Schmidbauer & Kälberer: Kulturhalle Grafenrheinfeld 2015 (Live)


Schmidbauer & Kälberer

Datum: 25.02.2015
Venue: Kulturhalle Grafenrheinfeld
Show: Wo bleibt die Musik – Tour 2015
Website
Autor/Fotograf: Gerald Langer


Konzertbericht

Einfach den Moment geniessen

Grafenrheinfeld (music-on-net) – „Wo bleibt die Musik?“ Diese Frage lässt sich heute Abend leicht beantworten. Sie findet in der ausverkauften Kulturhalle in Grafenrheinfeld statt, welche das Duo Schmidbauer & Kälberer nicht zum ersten Male beehrt.

Vor allem die „Generation 50 plus“ scheint sich vom Musizieren der beiden Künstler angesprochen zu fühlen. Das musikalische Konzept ist zwar nicht trendy, aber doch alles andere als hausbacken. Überwiegend akustische Musik trifft auf im oberbayerischen Dialekt vorgetragene und gesungene Texte, die das genaue Zuhören lohnen.

Der Sound von Beginn an optimal den räumlichen Verhältnissen der Kulturhalle angepasst und klar. Die Bühnenausleuchtung sparsam. Der rückwärtige Bühnenvorhang wird überwiegend in wechselnden Blau-, Rot- und Grüntönen angestrahlt.

Irgendwelche spektakulären Aktionen finden bei Schmidbauer & Kälberer nicht statt. Der gesamte Auftritt lebt vielmehr von der inneren Ruhe und Gelassenheit, die die beiden Protagonisten nach zahllosen gemeinsamen Shows ausstrahlen.

Kein Song ihres umfangreichen Repertoires bringt diese Geisteshaltung besser auf den Punkt als der „Momentnsammler“, der gleich als zweiter Programmpunkt serviert wird. Es geht hier letztlich um die Kernfragen unseres Lebens und Strebens. Um die Freude an den kleinen Dingen, die nicht unbedingt eine Frage des Wohlstandes sind, sondern eher ein Problem unserer mehr und mehr verkümmernden Wahrnehmung der Welt in ihren wesentlichen Details.

Schmidbauer moderiert souverän und pointiert den ohne Pause exakt zweistündigen Auftritt, der Karriererückblick und selbstverständlich auch amüsante Promotion des aktuellen – elften – Albums „Wo bleibt die Musik?“ ist.

Sehr bildhaft schildert Schmidbauer die Ödnis deutscher Fußgängerzonen, die auch vor der bayerischen Landeshauptstadt  nicht Halt macht. Dort gäbe es kaum mehr richtige Straßenmusik, dafür viele freudlose Menschen, denen auch der getätigte Konsum kein Lächeln mehr ins Gesicht zu zaubern vermag.

Ganz anders verhielte es sich diesbezüglich in Istanbul, wo Schmidbauer vor einigen Jahren glaubte, eine musikalische Auszeit nehmen zu müssen und ihm prompt Gegenteiliges widerfuhr. Folgenlos blieb das natürlich nicht. Mit dem nachgereisten Kälberer teilte er sich das Erlebnis. Herausgekommen ist danach, wie sollte es denn anders bei Momentensammlern sein,  der Song „Istanbul“.

Martin Kälberer musiziert an diversen Percussionsintrumenten, Akkordeon und am Keyboard. Er ist Multiinstrumentalist mit einer scheinbar nicht zu stillenden Neugier an exotischem Equipment. Zu diesem zählt auch der sogenannte „Hung“, der einst in der Schweiz produziert wurde. Schmidbauer hatte ihn für seinen Kollegen beim Münchner Tollwood-Festival entdeckt.  Äußerlich sind tatsächlich die von ihm beschriebenen Merkmale eines Doppel-Woks, eines UFO und vielleicht des Schildes von Majestix erkennbar. Nach der etwa dreißigminütigen Pause lernen wir auch das Nachfolgemodell des Hung optisch und akustisch kennen – das „Gubal“. Die Schweizer sind wirklich ein findiges Volk.

Schmidbauer & Kälberer wagen sich an U2’s One

U2’s „One“ wird als „Oans“ neuinterpretiert und verliert dabei nicht an Faszination. Die dazu erzählte Geschichte vom „coolen Spuler“ an der Rewind-Taste des Cassettengeräts im klapprigen Peugeot, der durch den Einbau übergroßer Lautsprecherboxen zum Zweisitzer mutierte, ist so witzig und nachvollziehbar wie die Erinnerung an alte Vinylplatten und Plattenläden. Um diese Episoden wirklich minutiös nachvollziehen zu können, muss man tatsächlich auch ein gewisses Alter erreicht haben, was im Nachhinein die Altersstruktur des Publikums erklärt.

Glanzvoll und staubfrei präsentiert wird das über dreißig Jahre alte „Strandlied“, das spürbar die Energie des Entstehungsortes an der Küste Kenias in den frühen 1980er Jahren atmet.

„Mandela“ beschließt mit eifrigem Refraingesang des mittlerweile stehenden Publikums das eigentliche Set. Im Zugabenteil unter anderem ein sehr hörenswertes Cover von Sting’s Fields Of Gold.ASchmidbauer & Kälberer planen leider auszeit

„Am Ende ist alles gut. Und wenn’s nicht gut ist, ist’s auch nicht das Ende“ – so Schmidbauer.

Es war (leider) gut! Insofern muss man sich tatsächlich sorgen, ob dieses Duo nach der für 2016 angekündigten Auszeit nochmals zusammen finden wird.

Daher sollte man sich den aktuellen Tourplan von Schmidbauer und Kälberer genau ansehen. Am 10. Mai 2015 spielen sie jedenfalls im Würzburger Stadttheater. Eine weitere Chance speziell für die Unterfranken!




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