Nils Wogram: The Walk (CD-Release)
Datum: 27.10.2025
Venue: Keller Z87
Website: https://www.nilswogram.com
Autor/Fotograf: Gerald Langer
Inhaltsverzeichnis
Konzertbericht
Ein musikalischer Spaziergang zwischen Tradition und Zukunft
Mit „The Walk“ präsentiert das Trio Nostalgia um den renommierten deutschen, nunmehr seit Jahren in der Schweiz lebenden, Posaunisten Nils Wogram sein mittlerweile sechstes Album im Gewölbe des Kulturkellers Z87.
Am 23. Mai 2025 erschienen und bereits im Juni als „Jazzalbum des Monats“ ausgezeichnet, wurde die Platte zudem für die Longlist der Deutschen Schallplattenkritik 03/2025 in beiden Jazz-Jury-Kategorien (Jury I und II) nominiert. Das darf gewiss als ein eindrucksvoller Beleg für die künstlerische Relevanz des Albums gewertet werden.
„The Walk“ entstand im Juli 2024 im legendären Studio Nord in Bremen, einem ehemaligen Ballsaal, der seit 1967 als hochwertiges Analog-Studio fungiert.
Die besondere Akustik des Raums, kombiniert mit der analogen Aufnahmetechnik, verleiht den Stücken eine warme, organische Textur.
Die Musiker lebten während der Aufnahmewoche in der hauseigenen Wohnung, was zu einem intensiven, fast familiären Entstehungsprozess beitrug und die bereits seit 2012 auf der Bühne eingeübte spielerische Chemie des Trios weiter förderte.
„The Walk“ ist nicht nur der Titel, sondern auch Konzept und Programm: Nils Wogram schöpfte Inspiration bei ausgedehnten Spaziergängen, in denen er in einen „kreativen Bewusstseinszustand“ geriet.
Die Bewegung – physisch wie musikalisch – spiegelt sich in der Struktur der Kompositionen wider: locker, fließend, ohne Zwang. Die Stücke atmen eine selten gewordene Gelassenheit, ohne dabei an Konzentration oder Tiefe einzubüßen.
Die Besetzung – Posaune (Nils Wogram), Hammondorgel und Bass (Arno Krijger) und Schlagzeug (Dejan Terzić) – erinnert im ersten Moment an den klassischen Jazz der 1950er und 60er Jahre, doch das Trio meistert den Spagat zwischen Retro-Feeling und zeitgenössischer Ästhetik mit Bravour und klingt dabei nicht ansatzweise angestaubt.
Dejan Terzićs Spiel zeichnet sich durch ein feines Gespür für Groove, Dynamik und Form aus. Sein Schlagzeug setzt Akzente, ohne zu dominieren, und trägt maßgeblich zur Leichtigkeit bei, die das Album durchzieht.
Dazu der warme Orgelsound von Arno Krijger, der mit den Füssen auch noch die Basspedale bedient.
Wogram selbst agiert mit virtuoser Präzision, doch immer im Dienst der Melodie. Sein warmer Posaunenklang – oft als Erbe von Albert Mangelsdorff beschrieben – wird in Stücken wie „Love“ zur meditativen Improvisation, während „Free Will Utopia“ Wograms Energie demonstriert.
Mit „The Walk“ setzt der umtriebige Komponist, Posaunist, die Linie seines Echo-prämierten Albums „Nature“ (2015) fort.
Musik als Moment der Gegenwart und als Therapie für eine Gesellschaft, die derzeit immer weiter auseinander zu fallen scheint.
Nils Wogram ist an diesem Oktoberabend durchaus redselig, weiß auch technische Probleme, die bei Krijgers Orgel zwischendurch auftreten, lässig in seiner Moderation zu überbrücken. Die Pause wird spontan etwas vorverlegt, danach geht es – soweit wir es als Zuhörer:innen vernehmen können, problemlos weiter.
Die Qualität und Atmosphäre des Albums vermag das Trio heute Abend auch auf die Bühne zu bringen.
Dejan Terzić erinnert sich an seine weit zurückliegende Zeit an der Würzburger Musikhochschule. Auch für den kürzlich verstorbenen US-amerikanischen Pianisten und Jazz-Schlagzeuger Jack DeJohnette findet er passende Worte.
Abermals ein hochklassiges Konzert des eingetragenen Vereins mainJazz e.V., das allerdings an diesem Montagabend einige Gäste mehr verdient hätte.

YouTube (The Walk – Compilation Video)
Konzertfotos
Erweiterte Galerie (auch in höherer Auflösung) auf Nachfrage
Extended gallery (also in higher resolution) on request
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