Rezension (Album)
CAN: LIVE IN STUTTGART 1975 ist die erste Veröffentlichung einer kuratierten Reihe weiterer Can-Live-Konzerte, die in den nächsten Monaten erscheinen sollen.
Es handelt sich ursprünglich um illegale Mitschnitte auf Band, sogenannte Bootlegs, die nun sorgfältig restauriert wurden und deshalb erstmals höchstoffiziell über das Label als CD, Vinyl oder als digitaler Download erworben werden können.
CAN: LIVE IN STUTTGART 1975
Die Alben Monster Movie (1969), Soundtracks (1970), Tago Mago (1971), Ege Bamyasi (1972), Future Days (1973), Soon Over Babaluma (1974), zuletzt Landed (1975) hatte die 1968 in Köln gegründete avantgardistische Band bereits veröffentlicht.
Spurenelemente aus diesem Oeuvre kann man bei genauem Zuhören auf diesem 90-minütigen Auftritt durchaus entdecken. Die Stärke der wegweisenden Band, die völlig zurecht nie als Rockband bezeichnet werden wollte, sich stattdessen lieber im Psychedelic Free Jazz bewegte und elektronische Elemente nutzte, zeigt bei diesem Auftritt ihre unglaubliche Stärke im Jamming und in der Improvisation.
Mit einem Live-Auftritt wurde die Arbeit im Tonstudio, besser Tonlabor, quasi auf die Bühne verlegt, so dass die Zuhörer*innen an diesem kreativen Prozess teilhaben konnten.
CAN LIVE nahmen das Publikum mit auf Entdeckungsreisen
Das Line-Up der Band für diesen legendären Auftritt von 1975 bestand aus den vier Gründungsmitgliedern – Irmin Schmidt an den Keyboards, Jaki Liebezeit am Schlagzeug, Michel Karoli an der Gitarre und Holger Czukay am Bass. Sänger Damo Suzuki hatte die Band bereits 1973 verlassen.
CAN LIVE griffen nicht auf ihr Repertoire an bereits eingespielten, dem Publikum damit bekannten, Titeln zurück, sondern auf Riffs und Motive, die immer wieder neu, wie einem Baukasten entnommen, konstruiert werden konnten.
Damit wurde jedes Konzert einzigartig, auch Live in Stuttgart 1975.
Die Titel auf dem nunmehr veröffentlichten Album sind schlichtweg durchnummeriert – Stuttgart 75 – Eins, Zwei, Drei, Vier und Fünf.
Die Tonqualität ist in Anbetracht dessen, dass es sich eben um keinen Mitschnitt am Mischpult handelt, geradezu phänomenal.
Die Anschaffung dieses Albums ist für die Fangruppe – wir mögen, man möge mir die Etikettierung verzeihen, „Krautrock“ allererster Güte – wohl unumgänglich, da Überschneidungen mit bisherigen offiziellen Veröffentlichungen ausgeschlossen werden können.
CAN wirken noch immer nach
CAN wirken, auch wenn Irmin Schmidt das einzige noch lebende Bandmitglied der Urformation ist, bis heute nach. Insbesondere auf die britische Pop- und Rockkultur hat die Formation nachhaltig Einfluß genommen.
Neben KRAFTWERK sind CAN sicherlich die einflußreichsten Bands der alten Bundesrepublik. Ein Platz im Olymp der zeitlosen, psychedelisch angehauchten, Avantgardemusiker sollte ihnen mit ihrem Gesamtwerk, inklusive der zahlreichen Soloveröffentlichungen der einzelnen Bandmitglieder, sicher sein.
Tracklist
- Stuttgart 75 Eins
- Stuttgart 75 Zwei
- Stuttgart 75 Drei
- Stuttgart 75 Vier
- Stuttgart 75 Fünf
Line Up
Irmin Schmidt Keyboards
Jaki Liebezeit Schlagzeug
Michel Karoli Gitarre
Holger Czukay Bass