Popa Chubby: Colos-Saal Aschaffenburg 2017

Popa Chubby

Datum: 11.03.2017
Venue: Colos-Saal Aschaffenburg
Show: European Catfish Tour 2017
Autor: Gerald Langer



Konzertbericht

Heavy Blues im Rahmen der European Catfish Tour 2017

Aschaffenburg (music-on-net) Der Amerikaner Popa Chubby ist auch in Deutschland kein Nobody.

Davon darf ich mich heute Abend überzeugen, als ich kurz nach 19:30 das/den Colos-Saal betreten möchte und alle Mühe habe, mich mit großer Fototasche an den seitlichen Bühnenrand vorzukämpfen. Mir wird schnell klar, dass sich ein Perspektivwechsel im Laufe des Konzertes schwierig bis gar unmöglich gestalten wird.

Kurz nach 20:00 beginnt das Set des Amerikaners nach Ansage des Roadies „Leon“, der Person, der in der Schlussszene noch eine Rolle zugedacht sein wird, von der wir alle noch nicht wissen.

Popa Chubby’s Blues-Rock mit Power

Chubby ist ebenso kein Traditionalist, er spielt über weite Strecken einen enorm harten, dennoch gefühlvollen Blues im Trio-Format.

Vor allem für diejenigen,  die, wie ich, altersbedingt ein Faible für Hardrock-Bands der 1970er und 1980er Jahre entwickelt haben, bei denen daheim Platten von Led Zeppelin, Black Sabbath, auch von Motorhead („Motorhead Saved My Life“) im Plattenregal stehen, wird sein Schweiß treibender Auftritt, trotz hoher Dezibelzahl, zum Genuss.

Die „Pranken“ dieses – mindestens – Drei-Zentner-Schwergewichts wandern dabei flink über die abgegriffene, auch schon einige Risse zeigende, Fender Stratocaster, die ein Aufkleber „Support Hells Angels Walhall New York“ ziert.

Mit diesem Mann, der sich anfangs nur für einige wenige Momente aus der Sitzposition erhebt, sich dann am Bühnenrand oder eben mal kurz hinter einem kleinen, in der Mitte der Bühne querstehenden Schlagzeug positioniert, um sich mit Drummer Mark Greenberg am Schlagzeug zu duellieren, möchte man sich besser nicht anlegen.

Einige Tributes, unter anderem an Jimi Hendrix und Johnny Winter, hat er in das Programm eingebaut. Das Album „The Catfish“ kommt erst nach gut 45 Minuten ins Spiel. Mittlerweile hat sich Popa Chubby die Ärmel seines XXXXXL-Sweaters hochgezogen und legt einige seiner Tattoos frei.

Nach 110 Minuten scheint sich der Auftritt dem Ende zuzuneigen. Bassist und Drummer verlassen die Bühne. Der Hardcore-Blues-Rocker mutiert zur Blues-Seele und stimmt ein „Halleluja“ an, ein Song aus der Feder vom kürzlich verstorbenen Leonard Cohen und  eine beliebte Vorlage diverser Eigeninterpretationen. Die bekanntesten dürften die von Jeff Buckley und Rufus Wainwright sein.

Mark Greenberg und Andy Paladino kehren nochmals auf die Bühne zurück und geben, das Motiv von Hallelujah zunächst aufnehmend, ein rockiges Finale.

Popa Chubby – der Unkontrollierte

Jetzt könnte alles ein wunderbares Ende gefunden haben. Ich stehe bereits seit einer knappen Stunde im Foyer des Colos-Saal neben der Kasse. Die Enge und die Lautstärke hatten mich in den Vorraum zurückgespült.

Plötzlich steht Popa Chubby einen Meter von mir entfernt und ruft seinen Roadie: „Leon, Leon, Leon – you a..hole!“

Was war geschehen? Der junge Mann hatte den Verkaufsstand für CDs im Hauptraum aufgestellt. Und der wenige Minuten zuvor noch „Peace“ von der Bühne predigende Popa Chubby wirkt plötzlich komplett unkontrolliert. Er fegt, kurz zuvor vom Colos-Saal-Mitarbeiter dort arrangierte, Prospektständer vom Kassentisch, knallt sie förmlich in die Ecke. Danach hält er Leon, der gerade eingetroffen ist, eine fürchterliche Standpauke.

Was er doch für ein Idiot sei, dass er sich zunächst im Hauptraum positioniert hätte. Hier am Ausgang kämen schließlich  alle Zuschauer vorbei. Nimmt den Pappkarton voller CDs und schüttet sie Wut entbrannt auf die Tischfläche.

Ich benötige kein Exemplar mehr, habe das Album vor einigen Monaten bereits hier besprochen.

Diese Art von Bühnenabgang hat mir im Nachhinein den Genuss des Abends doch etwas verdorben.

Aber: „There is no business like show business!“ Stimmt!


Line-Up

Popa Chubby – Guitar, (drums)
Mark Greenberg – drums
Andy Paladino – bass


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Popa Chubby – Colos-Saal Aschaffenburg – 11.03.2017 © Gerald Langer


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