den man im Kilt, Schnürstiefeln zunächst für einen Schotten halten mag. Ansonsten verläuft das individuelle Positionieren zu den ersten Tönen von The Rhythm Of the Heat gänzlich unspektakulär.
Optisch bietet die mehr als zweistündige Show in Aschaffenburg auch wenig. Für eine gute Lesbarkeit der Videoprojektion auf der Bühnenrückwand fehlt es dem Colos-Saal einfach an Raumhöhe. Der Show indes tut dies keinerlei Abbruch. Im Mittelpunkt steht heute Abend allein die Musik des über viele Jahre hinweg zum Superstar avancierten Gabriel. Und diese wird von der Band überzeugend präsentiert.
Yes, they have the touch
Die Stimme von Brian Cummins, der dem Vernehmen nach als kleiner Steppke sein „Coming Out“ mit dem Doppel-Live-Album Peter Gabriel Plays Live (1983) hatte, kommt der des Originals wirklich erstaunlich nahe. Immer wieder muss er schmunzeln, wenn er die Gestik seines großen Vorbildes in die Show einbaut. Sein Charisma reicht an das Gabriels sicherlich nicht heran.
Viel wichtiger aber ist es, dass er dem Frühwerk des Briten Seele einzuhauchen vermag, die die Songs vor dem in Würden ergrauten Publikum unglaublich lebendig werden lassen. Seine Companeros auf der Bühne sorgen dafür, dass diese Pretiosen eben nicht im Plagiat hängenbleiben und zur lächerlichen Covernummer werden.
Auch das „Sich-rücklings-in-das-Publikum-fallen-lassen“, um anschließend auf den Händen der Fans weitergereicht zu werden, unterlässt Cummins bei Lay Your Hands On Me wohlwissend. Selbst Gabriel hatte sich bei derartigen Aktionen schon ordentliche Blessuren zugezogen.
Jerry Marotta erzählt zwischendurch Episoden aus dem frühen Tourleben der Gabriel Band, als diese im Vorprogramm des längst verstorbenen und egozentrischen Frank Zappa auftrat und ihr Set mitten im Song abbrechen musste. Bei der nächsten Show durfte die Band dann exakt dort ansetzen, wo sie zuvor aufgehört hatte. Das alles muss sich wohl während der Frank Zappa Deutschland-Tour im Jahre 1978 ereignet haben, bei der sich Peter Gabriel mit Band in Berlin auch noch mit dem wenig toleranten Zappa-Publikum auseinandersetzen durfte. Das Rätselhafte um Moribund The Burgermeister kann aber auch Jerry nicht lüften.
Der zweite Teil des Auftrittes von The Security Project beginnt mit einem verhaltenen, dennoch packenden Solo von Brian Cummins, der das von der depressiven Dichterin Anne Sexton inspirierte Mercy Street von Gabriels 1986er Album So mit akustischer Gitarre interpretiert.
Das zweite Set empfinde ich insgesamt noch stärker als das erste, gelingt es der Band selbst eine mediokren, allerdings sehr erfolgreichen Song wie Games Without Frontiers klanglich zu veredeln.
Fly On A Windshield und zuvor Lamb Lies Down On Broadway vom gleichnamigen 1974er Doppelalbum der Band Genesis, das mit der sich anschließenden Tour die sogenannte Gabriel-Ära der einstigen britischen Prog-Band final definiert, münden in On The Air.
The Security Project – Finale
Mit dem andächtigen Biko und der weiteren Zugabe „Back In NYC“ geht ein Abend zu Ende, der zwar mehr Zuhörer und Zuhörerinnen verdient hätte, für die Anwesenden eine anspruchsvolle Zeitreise in das noch immer faszinierende Frühwerk des am 13. Februar seinen 65. Geburtstag feiernden, und hoffentlich auch weiter umtriebigen Gabriel ermöglicht hat.
Cheers, P.G.!
Line-Up | The Security Project
Jerry Marotta – drums
Trey Gunn – bass and warr guitar
Brian Cummins – vocals
Michael Cozzi – guitar
David Jameson – keyboards
Setlist | The Security Project
Set 1
- The Rhythm Of The Heat
- I Have The Touch
- Humdrum
- I Don’t Remember
- Moribund The Burgermeister
- No Self Control
- The Familiy And The Fishing Net
- Wallflower
- Lay Your Hands
Set 2
- Brian Cummings Solo Mercy Street
- San Jacinto
- Intruder
- Here Comes The Flood
- Games Without Frontiers
- D.I.Y.
- Lamb Lies Down On Broadway
- Fly On A Windshield
- On The Air
Zugabe
- Jerry Marotta Speaks
- Biko
- Back In New York City