Alligatoah
Datum: 15.12.2013
Venue: Halle 02 Heidelberg
Support: Sadi Gent.
Autor/Fotograf: Lukas Seufert
Inhalt
Konzertbericht
Vorhang auf für den Rap-Terroristen
Heidelberg (music-on-net) – „Aus dem Slum an die Börse“, nannte die Trailerpark-Crew einst ihren fiktiven Lebenstraum. Für eines ihrer Mitglieder scheint dieser Traum wahr geworden zu sein. Eine – gefühlt – kilometerlange Schlange wartet trotz der eisigen Kälte bereits lange vor dem offiziellen Einlass vor den Toren der Halle 02 in Heidelberg.
Der Grund für diesen Andrang ist der Durchstarter Alligatoah. Auf seiner „Reise nach Jerusalem“-Tour bringt er die Veranstaltungsorte zum Bersten, weshalb das Kulturhaus Karlstorbahnhof als Veranstalter wegen der extrem großen Nachfrage die Halle 02 angemietet hat.
Support des Events ist der Berliner Rapper Sadi Gent, der mit seinem Debüt-Album „Bis Dato“ im Gepäck der riesigen Crowd ordentlich einheizt. Von meinem Platz am Bühnengraben bekomme ich leider nicht sehr viel vom Gesang mit, werde jedoch von brachialen Bassschlägen aus der Box neben mir förmlich erschlagen. Mit fünf seiner Tracks bringt er die jungen Fans ordentlich in Bewegung und die Stimmung steigt spürbar.
Konzertfotos | Sadi Gent
Jetzt verdunkelt sich die Halle und eine Harfe beginnt zu spielen. Selbst die ganz jungen Alligatoah-Fans wissen, dass nun der „Rap-Terrorist“ bald erscheinen muss, seine Stimme ist schließlich schon zu hören.
Aber wer betritt denn da die Bühne? Das ist doch der BattleBoi. Wann kommt den Alligatoah? Da ist er – von oben herab klettert er auf die mit dichtem Nebel geflutete Bühne und startet auch gleich mit dem zweiten Song „Wer weiß“ richtig durch.
Die Setlist besteht vor allem aus den Songs seines im August erschienenen Albums „Triebwerke“, mit dem er bereits zehn Tage nach der Veröffentlichung den ersten Platz der deutschen Albencharts erreicht hat. Er denkt aber auch an seine Fans der ersten Stunde und bringt ein paar Songs aus dem Mixtape „Schlaftabletten, Rotwein 4“ mit ein, selbst sein Kumpel BattleBoi Basti, der während der aktuellen Tour als „ButtlerBoi“ auftritt, darf einen Song performen.
Stilistisch ist Alligatoah alias Lukas Strobel schwierig einem Subgenre des Raps zuzuordnen. Er bedient sich gerne an Elementen des Battleraps. Seine Texte handeln aber nie von dem Leben Strobels persönlich. Er tritt dort in Person von Kaliba 69, DJ Deagle oder dem Terroristen auf. Am besten lässt sich dieses Subgenre mit dem von Alligatoah erfundenen Begriff „Schauspiel-Rap“ beschreiben.
Konzertfotos | Alligatoah
Selbst spielt der 24-jährige Niedersachse Gitarre. In der jüngeren Vergangenheit hat er begonnen, sich auch auf seinen Konzerten selbst mit der elektronischen Gitarre zu begleiten. Die Riffs und Soli, die er spielt, sind nicht besonders anspruchsvoll, passen aber sehr gut zum Rapgesang. Der alte Hase im Game Bushido würde nun wieder sagen: „Das ist kein Hip-Hop mehr“, aber daran scheint sich niemand zu stören. Die Fans bouncen trotzdem bis in die hinteren Reihen.
Allgegenwärtig ist Alligatoahs humorvolles, doch recht hochgestochenes Deutsch. Egal, ob in seinen Songs oder bei den Ansagen, es ist immer Stoff zum Schmunzeln vorhanden. Auch die Aufforderung, einen Suppenkessel zu bilden, wird von den Fans schnell verstanden. Sie wissen, dass nun eine andere Version von Jupp Schmitzs Lied „Es ist noch Suppe da“ folgt. Beim Original bildet sich in der Mitte der Halle wohl kein Moshpit. Bei dieser Version ist es anders! Im Refrain stürmen die Fans in der Mitte der Halle um gemeinsam zu pogen.
Jedes Konzert muss leider zu Ende gehen, auch ein sehr gutes wie dieses. Wie kann man das wohl besser lösen, als durch eine lyrische Beerdigung? Feuerzeuge und Hände steigen in die Höhe, während die Melodie zum „Trauerfeierlied“ einsetzt. Mit den Worten „gern geschehen“ kann sich der Schauspiel-Rapper perfekt verabschieden, verlässt die Bühne und steigt in den „Himmel“.
Etwas fehlt, das war zu spüren. Wo war der wohl bekannteste Song aus seinem aktuellen Album? Will Alligatoah etwa keine Drogen mit seinen Fans nehmen? Mit lautem „Zugabe“-Rufen wird er gebeten, auf die Erde zurück zu kehren. Nachdem „Professor Doktor Gott“ den Vertrag für die Wiederauferstehung unterschrieben hat, kommt er den Bitten seiner Fans nach und betritt ein letztes Mal die Bühne. Natürlich liefert er der Crowd noch den sehr bekannten Song „Willst du“. Textsicher rappen und bouncen seine Fans mit bis zum Schluss.
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