Potsch Potschka Band
Datum: 26.10.2015
Venue: Colos-Saal Aschaffenburg
Autor: Gerald Langer
Inhalt
Konzertbericht
Alles nur ein Déjà vu?
Aschaffenburg (music-on-net) – Die kurze und intensive Schaffensphase der deutschen Band Spliff ist längst passé. Ende der 1970er Jahre war die Formation aus der Polit-Rock-Band „Lokomotive Kreuzberg“ hervorgegangen. Danach waren Reinhold Heil, Manfred Praeker, Herwig Mitteregger und Bernhard „Potsch“ Potschka für zwei Alben die legendäre Nina Hagen Begleitband.
Mit der „Spliff-Radio-Show“, einer Rockopera von 1980, folgte die weitere Verselbständigung, die bereits 1982 mit „85555“ einen Album-Klassiker deutschsprachiger Rockmusik im Nachgang der sogenannten Neuen Deutschen Welle abwarf.
Noch im selben Jahr erschien der Longplayer „Herzlichen Glückwunsch“, „Schwarz auf Weiss“ von 1984 markierte bereits den Split von Spliff im darauf folgenden Jahr. Die Solo-Karrieren der Protagonisten wurden zunehmend wichtiger.
Ich selbst hatte zu dieser Zeit ein besonderes Faible für Herwig Mitteregger’s Veröffentlichungen entwickelt.
Nachdem Bassist Manfred Praeker im Jahr 2012 verstorben ist, Heil und Mitteregger kein Interesse an einer Reunion haben dürften, ist das Angebot von Potschka, einen „Spliff Reload“ im Rahmen der Veröffentlichung seines aktuellen Albums „Potsch Potschka In Rock“ zu präsentieren, extrem verlockend.
Aus Würzburg, der Heimatstadt Potsch Potschkas, hat sich infolgedessen eine kleine Delegation nach Aschaffenburg aufgemacht.
Das Interesse am „Reload alter Spliff-Songs“ dürfte dabei bei den meisten Zuhörern größer sein als das am neuen Album. Das weiß natürlich auch Potschka, der eine Setlist entworfen hat, die neues und bekanntes Material geschickt auszubalancieren versucht.
Potsch Potschka mit Band rocken denn auch ohne Wenn und Aber. Keine Keyboards weit und breit. Das Thema Flamenco, was Potschka eine Zeitlang beschäftigt hat, spielt heute Abend keine Rolle, denn schließlich ist heute „Montag – da fliegt die Kuh“.
Der Bass kommt hart, die Stimme von Walter Batzler wird entsprechend gefordert.
Insbesondere bei den neu arrangierten Spliff-Songs wird allerdings deutlich, wie stark und unverrückbar diese zeitgeistigen Stücke der frühen 1980er Jahre mit der Urformation Spliff und mit der besonderen Phrasierung der schrägen Lyrics durch Herwig Mitteregger und Reinhold Heil verknüpft sind, wenn man sie denn nicht rein instrumental präsentieren möchte.
Doch gilt auch hier: „No risc, no fun!“
Und Potschka fährt Risiko bei den Arrangements der alten Songs. Den letzten Song im Zugabenset – „Am Rand der Welt“ vom Album Schwarz auf Weiss ist einer meiner persönlichen Favoriten – habe ich erst gegen Ende überhaupt wiedererkannt.
Das Publikum indes genießt die Momente des gemeinsamen Erinnerns in vollen Zügen und spendet fleißig Applaus.
„Alles hat seine Zeit“ – dies gilt eben auch für Spliff.
Ich habe jedenfalls nun richtig Appetit auf das Original bekommen. Ihre (Vinyl-) Alben werde ich noch heute Abend aus dem Regal ziehen, damit sie sich nach etlichen Jahren wieder einmal auf dem Plattenteller drehen.
Im vorgerückten Lebensalter spielt das Erinnern eben eine immer größere Rolle. So auch bei mir.
Und schon sehe ich ihn wieder vor mir, den roten Hugo, der tot im Seil hängt!
Oder ist das alles vielleicht doch nur ein Déjà vu? Egal!
Line-Up
Walter Batzler – Gesang
Bernhard Potschka – Gitarre
Wolfy Ziegler – Bass
Johannes Zeiss – Drums
Setlist
Love’s A Dinasaur
Lifeboat
Spliff-Jingle
Déjà vu
Keep Your Feet On The Ground – Jingle
Das Blech
Midnight Train To China
Active Shadow
Herzlichen Glückwunsch
Yesterday
Heut Nacht
When The World was New
Wysocki-Collefge-Jingle
Jeruslaem
Did I Find Love
Radio
Jamaican Getaway-Jingle
Carbonara
Patience
Spliff-Jingle
Jetset Star
Notausgang
Black Sun
Zugaben:
Dead Man Suit
Rand der Welt
Tour-Daten
27.10.15 Unna – Lindenbrauerei
28.10.15 Hamburg – Logo
29.10.15 Lübeck – Riders Café
01.11.15 Berlin – Postbahnhof Club