Henrik Freischlader Band
Datum: 24.10.2012
Venue: Stattbahnhof Schweinfurt
Autor/Fotograf: Gerald Langer
Inhalt
Konzertbericht
Reife Leistung eines noch jungen Bluesgitarristen aus Wuppertal
Schweinfurt (music-on-net) Spricht der Blues nur die etwas älteren Semester an? Im Foyer des Stattbahnhofs Schweinfurt stehend, beschleichen mich derartige Gedanken. Allerdings komme ich mir dabei heute lebensaltersmäßig sehr gut platziert vor.
Der große Saal füllt sich erst nur zögerlich. Die Show soll eigentlich um 20.30 Uhr beginnen. Ich warte natürlich geduldig ab und finde so – am Bühnenrand stehend – Zeit für Gespräche mit anderen Musikbegeisterten.
Henrik Freischlader hat sich erkennbar eine nicht unendlich große, aber dafür sehr treue Fangemeinde erspielt. Leider ist mein Stammplatz zum Fotografieren von Henrik Freischladers riesigem Requisitenkoffer, der mit allerlei Gitarren gefüllt ist, schon okkupiert worden. Ganz schön mutig von dem jungen Musiker. Keine Ehrfurcht vor dem Alter.
Kurz nach 21.00 Uhr betritt die Freischlader Band die Bühne und legt auch gleich los mit Stücken aus dem aktuellen Album House In The Woods. Feiner Blues aus Wuppertal, sauber und nahezu rein präsentiert. Dazwischen immer freundliche und scherzende Ansagen von Henrik Freischlader, auch zum eigenen Merchandising.
Freischlader wird in der nächsten Woche gerade einmal dreißig Jahre alt. Seine – musikalisch aktive – Altersklasse bewegt sich überwiegend in anderen Regionen der Unterhaltungsmusik. Was mag ihn wohl bewegt haben, sich als Autodidakt dem Blues zu verschreiben?
Konzertfotos
Es gesellen sich mitunter auch rockigere Töne seinen Songs hinzu. Dadurch gewinnt das Set etwas an Vielfalt, gibt der Band auch die Möglichkeit, sich musikalisch etwas breiter zu präsentieren, ja auch noch etwas jünger und ungestüm zu erscheinen.
Die Songs seines neuen Albums sind gut, die wahren Perlen sind aber die Stücke, die er im Studio allesamt alleine eingespielt hat und die von seinem Partner, dem Tontechniker Martin Meinschäfer, produziert wurden.
Der Song The Bridge ist ein solches Meisterwerk. Die Stimme von Henrik Freischlader mit leichten Halleffekten versetzt, langsam gespielt, ein etwas trockenes Schlagzeug, noch etwas „huhu“ zum Mitsingen des Publikums – ganz große Klasse.
Hier begreift man die enorme Kreativität des Singer-/Songwriters, der mit der jetzigen Bandbesetzung das Publikum, welches zunächst etwas – vielleicht altersbedingt – reserviert erscheint, mehr und mehr begeistert. Großen Anteil am Steigen des Stimmungsbarometers hat eine überschaubare Gruppe junger Musikhörer direkt vor der Bühne. Blues ist eben doch nicht nur Musik für das obere und immer breiter werdende Ende der Alterspyramide. „Mit grooven und mit moven“, es funktioniert noch.
Ein weiterer Höhepunkt – Breakout mit einem herrlichen „Gitarre-Bass-Keyboard-Antwortspiel“. Moritz Fuhrhops Orgelspiel erinnert dabei an die Rockmusik der 1970er Jahre, Theofilos Fotiadis konzentriert am Bass und ein gefühlvoll bis explosiv aufspielender Björn Krüger am Schlagzeug wachsen hier über sich hinaus. Man könnte ihnen ewig zuhören. Die Improvisation dauert entsprechend lang, bleibt dabei aber spannungsgeladen.
Mit einem rockigen “Come Together” der Beatles und einer letzten Bluesnummer des aktuellen Albums geht ein wirklich hochklassiger, beinahe zweistündiger Konzertabend zu Ende!
Und, Henrik, denk‘ bitte an Deinen Gitarrenkoffer. Der Platz ist eigentlich da, um………. Du weißt schon!
Setlist
1999 – Take The Blame – Nowhere To Go – I Loved Another Woman – Stop Breaking My Heart – Longer Days – The Bridge – Two Young Lovers – Sisters – Breakout – Hear You Talking – With The Flow – House In The Woods
Encore: Come Together (Beatles) – Won’t You Help me