Jazzwoche Burghausen 2024
Datum: 12.03. – 17.03.2024
Venue: Burghausen – Stadtsaal und Wackerhalle
Initiator: IG Jazz Burghausen
Autor/Fotograf: Gerald Langer
Sechs Tage Jazz in Oberbayern
Erlebnisreiche Musiktage in Burghausen liegen gerade hinter mir. Die Bildergalerien sind mittlerweile online. Ich erlaube mir, diesen schönen Marathon noch einmal in wenigen Worten Revue passieren lassen.
Der Dienstagabend war auch in diesem Jahr wieder dem Burghauser Nachwuchs-Jazzpreis vorbehalten.
Das Urteil der Jury hinsichtlich der Reihenfolge der Preisträger geht sicherlich in Ordnung. Der junge Italiener Simone Locarni war der erste Solist, der in die Endauswahl kam und dann auch noch den ersten Preis gewann. Dass er am darauf folgenden Mittwochabend auch in der größeren Wackerhalle im Vorprogramm zur Legende am Bass – Ron Carter – bestehen konnte, spricht jedenfalls für ihn.
Ron Carter im Foursight Quartet lieferte erwartungsgemäß einen souveränen, aber auch stark emotionalisierenden Auftritt. Sein andächtiges Winken und Innehalten beim Verlassen der Bühne wird den Zuhörer:innen sicherlich genauso in Erinnerung bleiben wie sein berührendes Konzert selbst.
Der Donnerstagabend mit den großen Klangkörpern um die junge Britin Laura Jurd und dem Österreicher Christian Muthspiel samt seinem Orjazztra Vienna dürften die Zuhörer:innen bei dieser Jazzwoche inhaltlich mit am stärksten gefordert haben. Beide Bandleader boten mitnichten Jazz zum Zurücklehnen, sondern zum Teil virtuose Achterbahnfahrten mit disziplinierten Soli.
Am Freitagabend präsentierte sich in der Wackerhalle zunächst Samuel Blaser mit Band. Der Hybrid aus Jazz und Reggae zündete bei mir persönlich nicht so, sehr wohl aber beim übrigen Publikum.
Anschließend betrat Keziah Jones zunächst solo die Bühne, klimperte einige Songs, bevor (endlich) seine Begleitband die Bühne enterte und ein furioses Finale mit tiefsten „funky“ Bässen bot.
Man könnte auch sagen: Keziah Jones war besonders stark im Abgang!
Das Publikum riss er mit seiner Show nicht nur sprichwörtlich von den Stühlen.
Was hat Keziah Jones eigentlich in den letzten Jahren gemacht? An diesem Abend in Burghausen war er am Ende mit seiner leicht lasziven Ausstrahlung unglaublich präsent.
Der Samstagnachmittag gehörte wieder einmal dem Blues.
Die Wackerhalle zeigte sich entsprechend gut gefüllt. Die Nigerianerin Justina Lee Brown und der US-Amerikaner D. K. Harrell, der sich in jeder Hinsicht am Vorbil B.B. King orientiert, erreichten ihr Publikum im Handumdrehen und hatten sichtlich viel Spaß auf und vor der Bühne.
Der Baustein „Blues* bleibt ganz sicher eine wesentliche Komponente, um neue Zuhörerschaften für die Jazzwochen in Burghausen zu erschließen.
Am Abend entschied ich mich für das Angebot im Stadtsaal und damit gegen die Wackerhalle. Den optionalen Pendelverkehr zwischen diesen beiden Spielorten nahm ich somit nicht in Anspruch. Auf die Konzerte des Ana Carla Maza Quartets und von Black Lives – from Generation to Generation verzichtete ich.
Mit der getroffenen Schwerpunktsetzung darf ich allerdings mehr als zufrieden sein.
Das Kölner Vokalquartett Of Cabbages And Kings klang zauberhaft. Man verzeihe mir das Knarzen der Dielen, als ich mich zum Fotografieren möglichst samtfüßig durch den Stadtsaal zu bewegen versuchte.
Monika Roschers Bigband erlebte ich anschließend das erste Mal live. Ich war als Zuhörer mindestens genauso begeistert, wie der mittelfränkische Wirbelwind von seiner exzellenten Band. Die meisten Fotos bei der diesjährigen Jazzwoche habe ich von diesem phänomenalen Auftritt gemacht.
Am Sonntag gönnte ich mir noch die drei Auftritte der Sparte Next In Jazz. Zusammen mit den Auftritten zum Burghauser Jazz-Nachwuchspreis bilden diese jeweils etwa einstündigen Sets die Klammer für ein vielfältiges Programm der diesjährigen 53. Jazzwoche Burghausen.
Schön war’s. Nun muss ich mich etwas erholen und die vielen Eindrücke sinken lassen.
Übrigens:
Vom 25.03. bis zum 30.03.2025 findet die 54. Jazzwoche Burghausen statt.
Die Konzertveranstaltungen in Bildern
Jazzwoche Burghausen: Dienstag, 12.03.2024, ab 19:00
Veranstaltungsort: Stadtsaal Burghausen (14. Nachwuchs-Jazzpreis)
Horntet (PL) | zur Bildergalerie
Simone Locarni (IT) | zur Bildergalerie
Loek van den Berg Quintet (NL) | zur Bildergalerie
Tamas Jurists Group (HU) | zur Bildergalerie
Bliss (NO) | zur Bildergalerie
Jazzwoche Burghausen: Mittwoch, 13.03.2024, ab 20:00
Veranstaltungsort: Wackerhalle Burghausen
Simone Locarni | zur Bildergalerie
Ron Carter Foursight Quartet (USA)| zur Bildergalerie
Jazzwoche Burghausen: Donnerstag, 14.03.2024, ab 20:00
Veranstaltungsort: Wackerhalle Burghausen
Laura Jurd Ensemble | zur Bildergalerie
Christian Muthspiel & Orjazztra Vienna | zur Bildergalerie
Jazzwoche Burghausen: Freitag, 15.03.2024, ab 20:00 Veranstaltungsort: Wackerhalle Burghausen
Samuel Blaser | zur Bildergalerie
Keziah Jones | zur Bldergalerie
Jazzwoche Burghausen: Samstag, 16.03.2024, ab 13:30
Veranstaltungsort: Wackerhalle Burghausen, Nachmittagsprogramm Blues
Justina Lee Brown | zur Bildergalerie
D.K. Harrell | zur Bildergalerie
Jazzwoche Burghausen: Samstag, 16.03.2024, ab 20:00
Veranstaltungsort: Stadtsaal Burghausen, Abendprogramm
Of Cabbages And Kings | zur Bildergalerie
Monika Roscher Bigband |zur Bildergaleri
Jazzwoche Burghausen: Sonntag, 17.03.2024
Veranstaltungsort: Stadtsaal Burghausen, ab: 16:00
Programm: Next in Jazz
Phalanx | zur Bildergalerie
Emma Rawicz | zur Bildergalerie
Siea | zur Bildergalerie
Noch einige wichtige Daten am Schluss
Rund 7.000 Besucher und Besucherinnen konnte die IG Jazz in diesem Jahr verzeichnen. Insbesondere der Anstieg der Nachfrage nach Festivalpässen zeigt, dass das reichhaltige und auch anspruchsvolle Programm auf viele offene Ohren der Musikliebhaber und -liebhaberinnen von Nah und Fern stieß.
Ob Solo-Acts wie der Gewinner des Nachwuchspreises Simone Locarni oder Großformationen wie das Orjazztra des Österreichers Christian Muthspiel, ob eher filigran wie die A-cappella-Gruppe Of Cabbages And Kings oder der musikalischer Parforceritt einer Monika Roscher Bigband, das Publikum zeigte große Offenheit und Neugierde.
Mit der neuen Location JUZ gelang es ebenfalls, ein junges Publikum anzusprechen und den etablierten Konzertorten Wackerhalle und Stadtsaal einen Gegenpol zu bieten: „Wir wollten die jungen Leute in den Jazz „reinschnuppern“ lassen und jetzt sind umgekehrt die Ü40 mal ins JUZ gekommen. Hier wollen wir offen sein für Entwicklung, so wie es unsere Musik ja auch ist,“ so Andreas Bentlage von der IG Jazz.
Wer nicht dabei sein konnte oder einfach noch einmal sein Lieblingskonzert erleben möchte, dem bietet BR Klassik über die ARD Mediathek und auf br-klassik/concert für mindestens 30 Tage Videostreams aus der Wackerhalle an.
Danach werden alle Konzertvideos nochmal bildlich und klanglich bearbeitet und zum 30. April (International Jazzday) in der ARD Mediathek als Konzertfilme released und im Nachhinein eine 45-minütige Fassungen vom BR Fernsehen und/oder auf ARD alpha ausgestrahlt.
Auch im Radio ist die 53. Internationalen Jazzwoche Burghausen noch einmal zu erleben:
07. April 2024, 0.03 bis 2 Uhr: radioJazznacht auf Bayern 2, Highlights
19. April 2024, 23.05 bis 0 Uhr: Jazztime auf BR-KLASSIK, Laura Jurd
26. April 2024, 23.05 bis 0 Uhr: Jazztime auf BR-KLASSIK, Of Cabbages and Kings
Weitere Radiotermine wird es im Laufe des Jahres auf BR-KLASSIK und auf Bayern 2 geben.
© Dem Pressetext der IG Jazz Burghausen entnommen.