Younee
Album: Improvisations Live in Germany
Format: CD, Digital
VÖ: 01.11.2024
Label/Vertrieb: Fulminantmusic, FM003CD
Website (Younee)
Inhalt
Rezension (Album)
Es ist nicht ungewöhnlich, wenn ein Live-Album mit einer Anmoderation beginnt. Eher außergewöhnlich ist es allerdings, wenn die Künstlerin auch noch auf einen Impuls aus dem Publikum wartet.
Die „Improvisations Live in Germany“ der südkoreanischen Komponistin und Pianistin Younee beginnen genauso, bevor sie die Zuhörer auf eine beinahe 2 1/2 stündige, dabei höchst faszinierende und abwechslungsreiche, musikalische Reise mitnimmt. Diese Traumreise wird lediglich alle paar Minuten von ihren weiteren, sehr charmanten, Ansagen unterbrochen.
Dabei fällt zunächst nicht gleich auf, dass die Live-Mitschnitte in den Jahren 2017 bis 2022 an veschiedenen Orten, in höchst unterschiedlichen Räumen, natürlich auch mit unterschiedlichen Konzertflügeln entstanden. Dazu muss man etwas genauer hinhören. Doch auch das weniger geübte Ohr wird wahrnehmen, dass die von Younee bespielten Instrumente sehr unterschiedlich klingen.
Mit dem vor einigen Wochen veröffentlichten Album „Improvisations Live in Germany“ vereint Younee meisterhaft sowohl ein hohes Maß an Spieltechnik als auch Emotionalität. Ferner wird deutlich, warum die in Franken lebende Pianistin als eine der innovativsten Künstlerinnen ihrer Generation gilt.
Virtuosität und Freiheit
Younee bewegt sich mühelos zwischen Klassik, Jazz und moderner Improvisation. Ihre technische Brillanz am Klavier ist unüberhörbar, doch es ist vor allem ihre künstlerische Freiheit, die besticht.
Die Improvisationen sind durchzogen von überraschenden Wendungen, bei denen sich filigrane klassische Phrasen mit jazzigen Harmonien und modernen Klängen verweben. Man hat das Gefühl, Zeuge eines Dialogs zwischen den verschiedenen Genres zu sein.
Klangliche Atmosphäre
Beim Hören der Doppel-CD hat man die Pianistin zwar nicht vor Augen, dennoch scheint sie im eigenen Hörraum Platz genommen zu haben. Auch die Elbphilharmonie passt auf einmal ins Wohnzimmer.
Die hier angewandte Aufnahmetechnik unterstreicht die Intimität des besonderen Albums. Jeder Tastenanschlag, jede Dynamiknuance wird mit höchster Präzision eingefangen, wodurch die emotionale Tiefe von Younees Spiel besonders zur Geltung kommt. Das schafft in den eigenen vier Wänden ein Gefühl von Nähe und Authentizität.
Fazit
„Improvisations Live in Germany“ ist ein Album, das die Vielseitigkeit und das Talent von Younee in voller Bandbreite zeigt. Fans von virtuoser Klaviermusik, die sich nicht auf ein Genre festlegen lässt, werden begeistert sein.
Für Liebhaber anspruchsvoller Musik und Live-Performances ist dieses Album ein Muss. Younee beweist eindrucksvoll, dass Improvisation eine Kunstform ist, die Herz und Verstand gleichermaßen anspricht.
Der Pressetext zur Veröffentlichung
Mit ihrem dritten Album setzt die südkoreanische Pianistin und Komponistin YOUNEE neue Maßstäbe und feiert ein fulminantes Comeback.
Improvisations Live in Germany zeigt eindrucksvoll ihre außergewöhnliche Gabe zur freien Improvisation und ihre tiefe Verbindung zur Musik. Dieses Album ist eine lebendige Dokumentation ihrer musikalischen Reise und des unermüdlichen Strebens nach künstlerischer Freiheit und Innovation. Aufgenommen an verschiedenen Orten in Deutschland, fängt es die Magie einzigartiger Auftrittsmomente ein.
Jedes Stück ist ein Unikat, geprägt von der besonderen Atmosphäre und der Energie des Publikums. Die Akustik des Saales, besonders der Charakter des Flügels, spielt eine große Rolle. Mit ihrer beeindruckenden Kreativität und Dynamik schafft sie es, die Grenzen zwischen Klassik und Jazz zu überschreiten und einen neuen, aufregenden Stil zu kreieren: Free Classic & Jazz.
Improvisations Live in Germany ist eine künstlerische Offenbarung, die zeigt, wie tief und bewegend Musik sein kann. Die Aufnahmen erfolgten mit einer ganz speziellen Mikrofonie, die den Hörer quasi in die Position der Künstlerin am Piano versetzt.
Als YOUNEE in der Elbphilharmonie in Hamburg auftrat, improvisierte sie zum Thema „Frühling“. Das Stichwort hatte ihr ein Konzertbesucher zugerufen. Bei den Jazzopen Stuttgart begeisterte sie mit ihrem „Song for JOS“. In der Hamburger Fabrik war „Freude“ der Auslöser. „Cuba”, aufgenommen im Nürnberger Ofenwerk, klingt, als wäre sie gerade aus Havanna zurückgekehrt; obwohl sie noch nie auf Kuba war.
„Crazy Night in Lichtenfels“ entstand spontan beim Stadtfest in der oberfränkischen Korbmacherstadt. Und welcher Jazzclub kann auf ein eigenes YOUNEE-Stück wie die Unterfahrt in München verweisen? „From Korea to Bach“ ist autobiografisch, die „Lefthand Improvisation”, aufgenommen beim Palatia Jazz Festival in Speyer, verweist auf das Potenzial neuer Spieltechniken, und „Instrument Is Alive“ ist eine wahre „Fantasie Impromptu“. Diese Fantasie wurde durch einen Besuch im Instrumentenmuseum inspiriert. YOUNEE stellte sich vor, dass in Abwesenheit der Besucher die Instrumente tanzen.
Die Musikerin lässt sich nach wie vor gerne von klassischen Meistern wie Bach und Beethoven inspirieren. Ihr „Bright Moonlight“, aufgenommen bei den Internationalen St. Wendeler Jazztagen, ist inspiriert von Beethovens „Mondscheinsonate“. Er nannte sein Werk eine „Sonata quasi una Fantasia“.
Ihre Musik ist exemplarisch für den postmodernen Zeitgeist des 21. Jahrhunderts. Sie denkt Konzerte anders, schafft neue Rahmen und Räume, in denen Musik anders erlebbar wird und in denen sich Musiker und Publikum auf Augenhöhe begegnen. Musik ist für sie immer auch Kommunikation. Ihre Ansagen und die Titel der Stücke dienen dabei als Einführung, als Orientierungshilfen.
Ihre Musizierpraxis bedingt eine nahezu traumwandlerische Sensibilität, ein Gespür für Situationen und Reaktionssicherheit. Ohne Fantasie geht bei YOUNEE nichts, aber der Hörer spürt immer, dass hier eine Künstlerin spielt, die Improvisation bei aller Leichtigkeit nicht als Verlegenheitslösung nutzt, sondern damit ihre ganz persönliche Haltung zur Musik artikuliert.
Sie spielt immer das, was sie gerade fühlt. Ihr Piano ist für sie mehr Partner und Freund als Instrument. Dieses Album verweist auf die Rolle der Improvisation, aber auch auf die Musiktradition.
YOUNEE bringt wieder zusammen, was jahrzehntelang zusammengehörte. Improvisation und Komposition sind für sie zwei Seiten einer Medaille, die diese Einheit symbolisiert.
© hubtone PR (Antje Huebner)
Tracks
CD1
1. Moderation (Live at Elbphilharmonie, Hamburg, 2020) 00:32
2. Frühling (Live at Elbphilharmonie, Hamburg, 2020) 07:05
3. Moderation (Live at SpardaWelt, Jazzopen Stuttgart, 2018) 00:15
4. Song for J.O.S (Live at SpardaWelt, Jazzopen Stuttgart, 2018) 11:15
5. Moderation (Live at Fabrik, Hamburg, 2017) 00:15
6. Joy (Live at Fabrik, Hamburg, 2017) 03:56
7. Moderation (Live at Amtshof, Burgwedel, 2017) 01:03
8. Tod und Leben (Live at Amtshof, Burgwedel, 2017) 05:56
9. Wasser (Live at Elbphilharmonie, Hamburg, 2020) 07:51
10. Moderation (Live at Schloss Berthelsdorf, Jazztage Goerlitz, 2019) 01:02
11. Funky Sonata (Live at Schloss Berthelsdorf, Jazztage Goerlitz, 2019) 08:34
12. Moderation (Live at Rossini Saal, Bad Kissingen, 2022) 00:40
13. Stars on the Sky without Gravity (Live at Rossini Saal, Bad Kissingen, 2022) 07:49
14. Moderation (Live at Marktplatz Open Air, Stadtkonzert, Lichtenfels, 2017) 00:23
15. Crazy Night in Lichtenfels (Live at Marktplatz Open Air, Stadtkonzert, Lichtenfels, 2017) 04:46
16. Moderation (Live at Erholungshaus, Leverkusener Jazztage, Leverkusen, 2020) 00:15
17. Red Indian Summer (Live at Erholungshaus, Leverkusener Jazztage, Leverkusen, 2020) 05:20
18. Moderation (Live at NH Hotel, Ingolstädter Jazztage, Ingolstadt, 2017) 00:06
19. Vollmond (Live at NH Hotel, Ingolstädter Jazztage, Ingolstadt, 2017) 07:09
CD 2
1. Moderation (Live at Saalbau, Int. St. Wendeler Jazztage, St. Wendel, 2021) 00:37
2. From Korea to Bach (Live at Saalbau, Int. St. Wendeler Jazztage, St. Wendel, 2021) 07:21
3. Moderation (Live at Saalbau, Int. St. Wendeler Jazztage, St. Wendel, 2021) 00:57
4. Bright Moonlight (Live at Saalbau, Int. St. Wendeler Jazztage, St. Wendel, 2021) 07:43
5. Moderation (Live at Industriehalle J+K GmbH, Altdorf, 2019) 00:29
6. Jazz Symphony (Live at Industriehalle J+K GmbH, Altdorf, 2019) 07:48
7. Lefthand Improvisation (Live at Gedächtniskirche, Palatia Jazz Festival, Speyer, 2019) 05:39
8. Moderation (Live at Ofenwerk, Nürnberg, 2019) 00:22
9. Cuba (Live at Ofenwerk, Nürnberg, 2019) 04:30
10. Moderation (Live at Theaterhaus, Stuttgart, 2018) 00:44
11. Instrument Is Alive (Live at Theaterhaus, Stuttgart, 2018) 08:38
12. We Will Meet Again (Live at Frankfurter Hof, Mainz, 2018) 06:48
13. Hello Beethoven (Live at Harmonie, Beethoven Festival, Bonn, 2016) 07:13
14. Moderation (Live at Unterfahrt, München, 2017) 00:18
15. Unterfahrt (Live at Unterfahrt, München, 2017) 07:56
16. Moderation (Live at Elbphilharmonie, Hamburg, 2020) 00:24
17. Seoul (Live at Elbphilharmonie, Hamburg, 2020) 06:36
Credits
All music improvised, composed and produced by Younee.
Recording Engineer: Egmont Zumbroich
Mixing & Mastering: Rainer Maillard at Emil Berliner Studio
Photography (cover front, back): Stefan Wagner
Executive Producer: Egmont Zumbroich, Younee, Stefano Cecconi