Nerina Pallot: The Sound And The Fury

nerina pallot - the sound and the fury - cover
nerina pallot – the sound and the fury – cover

Nerina Pallot

Titel:The Sound And The Fury
VÖ: 11.09.2015
Label: Idaho / INGrooves
Vertrieb: Rough Trade
Formate: CD, digital



Rezension (Album)

10/12

Die mittlerweile 40-jährige Nerina Pallot hat bereits einen durchaus bewegten musikalischen Werdegang hinter sich.

Geboren in London, aufgewachsen auf der Kanalinsel Jersey, immer wieder auch Abstecher nach Indien, Heimatland ihrer Mutter, unternehmend, lernt sie bereits als Kind zunächst das Klavierspiel und später den Umgang mit der Gitarre.

Als Teenager zieht sie nach London, um Violine und Operngesang zu studieren und auch einmal in ein Kunststudium am Royal College Of Art hinein zu schnuppern. Am Music College wechselt sie von der Violine zum Cello, komponiert ihre ersten Songs allerdings am Klavier und an der Gitarre.

Das Debüt „Dear Frustrated Superstar“ von 2001

Im August 2001 dann die Veröffentlichung des Debütalbums mit dem fast programmatischen Titel „Dear Frustrated Superstar“, das sich nicht so recht verkaufen mag. Anschließend Trennung von ihrer Plattenfirma Polydor und Verbalisierung dieses Splits in Form von Geschichten auf der eigenen Website, die sich auf diese Weise mehr und mehr zur Kommunikationsplattform mit ihren Fans entwickelt. Sie besucht von da an die Universität, um Englischlehrerin zu werden.

Ihre Komposition des Songs „Idaho“ bildet einen erneuten Anstoß für ihre weitere Entwicklung als Singer- und Songwriterin. Doch erst im April 2005 erscheint ihr zweites Album “Fires“ unter dem eigenen Label „Idaho“. Unabhängig werden von den großen Plattenlabels und Eigenvermarktung ist von nun an ihre Devise. Dass aus dem Album zwei Singles ausgekoppelt werden, deren Titel gerade in diesen Tagen von hoher politischer Bedeutsamkeit sind, darf hier erwähnt werden.

Zum einen „Everybody‘s Gone to War“, ein Anti-Kriegslied zum Thema Irakkrieg von 2003 und „Damascus“, ein sehr persönlicher Song, der sinnbildlich die syrische Hauptstadt benennt, aber autobiografisch eine vergangene Beziehung beschreibt.

Die Jahre 2006/2007 stehen unter dem Zeichen von Wiederveröffentlichungen ihrer beiden ersten Alben und der Nominierung zur besten britischen Solokünstlerin. Den Preis schnappt ihr allerdings Amy Winehouse vor der Nase weg.

2009 schließt sie nicht nur ihr Englischstudium mit den Bachelor of Arts ab, sondern veröffentlicht wenige Wochen später ihr drittes Album mit dem – aus der besonderen Situation heraus – naheliegenden Titel „The Graduate“.

Nahezu alles hat eben Bezüge zueinander im Leben von Nerina Pallot

2011 erscheint dann ihr vorletztes, eher Pop orientiertes, Album „Year of the Wolf“.

Danach saugt sie gleichermaßen persönliche und politische Ereignisse auf, die zu ersten Songs führen. Es entstehen „The Road“ und „The Longest Memory“.

Lee Rigby, ein Trommler bei der britischen Armee, wird auf offener Straße getötet. Das am gleichen Tag geschriebene „There Is A Drum“ bildet nun den Auftakt der Songkollektion auf  „The Sound And The Fury“, die sich im Übrigen aus acht Songs der insgesamt 12-teiligen EP-Sammlung des vergangenen Jahres speist. Diese hyperaktive Phase nennt sie selbst „Year Of EP’s“.

2014 hatte Nerina Pallot monatlich eine EP mit jeweils 5 Songs publiziert. Die Plattencover-Gestaltung übernahm beim vorgenannten Paket, wie auch beim aktuellen Album, Nerina Pallot ebenso.

Die Fanbase durfte nun aus dem Fundus dieser künstlerischen Akkordarbeit die „Lieblingssongs“ mit auswählen. Diese „Auslese“ wurde anschließend mit kleiner Band neu bearbeitet und zusammen mit Ehemann Andy Chatterly produziert.

Und siehe da. Alles fügt sich auf diesem atmosphärisch aufgeladenen Long-Player zu einem sehr dichten und abwechslungsreichen Album zusammen, das elektronischen Klängen viel Raum gibt.

„The Sound And The Fury” – „Schall und Wahn“ hatten Tocotronic ihr 2010er Album betitelt. Ich höre es heute noch sehr gerne.

Bei Nerina Parrot und mir bahnt sich nach einigem Durchhören des aktuellen Albums wohl auch eine längere Hörbeziehung an.

© Gerald Langer


Tracklist

01. There Is A Drum
02. Aint Got Anything Left
03. Rousseau
04. If I Had A Girl
05. Boy On The Bus
06. Handle
07. Spirit Walks
08. Big White House
09. The Road
10. Blessed
11. Longest Memory
Meine Anspiel-Tipps – fett!


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