Thorbjørn Risager & The Black Tornado: Blues-Club Baden-Baden 2021 (Live)


Thorbjørn Risager & The Black Tornado

Datum: 18.09.2021
Venue: Blues-Club Baden-Baden
Website
Autor/Fotograf: Jörg Neuner


Line-up | Thorbjørn Risager & The Black Tornado 

Thorbjørn Risager – vocals and guitar
Emil Balsgaard – piano and organ
Joachim Svensmark – guitar and back-up vocals
Hans Nybo – saxophone and back-up vocals
Peter Kehl – trumpet/flg horn and back-up vocals
Søren Bøjgaard – bass / synthbass / samples
Martin Seidelin – drums and back-up vocals


Setlist | Thorbjørn Risager & The Black Tornado 

1

If You Wanna Leave
Burning Up
Sin City
Come On In
The Way You Make Me Feel
Insomniac Boogie
Through The Tears
Long Forgotten Track
Hold My Lover Tight

2

Rock’n’Roll Ride
In The Back Of My Mind
Never Givin In
Over The Hill
I Used To Love You
Train
Maybe It’s Allright
All I Want

Encore

Baby Please Don’t Go
All Your Love


Tourdaten 2021 | Thorbjørn Risager & The Black Tornado

14.10.21 Kammgarn Internationales Blues-Festival, Kaiserslautern
12.11.21 Kulturbastion, Turgau
13.11.21 Blues & Boogie Night Scala, Ludwigsburg
14.11.21 Theaterstübchen, Kassel
18.11.21 Bluesgarage, Hannover
17.12.21 Quasimodo, Berlin

Und weitere Konzerte 2022 auf https://risager.info/tour-plan/


Konzertbericht

„Wirbelsturm in Baden-Baden“ – Thorbjørn Risager zum vierten Mal im Blues-Club zu Gast

Ein frischer Wind weht durch Baden-Baden: Hunderte, tausende? Besucher strömen zum SWR3 New Pop, wenn auch dieses Jahr ohne Festival. Weiter hinten im Oostal beginnt dagegen die Saison der Wirbelstürme. Über der Ostsee hat sich ein Sturm zusammengebraut, der ausgehend von Dänemark eine Spur der Begeisterung über Clubs in Hannover und am Niederrhein gezogen hat und nun mit voller Härte den Löwensaal in Lichtental trifft.

Im Auge des schwarzen Tornados steht Thorbjørn Risager mit Schlips und Anzug und seiner eindringlichen Stimme, die er von fast warm und weich bis zu einem kratzigen Reibeisen modulieren kann – so ungefähr von, sagen wir,  Huey Lewis bis in Richtung Ray Charles. Für den andauernden Drehimpuls des Sturms sorgen die rockigen Töne und Soli von Joachim Svensmark an der Lead-Gitarre und die soulig-jazzigen Noten von Hans Nybo am Sax und Peter Kehl an der Trompete.

Thorbjørn Risager
20210918_Thorbjoern-Risager_Blues-Club-Baden-Baden-©-Joerg-Neuner_18.jpg

Und genau dieser Mix bricht schon mit der ersten Nummer heftigst über das Publikum herein – als letzte Warnung:  If You Wanna Leave. Aber zu spät … trotz der vier Meter breiten Corona-Schutzzone vor der Bühne wird das Publikum von dem mitreißenden Sog komplett erfasst. Gitarre und Saxophon sorgen mit ihren Soli gleich noch für ein paar Extra-Umdrehungen.

Sin City – könnte das Baden-Baden sein? so die Frage ans Publikum auf Deutsch –  wird von Martin Seidelin am Schlagzeug in Schwung gebracht und von Svensmarks nächstem Gitarrensolo weiter angetrieben. Letzterer beschwört damit ein wenig den Geist von Kurt Cobain, mit zerrissenen Jeans und losem Hemd, hinter den langen Haaren über seine Strat gebeugt – der krasse Gegensatz zu Risagers klassischem Blues-Outfit. Eine weitere Wendung nimmt diese Nummer dann durch Nybos Einsatz mit einem Percussion-Set, das der Tornado irgendwo aufgesammelt haben muss: eine mit dem Schraubenschlüssel geschlagene Diamant-Sägescheibe im Wechsel mit einem .. Glockenstab? Dargeboten mit der Ernsthaftigkeit des Philharmonie-Perkussionisten in ausgefeilt dramatischer Choreographie.

Ebenfalls vom letztjährigen Album, der Titelsong Come On In. Dominiert vom Sound der Bläser und Thorbjørn Risagers ureigener, prägnanter Stimmfarbe, wenn er das Reibeisen ausgeschaltet hat.

Der Insomniac Boogie beginnt mit noch ein paar zusätzlichen Umdrehungen durch Emil Balsgards Piano – das Highlight des ersten Sets stammt eigentlich aus dem Seiten-Projekt der beiden als Duo, wird hier aber über die ganze Band ausgerollt. Die Solos von Piano und einem glühendem Saxophon steigern sich über mehrere Minuten und bringen das Publikum zum Toben – insoweit es sich auf den festen Plätzen diszipliniert toben lässt.

Dann Through The Tears – drei Takte vom Piano und zwei halbe Lungenfüllungen Blech, und der Stax-Sound ist present. Danach wird es mystisch: der Long Forgotten Track behandelt einen längst toten Trucker, der seine unwissende Lady chauffiert – entsprechend schaurig gerät das Vocal-Duett der verschworenen Horn-Section und das Gitarrensolo wabert über die Bühne wie Bodennebel.

Fazit nach dem ersten Set – diese noch viel  gruseligeren Corona-Wirrungen lassen einen ja immer wieder innehalten, ob auch alles korrekt ist: Ja, alles korrekt. Das 2G-Publikum schart mit den Hufen, aber jeder brav auf seinem Platz. Man ist ja dankbar, dass Angebot und Nachfrage wieder ein bisschen in die Balance kommen und genießt mit Gleichgesinnten. Und bitte: MEHR davon!!

Bitte sehr:

Rock’n’Roll Ride. Powerslide von der Leadgitarre. Reibeisen von Thorbjørn Risager. Hammerschläge von Seidelin. Jazz von den Hörnern. Spannend, was man alles in eine Nummer packen kann.

Und gleich weiter mit instrumentalen Leckerbissen: In The Back Of My Mind mit packendem Slide auf der Dobro.

Noch packender das Intro zu Never Givin in: Svensmark greift sich einen Geigen-Bogen und streicht seine Les Paul …geht über zum Bottleneck … die Bläser schweben davon, die Drums holen sie wieder auf den Boden.

Over The HillSøren Bøjgaard treibt die Meute mit dem Bass im Rockabilly-Takt vor sich her.

Verschnaufen – Risagers Slow-Blues-Solo in I Used To Love You.

Weiter – Train fährt ab. Dobro bottleneck. Fliegendes Saxophon und Publikum im Hi-speed-Synchron-Clapping.

Maybe It’s Allright angefeuert von der bass drum, das Keyboard schiebt rockig nach. 

Keyboard mit allen Registern offen, Schlagzeug-Stakkato, Turbo-Gitarrensolo im Fast&Furious-Modus – All I Want!

Yeah!!

Zugabe geht trotzdem noch: Baby Please Don‘t Go – ALLES GUT! Niemand will gehen!

Und – steht nicht auf der Setlist: All Your Love, die Verbeugung vor B.B. King, der den 10-jährigen Thorbjørn Risager derart inspiriert hat, dass er jetzt seit fast 20 Jahren auf der Bühne steht. Und auch noch mit fast den gleichen Leuten.

Danke, B.B!

Fazit nach dem zweiten Set – und einem Jahr Abstinenz: Die Dänen sind nicht nur die hartnäckig glücklichsten Typen auf diesem Planeten, sie machen auch andere Menschen ein bisschen – viel – glücklicher!


Neues auf der Blues-Club Spotify-Playlist:



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