On.Stage.Photo
Datum: 02.09.2014
Venue: Hauptbahnhof Frankfurt am Main
Autor: Jörg Klingner
Inhalt
Konzertbericht zur Ausstellung
Ausstellungseröffnung zur Konzertfotografie im Frankfurter Hauptbahnhof am 2. September 2014 mit kurzen Sets von The Brew und The Crazy World Of Arthur Brown
Frankfurt am Main (music-on-net) – Eine groß angelegte Wanderausstellung zur Konzertfotografie, initiiert vom Hochschulprojekt ON STAGE der HFG (Hochschule für Gestaltung) in Offenbach, startete am 02. September 2014 in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn und dem deutschen Rockmagazin eclipsed im Frankfurter Hauptbahnhof, bevor sie dann Mitte September nach Köln umzieht.
Diese in zwei Teile getrennte Ausstellung von Konzertfotografien zeigt einerseits die Arbeiten der am Projekt beteiligten Studenten, im anderen Teil werden die Konzertfotos der größten Vertreter der Rockfotografie ausgestellt. Parallel dazu können die Zuschauer mittels eines QR-Codes auf den Fototafeln die zu den Fotos dazugehörigen Songs kostenlos anhören, um so beim Betrachten der Fotografien den visuellen Eindruck noch zu verstärken.
Die Sponsoren der Ausstellung On.Stage.Photo hatten zu dieser Eröffnung zwei Bands eingeladen, um vor dem Hauptbahnhof in Frankfurt live zu spielen. The Brew aus aus dem nordostenglischen Grimsby und The Crazy World of Arthur Brown, eine britische Psychedelic Rock-Band um den Sänger Arthur Brown.
On.Stage.Photo: The Brew
Um 18:15 Uhr beginnen The Brew ihr Konzert auf einer sehr übersichtlichen Rockbühne, da aufgrund der derzeit durchgeführten Bauarbeiten eine größere wohl zu argen Platzproblemen geführt hätte.
Die Band besteht aus dem Bassisten Tim Smith, seinem Sohn Kurtis Smith am Schlagzeug und dem Gitarristen und Sänger Jason Barwick. Gegründet haben sie sich 2005 und zuletzt ihr Album Control im Februar 2014 herausgebracht.
Stilistisch sind sie irgendwo zwischen Led Zeppelin, Stevie Ray Vaughan und The Who anzusiedeln. Seit einiger Zeit gelten sie als Geheimtip in Sachen Hardrock. Und The Brew zeigen in ihrem 45-minütigen Set, was man braucht, um guten und harten Rock zu zelebrieren: Eine Gitarre, einen Bass und ein Schlagzeug. Trotz der sehr überschaubaren Zuschauermenge (ca. 250 ZuhörerInnen) legen sie von der ersten Minute los und spielen sich quer durch ihre Alben.
Die Songs werden mit enormen Druck auf die begeisterte Menge abgelassen, man sieht allen dreien die Freude über den gemeinsamen Auftritt an. Keine Starallüren, die Musik steht im Vordergrund. Und Gitarrist Jason Barwick zeigt, dass er von den Großen wie z. B Jimmy Page seine Technik erlernt hat. So bearbeitet er in einem ihrer Songs seine Gitarre mit einem Geigenbogen wie einst Jimmy Page, ohne wie ein Plagiat zu wirken; als Hommage an Led Zeppelin werden gegen Ende des Liedes noch ein paar Soundfetzen von Dazed and Confused mit eingebaut. Stillstehen ist auch nicht seine Sache, ständig läuft und springt er auf der Bühne herum, um seiner Gitarre auch noch die letzten entscheidenden Noten abzuringen.
Schlagzeuger Kurtis Smith erinnert in seiner Brachialität, wie er sein Schlagzeug bearbeitet, etwas an Keith Moon, den anscheinend auch eine Hassliebe mit seinem Schlagzeug verband. Bei seinem Schlagzeug-Solo drischt er so auf sein Instrument ein, dass man meint, er wolle es zerstören. Nur sein Vater bleibt der ruhende Pol in diesem Trio.
Insgesamt ein viel zu kurzer Auftritt, aber mit einer Vehemenz und Intensität gespielt, als hinge das Leben aller drei Musiker davon ab.
Wer The Brew einmal selbst live erleben will, im Rahmen ihrer Herbsttour machen sie am 04.10. in Würzburg (B-Hof) und am 07.10. in Nürnberg (Hirsch) Station.
On.Stage.Photo: The Crazy World Of Arthur Brown
Nach einer kurzen Umbaupause erklimmt dann Arthur Brown die Bühne. Bekannt wurde der 1942 geborene Sänger, aus Whitby, England stammende Künstler durch seine exzentrischen Vorführungen mit brennenden Helmen und Nacktauftritten. Sein nach seiner damaligen Band benanntes Debütalbum “The Crazy World of Arthur Brown (1968)“ und der darin enthaltene, einzige Hit „Fire“ bescherte ihm Überra-schungserfolge beiderseits des Atlantiks. In den 1970ern nahm er drei psychedelisch orientierte Platten mit seiner damaligen Band „Arthur Brown’s Kingdom Come“ auf, ehe er sich 1974 weitestgehend vom Musikbusiness zurückzog, um zu meditieren.
Erst 1993 trat er wieder auf, jedoch zwang ihn ein Schlaganfall bei einem Konzert im Jahre 1994, wiederum bis 1999 zu pausieren. Seitdem tritt er in unregelmäßigen Abständen bei Festivals auf und absolviert kleinere Tourneen.
Mit Masken vor den Gesichtern kommen zunächst die Musiker auf die Bühne und beginnen die Show, bevor dann Arthur Brown, The God Gf Hellfire, folgt, ebenfalls mit Gesichtsmaske und Irokesen-Helm. Er diente einigen Künstlern, wie Alice Cooper, Marilyn Manson, Peter Gabriel oder George Clinton als Vorbild hinsichtlich Make-up und und Bühnen-Outfit. Vor dem zweiten Song werden die Masken dankenswerterweise abgenommen.
Seine Show ist skurril, die Kleidung scheint die Hippie-Phase leicht lädiert überstanden zu haben und seine Gesichtsmimik erinnert manchmal an Voodoo-Zeremonien. Die Stimme erreicht lange nicht mehr das ehemals über mehrere Oktaven reichende Spektrum. Aber der Mann ist 72 Jahre alt, in dem Alter bekommen andere noch nicht einmal mehr einen klaren Satz heraus.
Er fasziniert das Publikum trotzdem mit seiner Vehemenz und Spiritualität, mit der er den Leuten seine versponnenen Songs näher bringt. Die extrem junge Begleitband ist absolut spielsicher, angefangen bei der Gitarristin Nina Gromniak, bis hin zum Keyboarder, der durch die spielerische Beherrschung seines Intruments besticht. Das fällt auf, als Arthur Brown ihm während eines Stückes das Keyboard entwendet und der Keyboarder trotzdem unter Einsatz akrobatischer Einlagen seinen Part fehlerfrei zu Ende bringen kann.
Präsentiert werden unter anderem Stücke wie „Zimzamzim“ aus seinem letzen Album, fehlen dürfen natürlich nicht „I put a spell on you“ und natürlich am Ende des Sets sein Hit „Fire“, der durch Improvisationen in die Länge gezogen wird, was Meister Brown dazu verleitet, einen kleinen Ausflug ins Publikum zu unternehmen, während auf der Bühne die Tänzerin Angel Flame in einem phantastischen purpurfarbenen, mit Goldflügeln ausgestatteten Kostüm auf die Bühne kommt und zu tanzen beginnt.
Jetzt wird es wirklich richtig psychedelisch und surreal, während der Meister zurück auf die Bühne kommt und ebenfalls mittanzt. Crazeeee……!!!
So endet furios nach fast zwei Stunden ein von Gegensätzen gekennzeichneter Konzertabend, der den sonst von etlichen Drogen-abhängigen und Alkoholikern bevölkerten Vorplatz des Frankfurter Hauptbahnhofes endlich mal in einem positiveren Licht erscheinen lässt.
Eckdaten
ONSTAGE.PHOTO mit The Brew & The Crazy World Of Arthur Brown
Ort: Frankfurt am Main, Hauptbahnhof
On.Stage.Photo. Setlist – The Brew (nicht chronologisch)
Six Dead
Every Gig Has A Neighbour
Reached The Sky
Master And The Puppeteer
Imogen Molly
Crimson Crystal Raindrops
A Smile To Lift The Doubt (Drum Solo)
A Million Dead Stars
The Brew – Diskografie
The Brew (2006)
The Joker (2008),
A Million Dead Stars (2010)
The Third Floor (2011)
Live in Europe (2012)
Control (2014)
Arthur Brown – Diskografie
The Crazy World of Arthur Brown (1968)
Galactic Zoo Dossier (1971)
Kingdom Come (1972)
Journey (1973)
Dance (1975)
Chisholm in My Bosom (1977)
Faster Than the Speed of Light (1979)
Speak No Tech (1981)
Requiem (1982)
Brown, Black & Blue (1988)
Strangelands (1989)
Tantric Lover (2000)
Vampire Suite (2003)
The Voice of Love (2007)
The Magic Hat (2012)
Zim Zam Zim (2013)
On.Stage.Photo – Bildergalerien
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The Brew
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