Don Grusin, Peter Fessler, Randy Brecker: Kurhaus Baden Baden 2015

Don Grusin, Peter Fessler, Randy Brecker

Datum: 13.03.2015
Venue: Kurhaus Baden-Baden
Show: Mr. M’s Jazz Club
Website
Autor/Fotograf: Jörg Neuner



Konzertbericht

New York meets L. A.

Baden-Baden (music-on-net) – Der zweite Abend von Mr. M’s Jazz Club im Benazet-Saal des Kurhauses Baden-Baden verspricht ebenso spannend wie vielseitig zu werden. Am Vorabend hatte Patti Austin den Reigen amerikanischer Jazzgrößen eröffnet, nachdem Pianist Don Grusin bei der Verleihung des Joachim Ernst Behrendt-Preises im Brenner’s Parkhotel die Laudatio auf sie gehalten hatte.

Am heutigen Abend nimmt Meister Grusin nun selbst an den Tasten Platz. An seiner Seite hat er Deutschlands großen Jazzsänger Peter Fessler. Die beiden hatten sich vor einigen Jahren bei einem Konzert kennen gelernt und musikalisch gleich derart verstanden, dass sie bereits ein gemeinsames Album produziert haben. Dazu kommt als Special Guest: Trompeter Randy Brecker. Auf die Verpflichtung dieses Idols seiner Jugend ist Marc „Mr. M.“ Marshall besonders stolz.

Zugleich belegt das gesamte 2015er Line-up die positive Entwicklung dieses kleinen, feinen Festivals seit seinem Start 2008. Initiator Marshall scheint damit auf einem guten Weg zu sein, an die guten alten Zeiten des Jazz in Baden-Baden anzuknüpfen. Nach 2014 ist das Club-Wochenende auch in diesem Jahr ausverkauft. Und die Nachtclub-Atmosphäre rund um die kleine Bühne hat seit gestern auch noch etwas zugelegt; eine Nebelmaschine sorgt für das verruchte Etwas.

Die Bühne ist nun voller Gemeinsamkeiten und einer Premiere. Sowohl Grusin als auch Brecker sind Teil eines Musiker-Brüderpaares. Dons Bruder Dave ist ebenfalls Pianist/Keyborder und beide stehen für den entspannten Westküsten-Groove. Randy und der 2007 verstorbene Michael Brecker haben als Brecker Brothers an der Ostküste neben dem Jazz ihre Wurzeln in Funk, R&B bis hin zum Rock. Randy war auch in Sachen Latin unterwegs. Brasilien wiederum ist die dominierende Färbung bei Peter Fessler, der ebenfalls viel Zeit in USA verbracht hat, aber spätestens nach drei Tönen unwillkürlich einen Zuckerhut über der Bühne erschienen lässt.

Dabei verteilen sich die Töne auf vier stimmliche Oktaven und beschränken sich nicht auf gesungenen Text. Seine Stimme ist ein Multi-Instrument, mit der er seine reale Gitarre mal eben auf der Posaune begleitet oder unglaubliche Lautmalereien in den Gesang einfließen lässt und umgekehrt. Und die Premiere an dieser Konstellation: Grusin aus L.A. und Brecker aus N.Y. mussten bis nach B.-B. kommen, um erstmals gemeinsam auf einer Bühne zu stehen.

Zuerst legen nun Grusin und Fessler alleine los mit Feel Like Making Love von ihrem gemeinsamen Album. Fessler garniert es mal gleich mit einem fulminanten Drum-Solo; ohne Schlagzeug, versteht sich.

Danach erscheint Brecker auf der Bühne und steckt erstmal in aller Gemütsruhe Trompete, Dämpfer und Mikro zusammen. Danach steigt er ganz entspannt ein und schon gibt es nur noch Gemeinsamkeiten: die drei verschmelzen zu einer wunderbaren Einheit, in die jeder seine eigene Note einbringt. Fessler pfeift Olha Theresa auf Brazil im Wechselspiel mit Breckers gedämpfter Trompete; Grusin klimpert versonnen die Pacific Avenue entlang; oder er spielt Piano und Keyboard gleichzeitig, wenn der Song noch eine bestimmte Soundatmosphäre benötigt und Fesslers Stimme gerade anderweitig beschäftigt ist. Fesslers vier Oktaven können dabei auch schon mal innerhalb weniger Takte durcheilt werden.

Nun muss natürlich auch der Hausherr seine Chance nutzen und gesellt sich dazu. Man sieht ihm die Freude an, zusammen mit Brecker, dem Auslöser seiner Jazz-Begeisterung, auf der Bühne zu stehen und You Are Impossible zu singen.

Das Ganze wird wieder umrahmt von einer eingespielten Background-Band, die dann auch Gelegenheit bekommt, hier und da mit einem Solo zu glänzen. Bruno H.M. Müller fegt über das Griffbrett seine halbakustischen Gitarre und Christian von Kaphengst sorgt heute am E-Bass souverän für die Kellertöne. Guido May am Schlagzeug liefert sich mit Fessler eine Percussion-Battle. Mitten im wildesten Scat bringt der es dann fertig, den Hinweis auf den gut bestückten CD-Stand im Foyer einzubauen. Und läutet somit auch das nahende Konzertende ein, von dem uns nur noch zwei Zugaben trennen.

Dies war der zweite Streich. Und kein schlechter…


Konzertfotos | Don Grusin, Peter Fessler, Randy Brecker



Es folgt ein weiterer Club-Abend:

14. März 2015 – Mr. M’s All Stars mit Rigmor Gustafsson, Peter Fessler, Thorsten Goods, Marc Marshall und dem Sofa


Im nächsten Jahr findet der Jazz Club statt vom 17. – 19. März 2016


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