Letlive: Stattbahnhof Schweinfurt 2013 (Live)

Letlive

Datum: 21.09.2013
Venue: Stattbahnhof Schweinfurt
Support: The American Scene, Night Verses
Autor/Fotograf: Gerald Langer

Konzertbericht

Californian Alternative & Hard-Core

Schweinfurt (music-on-net) – Es gibt diese Abende, an denen man nach einigen Tagen Ruhe einfach mal wieder in einem kleinen Club die unmittelbare Intensität eines Hard-Rock-Konzertes erleben möchte. Der heutige Samstagabend passt da ausgezeichnet.

The American Scene

Als erster Support ist The American Scene angekündigt.

Vier junge Burschen aus Berkeley/Kalifornien. Der Funke mag beim knapp halbstündigen Set nicht so recht überspringen. Dies liegt wohl in erster Linie daran, dass sie recht stoisch nebeneinander stehen und jede unnötige Bewegung vermeiden. Welche Klasse diese Band hat, stellt sie heute Abend leider nicht unter Beweis. Höre beim Schreiben dieser Zeilen gerade ihr aktuelles Album „Safe For now“. Melodic-Hard-Rock – sicherlich nichts revolutionär Neues, aber dafür perfekt arrangiert mit Ohrwurmqualität!

Setlist | The American Scene

Night Verses

Mit der relativen Beschaulichkeit ist es nach kurzer Umbaupause für die nachfolgenden Night Verses schon bald vorbei.

Die Band aus New York und Fullerton/Kalifornien hat gerade mal ihr Debütalbum veröffentlicht und wirkt auf der Bühne dank ihres Frontmanns Douglas Robinson und ihres Drummers Aric Improta selbstbewusst und hochexplosiv. Das unter anderem auch mit Totenkopf markierte Feld vor der Bühne ist das Aktionsfeld ihres Shouters Douglas, in dem er sich schier die Seele aus dem Leib schreit.

Zwischen Rock, Alternative und Progressive sortieren sie sich selbst ein. Für mich sind sie im Vergleich zu The American Scene sicherlich die stärkeren Rocker, The American Scene haben indes die feineren Songs.

Doch am Ende läuft alles auf „den Act des Abends“ hinaus.

Letlive

Letlive liefern Punkrock härtesten Kalibers. Als Intro ein bisschen in die Irre führenden Gospel vom Band, dann eine exaltierte Show von Jason Aalon Butler, der sich auf den Boden wirft, ins Publikum stürmt, den Raum in der dritten Dimension auslotet, alles erklettert, was sich nur erklimmen lässt und zwischendurch auch immer wieder zu erkennen gibt, wie wohl er sich in Schweinfurt fühlt. Der Kleine Saal des Stattbahnhofs ist heute sein Käfig, aus dem er immer wieder auszubrechen versucht. Das überwiegend junge, meist männliche, Publikum sucht seine Nähe, greift sich das Mikro und übt sich ebenfalls im „Shouten“.

Gute 75 Minuten wildester Rockshow im Schweinfurter Stattbahnhof gehen kurz vor Mitternacht zu Ende. Auch ich bin erschöpft, hatte mich sicherheitshalber in eine „ruhige“ Ecke verkrümmelt.

Keine 24 Stunden später schunkeln und gröhlen die Gewinner der Bundestagswahl zu „An Tagen wie diesen“ vor unser aller Augen auf dem Fernsehbildschirm. Ja, die Toten Hosen (der Name ist mittlerweile leider Programm) sind schon längst im Mainstream angekommen, im Gegensatz zu den heute Abend im Stattbahnhof aufgetretenen kalifornischen Bands, die uns wachgerüttelt und durchgeschüttelt haben.

Setlist Letlive