High End München 2018: Ein Mekka für Musikliebhaber

High End München 2018

Venue: M.O.C. München
Datum: 12.05.2018



Motto der High End 2018: „Listen To The Music“

München (music-on-net) – Es ist Mai, das Wetter passt, nicht zu warm, ideale Bedingungen für einen Messebesuch beim M.O.C. Veranstaltungscenter München. Dort hat seit Donnerstag, den 10. Mai, die HIGH END SOCIETY Hersteller von HiFi-Komponenten aus allen Herren Länder um sich geschart und bietet sowohl für Fachhändler als auch den interessierten Besucher ein an einem Tage eigentlich nicht zu bewältigendes Programm.

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High End Muenchen 2018 © Gerald Langer

Meine Versäumnisse

Da mir nur der Samstag zur Verfügung steht, muss ich mir leider einige Veanstaltungen des Rahmenprogramms, die mich sehr interessiert hätten, entgehen lassen.

So war ich nicht dabei, als Prof. Till Brönner den Ehrenpreis der Schallplattenkritik entgegennahm, auch nicht als die norwegische Sängerin Kari Bremnes als Markenbotschafterin und Verfechterin sehr guter Klangqualität auf ihren Tonträgern eine Autogrammstunde gab.

Auch das Quartett der Kritiker hätte ich gerne erlebt, halte ich die Musikkritik natürlich für sehr wichtig, um gerade auf Künstler aufmerksam zu machen, die sich in Nischen bewegen und höchstwahrscheinlich weder die ganz großen Konzerthallen bespielen, noch Tonträgerverkäufe im sechs- oder siebenstelligen Bereich erzielen werden, was heute ohnehin nur noch wenigen Musikern, die keineswegs die besten sein müssen, gelingt.

Meine Besuchsstrategie bei der High End 2018 München

Ich lasse mich ganz einfach etwas treiben, schaue mich um und vergleiche das diesjährige Angebot mit dem der High End 2016, als ich das letzten Mal diese alljährlich stattfindende Messse, die regelrecht zum Mekka für Musikgenießer geworden ist, besucht habe.

Einige Anbieter scheinen ihren Stammplatz auf der üppig vorhandenen, aber restlos ausgebuchten, Ausstellungfläche gefunden zu haben, einige Anbieter fehlen diesmal.

Das Angebot an kleinen und feinen Komponente für den kleineren Geldbeutel scheint etwas zugenommen zu haben. Nubert füllt zwei Vorführräume, die allerdings, als ich passiere, proppendicke voll sind. Die Luft steht dort, sie ist regelrecht zum Schneiden, so dass nur die wirklich Hartgesottenen dort durchhalten können. Bei allem vorhandenen Interesse trete ich hier schon bald den Rückzug an, meinen mit Kamera und Infomaterial gefüllten Trolley hinter mir herziehend.

High End München 2018: Spirituelle Erfahrungen

Ich finde schon einige Vorführräume, bei denen die Markenrepräsentaten großartige Ketten an Komponenten zusammengestellt haben, diese zudem mit der ideal darauf abgestimmten Musik versorgen und mich und viele andere Besucher zum Träumen bringen. Dies gelingt auffallend häufig unter Zuhilfenahme von Röhrengeräten, die in teilweise abgedunkelter Umgebung aufgrund ihres Leuchtens den Musikgenuss wahrlich zur „Messe“ werden lassen. Musik quasi als spirituelle Erfahrung.

Aber auch im sogenannten Class D-Bereich gibt es mittlerweile ein reichhaltiges Angebot, das Musikateien in unterschiedlicher Auflösung zu veredeln und Musik umglaublich luftig im Hörraum zu staffeln weiß.

Vinylspieler haben sich auf der Messe etabliert. Das Angebot ist reichaltig, auch für den (Wieder-)Einsteiger in das genußvolle Hören von schwarzem Gold.

In den Studios fällt allerdings auf, dass sich die Plattenteller häufig drehen, ohne dass der Tonarm auf einer Schallplatte aufliegt. Als Quelle fungiert vereinzelt noch die Compact Disc, sehr viel häufiger die nicht haptisch greifbare hochauflösende Datei. Stichwort: HiRes.

Die Formatvielfalt, in der Musik mittlerweile gereicht wird, ist leider auch zum Dilemma der High-End-Produkte geworden. Zum einen erkennt man die Sehnsucht der „Freaks“, Musik zum Greifen zu genießen, auch das statisch aufgeladene Knistern der Schallplatte geduldig zu ertragen oder gar ein sündhaft teures Masterband von Luciano Pavarotti in eine noch viel teurere Tonbandmaschine zu fädeln.

Zum anderen führt die anhaltende Digitalsierung konservierter Musik, die Bedienung und Einregulierung komplexer Anlagen mittels Tablet und passender App bei allem gut gemeinten Perfektionismus zu immer mehr Spielerei, die den eigentlichen Genuß von Musik, das Sich-Zeit-Nehmen für die vom Künstler und seinen Tontechnikern geschaffene Klanglandschaft, hinten anstehen lässt.

Mein Messetag endet im Studio von AVM bei Dire Straits’ „Brothers In Arms“ von Vinyl, bei nur leichtem Knistern. Insbesondere dieser Song des gleichnamigen Albums hat natürlich Referenzqualitäten. Das Album, am 14. Mai 1985 bei uns neben Vinyl auch auf dem damals noch neuen Medium Compact Disc veröffentlicht, voll digital (DDD) aufgenommen, präsentiert die britische Band auf dem Zenit ihres Erfolges.

War die zuletzt gehörte Anlage nun die beste, die ich an diesem Samstag geniessen konnte? Ich kann es nicht sagen. Auf jeden Fall hat sie mich über die Musikalität und die Art und Weise, wie sie diese zu mir als Zuhörer transportierte, zu fesseln gewusst und mich beim Hören komplett entspannt geniessen lassen.

Das hatten zuvor nur Vorführgeräte der Marken Lindemann aus Wörthsee und Voxativ aus Berlin geschafft.

High End München 2018: Wünsche geweckt

Die vielen Höreindrücke musste ich erst einmal verarbeiten. Wünsche wurden freilich geweckt, bestellt habe ich bisher noch nichts, dafür meine daheim vorhandenen Komponenten etwas neu sortiert und kombiniert. Die meisten Geräte klingen noch immer gut, auch wenn es definitiv noch ordentlich Luft nach oben gibt. Dennoch wieder Geld in die Hand nehmen, funktionsfähige Geräte entweder im Keller lagern oder gar verscherbeln? Nein, dazu bin ich so ohne weiteres – noch – nicht bereit.

Am häuslichen Frieden mit meiner ohnehin sehr toleranten Frau liegt mir schließlich viel.

Denn HiFi ist nicht mein einziges Laster!

© Gerald Langer


Impressionen von der High End 2018


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