Ana Popovic
Datum: 30.11.2014
Venue: Reithalle Rastatt
Show: Can You Stand The Heat – Tour 2014
Website
Autor/Fotograf: Jörg Neuner
Inhalt
Konzertbericht
Bluesrock statt Minirock
Rastatt (music-on-net) – Zugegeben: Ich hatte Ana Popović noch nicht gekannt. Das war ein Fehler! Zugegeben auch: Bei Spotify war ich zunächst über das Albumcover mit der Strat On Heels gestolpert und hörte ohne große Erwartungen mal rein. Das war allerdings kein Fehler!
Zum Einstieg R&B mit Bläsersatz, dann feinster Bluesrock mit Slide-Guitar und wunder-schönen Gitarren-Soli. In der Biografie finden sich reichliche Verdienste der Serbin in Sachen Blues: zahlreiche Bluesfestivals, Teilnahme an der Jimi Hendrix Tribute Compilation und erste Europäerin, die beim W.C. Handy Blues Awards auftrat. Mittlerweile hat sie sich wohl auch direkt an der Quelle niedergelassen – in Memphis, Tennessee.
Als ich zwei Wochen später die Konzertanzeige entdeckte, war es nun nicht mehr nur das Bild, das mich in die Reithalle nach Rastatt zog. In dem sehr schön renovierten Bau fand sich dann allerdings ein überraschend kleines Publikum ein, das sich im etwas kühlen Ambiente des Bürgersaales etwas verlor.
Als Vorgruppe bieten die Rolling Drunks schon einen ganz fetzigen Akustik-Gitarren-Rock in Deutsch und Englisch und haben ansonsten Verständnis dafür, dass die Gäste für die Dame mit dem Blues gekommen war.
Diese schickt erstmal ihre Truppen vor. Der Bassist schleicht mit dem E-Bass im Anschlag über die Bühne, der Drummer wirbelt kräftig los und der Keyborder haut in die Tasten. Als letztes Popović, die sich den Schlangenleder-Gurt der nicht mehr ganz taufrischen Stratocaster umhängt und sofort voll in die Saiten langt.
Schnell wird klar, dass der Bluesrock dominiert und nicht der Minirock. Und dass sich der Gitarrensound per Effect-Pedals auch mit High-Heels wunderbar verzerren lässt. Zum Glück hat Ana Popovic keinen Nagellack aufgetragen, sonst würde einem wohl doch schwindlig bei dem Tempo auf dem Griffbrett. Aber immer wieder gibt es auch gefühlvoll gezogene Saiten und zwischendrin exzessive Bottleneck-Einlagen. Ana ist deutlich jünger als ihre Gitarre, aber sie holt alles aus ihr raus.
Damit bestreitet sie jede Menge überzeugende eigene Songs, wobei man beim Titelsong der Tour und aktuellen CD „Can You Stand The Heat“ die Blechfraktion aus dem Studio vermisst; es funktioniert aber auch rockiger sehr gut.
Coversongs wie „Rain Fall Down“ von den Stones oder Robert Palmers „Every Kind Of People“ verpasst sie ihre eigene Note. Einer ihrer Standards – und Highlights – ist wohl „Navajo Moon“, bei dem sie 10 Minuten lang im Solo aufgeht wie Altmeister Stevie Ray Vaughan. Das Picking in diesem Stil zieht sich auch sonst recht prägnant durch die meisten Nummern, denen sie lange Gitarreneinlagen verpasst.
Aber auch der Rest der Band ist sehr kraftvoll mit dabei. Der Schlagzeuger Stephane Avellaneda steigt bei seinem Solo schier über das Drum-Kit, der Keyboarder lässt seinen Rotations-Lautsprecher rotieren. Der Bass schleicht weiter um Popović und findet sich immer wieder zum effektvollen Zusammenspiel mit der Gitarre.
Einzig Ihre Stimme hat es dabei etwas schwer, zumindest direkt vor den Boxen an der Bühne geht sie ein wenig unter. Dafür ist es umso faszinierender, das filigrane Gitarrenwerk zu hören – und zu sehen.
Wer es sich auch antun möchte: im Frühjahr 2015 ist Ana Popović wieder in Deutschland unterwegs. Und am 15. Dezember 2014 tritt sie im Aschaffenburger Cool-Saal auf.
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