Sparks & Visions 2024
Datum: 19.01. – 21.01.2024
Venue: Theater Regensburg
Initiatorin: Anastasia Wolkenstein
Autor: Gerald Langer
Festivalbericht
Das zweite Sparks & Visions in Regensburg ist vor einer Woche zu Ende gegangen. Das dreitägige Jazzfestival in der UNESCO-Welterbe-Stadt war eine erfolgreiche Fortführung des Debüts vom letzten Jahr, bei dem sich noch vieles ganz neu anfühlte.
Geblieben ist der wunderbare Theaterinnenraum, der Zuhörer:innen immer wieder ob seines Ambientes, aber eben auch im Hinblick auf seine fabelhafte Akustik, zu begeistern vermag. Den Rest besorgte die makellose Tontechnik.
Die ansonsten schmucklose Bühne wurde ein weiteres Mal von Karl Iaros fantastischem, Licht durchtränkten, „Mobile“ leicht psychedelisch, jedenfalls traumhaft, bereichert. Auch hier gilt: „Weniger ist meistens mehr“.
Von den ursprünglich drei aufeinander folgenden Musikabenden mit jeweils drei Künstler:innen sind Freitagabend und Samstagabend geblieben. Am Sonntag schloss das Konzertprogramm im Rahmen einer Matinee mit zwei Konzerten.
Sicherlich ein Zugeständnis an den Theaterbetrieb, der für zwei Abende ausgesetzt war, und gleichzeitig die Erkenntnis, dass es im Allgemeinen schwierig ist, das interessierte Publikum am Sonntagabend für Musikveranstaltungen, zudem auch noch in einigermaßen Kosten deckender Besucherzahl, zu mobilisieren.
Für die Programmauswahl des Sparks & Visions 2024 zeichnete abermals Festivalmacherin Anastasia Wolkenstein verantwortlich.
Die drei Veranstaltungstage waren musikalisch vielfältig und präsentierten unterschiedliche zeitgenössische Spielarten des Jazz.
Die jeweils einstündigen Sets waren das rechte Maß der Dinge, wenngleich ich einigen Künstler:innen gerne länger zugehört hätte.
Die halbstündigen Umbaupausen boten für das Publikum im Foyer nicht nur ausreichend Zeit für Getränke, Snacks und für den Erwerb der passenden Tonträger, sondern auch zum Gespräch.
Die Drei-Gänge-Menüs am Freitag und Samstag, wie auch der finale Nachschlag am Sonntag, dürften mit großer Sicherheit zu überwiegend zufriedenen Gästen geführt haben, die gerne im Januar 2025 wieder dabei sein möchten.
Auch werden die meisten von ihnen es nicht versäumen, eine Empfehlung für diesen „Noch-Geheim-Tipp“ eines jazzigen Wochenendes im Januar weiterzugeben.
Das bayerische Regensburg ist für jeden Städteliebhaber nach wie vor nicht nur eine Reise wert. Gerne bummle auch ich immer wieder tagsüber, aber eben auch am Abend zu den Veranstaltungen, durch die Altstadt.
Hier geht es nunmehr zu den diversen Bildergalerien der insgesamt acht Veranstaltungen des Sparks & Visions 2024:
Freitag, 19.01.2024
Ganna Gryniva, Komponistin und experimentelle Pianistin mit ukrainischen Wurzeln, holt das Publikum am heutigen Abend aus dem Alltag ab. Loops, Samples und ihre Stimme reichten, um auf das vor uns liegende Sparks & Visions 2024 einzustimmen.
Teis Semey, ein dänischer Komponist und E-Gitarrist, begeistert im Quintet. Sicherlich war das ein besonders aufwühlender und zugleich spannender Auftritt am Freitagabend. Der Slogan „Vom Punk zum Jazzer“ beschreibt treffend die Arbeitsweise des eingespielten Quintetts junger Musiker.
Norma Winstone, die britische Jazzsängerin, längst über 80 Jahre alt, aber mit einer immer noch jungen Singstimme, lässt den ersten Konzertabend zusammen mit Kit Downes am Piano – „Kein Ton zuviel“ – ausklingen.
Samstag, 20.01.2024
Wolfert Brederode, Komponist und Pianist aus den Niederlanden, und das Matangi Streicherquartett präsentieren mit „Ruins and Remains“ Kammerjazz vom Feinsten. Das Projekt aus dem Jahr 2018, als Album auf dem Label ECM als Tonträger verfügbar, soll an das Ende des ersten Weltkrieges erinnern. Das Publikum, aber eben auch die Fotografen, verhielten sich hier auffallend still und respektvoll.
Kadri Voorand, Pianistin, Komponistin und Sängerin aus Estland und ihr musikalischer Partner Mihkel Mälgand am Bass, brechen diese andächtige Stille mit ihrem „Gute-Laune-Set“ höchst unterhaltsam auf.
Alfa Mist, britischer HipHop – Produzent und seit vielen Jahren autodidaktischer Pianist, setzt mit seinem Quintett der Grenzgänger den Schlusspunkt unter den Abend. Bestechend für mich sein Trompeter Johnny Woodham.
Sonntag, 21.01.2024
Evi Filippou am Vibraphon und Robert Lucaciu am Bass läuten um 11:00 das Finale ein. Wir erlebten ein musikalisches Traumpaar, dass sich bestens versteht, dabei Ernsthaftigkeit, Witz und Spielwitz zusammenbrachte.
Mit Tord Gustavsen am Piano, Steinar Raknes am Bass und Langzeitpartner Jarle Vespestad am Schlagzeug wurde ein passender Schlusspunkt unter das diesjährige Sparks & Visions gesetzt. Ein bisschen Wehmut nach drei Tagen Musik durfte der norwegische Jazzer, der immer wieder mit dem Piano zusammenzuwachsen schien, gerne verbreiten. Für mich war dieses Trio ein Highlight des diesjährigen Festivals.