Martin Turner’s Wishbone Ash
Datum: 23.10.2013
Venue: Posthalle Würzburg
Autor/Fotograf: Gerald Langer
Inhalt
Konzertbericht
Nur ein Hauch von Nostalgie
Würzburg (music-on-net) – Die Ankündigung des Konzertes von Wishbone Ash in der Würzburger Posthalle vor einigen Monaten löste bei mir zum einen große Vorfreude aus, zum anderen aber auch eine Skepsis, ob die Musik, die mich insbesondere als Jugendlicher über viele Jahre auf Vinyl und auf Band diverser längst nicht mehr rauschfreien Chromdioxid Kassetten begleitet hatte, nicht fürchterlich entzaubert werden könnte.
Um es kurz zu machen: Die Zweifel sind völlig unbegründet.
Konzert in der Posthalle
Martin Turner’s Wishbone Ash betreten – pünktlich wie die Maurer und ohne vorherigen Support – um halb neun die Bühne und reißen das sichtlich in die Jahre gekommene Publikum, überwiegend männlicher Natur und gut „um die 50“, mit „The King Will Come“ als Opener vom ersten Moment an mit.
Ein auf der Bühne abgestellter, etwas plüschig wirkender, Sessel, auf der vor dem Konzert die E-Gitarre von Gitarrist Ray Hatfield ruht, ist ein Requisit, das einen leicht zu falschen Schlüssen verleiten könnte.
Die Band spielt sicherlich keinen wilden Rock’n’Roll, es ist vielmehr feiner britischer Blues-Rock, der nach über 40 Jahren noch immer das Publikum mitzureißen vermag. Für mich ein gutes Stück weit die Faszination, die vor 40 Jahren das Doppel-Album Live Dates an der heimischen Stereoanlage ausgelöst hatte, weil man noch zu jung, zu wenig mobil für die Konzerte war oder sie sich einfach auch nicht leisten konnte.
Erinnerung an die Originalbesetzung
Vor Jahrzehnten war es allerdings die Originalbesetzung mit Martin Turner am Bass, Ted Turner und Andy Powell an den beiden Lead-Gitarren und Steve Upton am Schlagzeug, die uns mit diversen Album-Klassikern bewiesen hat, wie Rockmusik klingen muss. Die Gründungsmitglieder Martin Turner und Steve Upton waren einst auf der Suche nach lediglich einem Gitarristen für die neu zu gründende Band. Ihrem Unvermögen, sich zwischen den beiden entscheiden zu können, verdanken wir Rockmusik mit zwei Lead-Gitarren, die den Sound auch der aktuellen Formation bis heute maßgeblich prägen. Heute an den Saiteninstrumenten – Danny Wilson und Ray Hatfield, die Martin Turner scherzhaft seine Harmony Twins nennt.
Nach dem Titelsong No Easy Road, stimmlich interpretiert von Danny Wilson, geht es bereits nach 50 Minuten in die Pause. Damit habe ich wirklich nicht gerechnet, andere schon, die die Band bereits einige Male live erlebt haben.
Mit Doctor und Warrior vom sehr erfolgreichen Studioalbum Argus geht es danach munter weiter. Blowing Free ist sicherlich ein würdiger Abschluss für das zweite Set. Die Begeisterung in der Posthalle ist allerdings so groß, dass sich die Band zu zwei Zugaben-Sets hinreißen lässt und das durchweg begeisterte Publikum erst kurz vor elf Uhr entlässt.
Natürlich ist auch ein Hauch Nostalgie im Spiel. Die Rockmusik von Wishbone Ash hat aber offensichtlich nichts von ihrer Faszination verloren, wenngleich sie die großen Hallen längst nicht mehr zu füllen vermag.
Interessant dürfte ein Vergleich mit Wishbone Ash als Band um Andy Powell sein, die ebenfalls regelmäßig auf Tournee geht.
Das Verhältnis von Martin Turner und Andy Powell kann nach der nur kurzen Reunion-Phase von Wishbone Ash zwischen den Jahren 1988 und 1992 als angespannt bezeichnet werden.
„No Easy Road – My Life and Times with Wishbone Ash” – oder der Streit mit Andy Powell
Eine lakonische Nebenbemerkung von Martin Turner am heutigen Abend bei der Bewerbung seiner Autobiografie „No Easy Road – My Life and Times with Wishbone Ash”, dass man dieses Buch möglichst bald erwerben solle, bevor sich die Anwälte von Andy Powell einschalten könnten, lässt diesen Schluss geradewegs zu. Die Laster Sex, Drugs, Rock’n’Roll and Money können allzu leicht in Rechtsstreitigkeiten münden.
Für uns als Zuhörer zählt am Schluss nur die Musik. Und die war wirklich klasse!
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