Sigur Rós: Jahrhunderthalle Frankfurt am Main 2013 (Live)

Sigur Rós

Datum: 24.11.2013
Venue: Jahrhunderthalle Frankfurt am Main
Support: I Break Horses
Autor/Fotograf: Gerald Langer

Konzertbericht

Wenn der Vorhang fällt!

Frankfurt am Main (music-on-net) – Nahezu dauerhaft bewölkte Herbsttage im November sind in unseren Breitengraden nicht unbedingt Balsam für die Seele. Mit nordeuropäischen Ländern assoziiert man auch nicht unbedingt eine kuschelige Gemütlichkeit, die dem einen oder anderen hilft, diese Jahreszeit besser zu überstehen. Dauerhaft kuschelig wird es beim heutigen Konzert in der Frankfurter Jahrhunderthalle zwar nie, warm ums Herz aber schon.

Support: I Break Horses aus Schweden

Als Support spielt das live zum Trio erweiterte schwedische Duo I Break Horses. Mit dem Debütalbum Hearts haben Maria Lindén und Kollege Fredrik Balck ein veritables Werk geschaffen, die nächste Veröffentlichung, der Long-Player Chiaroscuro steht unmittelbar bevor.

Bildergalerie | I Break Horses

I Break Horses - Jahrhunderthalle Frankfurt am Main 2013 © Gerald Langer
I Break Horses – Jahrhunderthalle Frankfurt am Main 2013 © Gerald Langer


Eine halbe Stunde schwelgerische Keyboardsounds, die fragile Stimme von Lindén und ein fein akzentuierendes Schlagzeug bereiten den Boden für die nachfolgende isländische Kultband. Schade nur, dass die Schweden ihr komplettes Set hinter „isländischen – nicht schwedischen – Gardinen“ spielen müssen und somit als Personen auch nur sehr schemenhaft vom Publikum erfasst werden können, wenn man nicht gerade einen der besonders begehrten Stehplätze direkt am Fotograben ergattert hat.

Sigur Rós

Der beschriebene Vorhang ist wesentlicher Bestandteil der Bühnendramaturgie von Sigur Rós, die mit dem heutigen Konzert in Frankfurt und dem tagsdrauf folgenden in Düsseldorf im Zuge der Veröffentlichung ihres aktuellen Albums Kveikur zum zweiten Male in diesem Jahr in Deutschland zu Gast sind. Bereits im Februar 2013 gastierten sie zunächst in München und Berlin, später in Dresden, auch bei den sommerlichen Southside- und Hurricane-Open-Airs waren sie mit von der Partie. Wahrscheinlich haben sie dort die Wärme aufgenommen, die sie verschiedentlich heute Abend dem überwiegend deutschen Publikum wenigstens zum Teil wieder zurückgeben wollen.

Die beiden ersten Songs werden hinter besagtem Vorhang präsentiert, der als feine Membran das bloße audiophile Erleben, die Konzentration auf die Musik in den Mittelpunkt rücken mag, aber zumindest aus Rücksichtnahme auf den Support verzichtbar wäre. Sei’s drum, Sigur Rós arbeiten ohnehin seit Jahren recht kompromisslos. Nach dem Ausscheiden von Kjartan „Kjarri“ Sveinsson sind sie im Kern zum Trio geschrumpft, auch wenn sie sich heute Abend als eine insgesamt elfköpfige Live-Band mit Background-Sängerinnen und Bläserinnen präsentieren.

„Kveikur“ heißt übersetzt Kerzendocht. Wie Kerzen wirken auch die auf langen Ständern montierten Glühlampen, die wie Kerzen am Weihnachtsbaum die Bühne mit warmen Farbtupfern besprenkeln. Diese Sparsamkeit wird immer wieder konterkariert durch eine wohlüberlegte Lightshow unter Einspielung überwiegend abstrakt gehaltener Filmchen, die zusammen genommen für immer neue Lichtsituationen sorgen.

Bildergalerie | Sigur Ros

Sigur Ros - Jahrhunderthalle Frankfurt am Main 2013 © Gerald Langer
Sigur Ros – Jahrhunderthalle Frankfurt am Main 2013 © Gerald Langer


“Wie das Land, so die Leute“ verspricht der Werbeslogan eines norddeutschen Bierproduzenten. Auf die Bandformation von der zweitgrößten europäischen Insel, geprägt von einer eher kargen waldlosen Landschaft, dafür aber bedacht mit einer Vielzahl von Flüssen, Seen, Wasserfällen und Vulkanen mag das besonders zutreffen.

Dem Plätschern eines Bachlaufes folgt plötzlich ein gewaltiger musikalischer Vulkanausbruch – die Stille kontrastiert mit dem Lärm, das Schnelle mit dem Langsamen. Es sind die Kontraste, die Gegensätze, die die Klangbilder von Sigur Rós auszeichnen und das Konzert spannend machen. Und dann noch diese unglaubliche Falsettstimme von Jón Þór Birgisson (Jónsi), die schier Gläser zerspringen lassen möchte.

Mit einem fulminanten Pooplagid wird der Schlusspunkt unter ein gut neunzigminütiges Konzert gesetzt. Allzu verständliche Zugabeforderungen des nimmersatten Publikums werden wohl erkannt, das nukleare Trio um Jónsi kommt daraufhin höflich zur nochmaligen Verabschiedung ein zweites Mal auf die Bühne, dem Publikumswunsch wird dennoch nicht nachgegeben. Die Isländer sind eben kompromisslos. Wunderschön war’s trotzdem.

„Takk“.


Setlist | Sigur Rós

Setlist - Sigur Rós - Jahrhunderthalle Frankfurt am Main 2013
Setlist – Sigur Rós – Jahrhunderthalle Frankfurt am Main 2013

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