Mike Keneally Band
Datum: 02.04.2013
Venue: Kellerperle Würzburg
Support: Godsticks
Autor/Fotograf: Gerald Langer
Inhalt
Konzertbericht
Die MIKE KENEALLY BAND und ihr Support holen in der Würzburger Kellerperle die Reihe der Freakshows aus der Nische.
„Im Brennpunkt von Zappa und XTC“
Würzburg (music-on-net) Wenn Charly Heidenreich zu den mittlerweile legendären Freakshows einlädt, wird es schräg, zuweilen sehr schräg. Er weiß, dass er dabei als Überzeugungstäter natürlich häufig genug das Problem hat, eine über normale Schulklassenstärke hinausgehende Zuhörerschaft anzusprechen. Häufig genug ist der Austragungsort dieser freakigen Konzertreihe das in den Tiefen der Posthalle untergebrachte Immerhin, ein Ort, der den Tag zu Nacht und die Nacht leider nicht zum Tag macht.
Mr. Freakshow muss heute – wohl wissend – mit mehr Zuhörern gerechnet haben und wählte somit die Kellerperle am Studentenhaus als Austragungsort für zwei Gigs der besonderen Art. Selten habe ich die Kellerperle so gut besetzt erlebt, wie heute Abend. Alles Indizien dafür, dass sich das Publikum mit den angekündigten Künstlern zuvor beschäftigt hat oder sich möglicherweise über das Codewort „Zappa“ hat anlocken lassen.
Vieles spricht für Variante 2, die Charly bei der Begrüßung seiner “Freakgemeinde“ erwähnt, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass er ursprünglich eigentlich nur den heute aufspielenden Support Godsticks aus England engagieren wollte. Aber wie es der Zufall so wollte, war mit dieser Buchung eben auch die Mike Keneally Band verknüpft, was sich heute Abend als ein großer Glücksgriff entpuppen soll.
Support: GODSTICKS
Gegen 20:30 starten die jungen Briten und kämpfen leider mit der Soundtechnik. Rundum zufriedene Gesichter auf der Bühne sehen sicherlich anders aus. Dennoch liefern sie ein beeindruckendes Set, das sich nicht ausschließlich aus ihrem aktuellen Album The Envisage Conundrum, sondern auch aus dem Debutalbum Spiral Vendetta und Godsticks EP speist.
Sänger und bei vielen ihrer Songs auch Komponist Darran Charles betätigt sich nicht nur an der Gitarre, sondern wechselt auch gerne mal zum Keyboard. Das walisische Trio, dem neben Charles noch Steve Roberts am Schlagzeug Drums und Bassist (und Keyboarder) Dan Nelson angehören, spielt frischen Progrock. Bei A Brief Foray gesellt sich auf der Bühne auch Rick Musallam von der Keneally Band hinzu.
Ob man ihre Musik, ebenso wie die der nachfolgenden Keneally Band wirklich in die Schublade der „Melodic Side of Freakshow“ (Charly Heidenreich), also Markenzeichen „bekömmlich und – wenigstens in Maßen – breitenwirksam “ stecken kann? Die Frage würde ich bejahend beantworten, habe ich eine zumindest vage Vorstellung, wie es bei sonstigen Freakshows aus der Werkstatt Heidenreich zugehen mag!
MIKE KENEALLY BAND
Die Mike Keneally Band beginnt um 21:30. Mr. Keneally von Beginn an gut aufgelegt. Anfängliche technische Schwierigkeiten können ihn nicht aus der Reserve locken. Wird eben etwas an den Keyboards improvisiert und gesungen, während Drummer Joe Travers das akustische und mit eindeutiger Geste versehene Signal zum Abschalten seines defekten Monitorlautsprechers zum „Kill“ gibt.
Mich hatte weniger Mike Keneally’s vergleichsweise kurzes Gastspiel bei der Frank Zappa Tournee 1988 interessiert, die ihn auch in die Würzburger Carl-Diem-Halle, jetzt sOliver Arena, führte, sondern seine jüngste Collaboration auf dem aktuellen Album Wing Beat Fantastic mit Andy Partridge, einst Sänger und Gitarrist der britischen Kultband XTC, der allerdings, sowie Mike Keneally bisher auch, der ganz große Erfolg leider vorenthalten blieb.
Die Band XTC tritt hingegen – nicht zuletzt aufgrund des chronischen Lampenfiebers von Andy Partridge – seit 1982 ohnehin nicht mehr live auf. Andy Partridge ist seit Jahren – eher im Hintergrund – als Songwriter und Produzent tätig.
Von Mike Keneally darf man aufgrund seiner Aktivitäten als Solokünstler – mittlerweile sind mehr als zehn Alben von ihm erschienen – wie auch als Mitgestalter diverser anderer musikalischer Projekte die bloße lückenlose Reproduktion des jüngsten Werkes nicht erwarten. Er bietet vielmehr eine erfischende Mischung aus Zappaeskem und Auszügen aus dem aktuellen Album.
Die Keneally Band also heute Abend die ideale Schnittmenge des avantgardistischen Vermächtnisses des längst verstorbenen Frank Zappa und der mir wieder auferstanden erscheinenden Kultband XTC mit ihren raffinierten Popsongs. Zwischen den unterschiedlichen Genres spingt der Mulitiinstrumentalist Keneally so schnell wie zwischen Keyboard und E-Gitarre, wenn er nicht beide Instrumente, jeweils einarmig und gleichzeitig, bespielt.
Von Höhenpunkten zu sprechen ist schwierig, ist doch der Auftritt samt einem Tribut an das Ehepaar June und Johnny Cash (Ring Of Fire) und damit an den Würzburger Auftritt der Frank Zappa Band vor nahezu exakt 25 Jahren, ein Paket, das die nahezu ausverkaufte Kellerperle zum Leuchten bringt. Die Band – bestehend aus Bryan Beller am Bass (er darf eine Eigenkomposition einbringen), Rick Mussalam an der Gitarre und Joe Travers am Schlagzeug spielt nicht nur routiniert, sondern brilliant.
Nach über zwei Stunden noch einen Jam als Zugabe, eine sehr glückliche Keneally Band, einigermaßen glückliche Godsticks und ein sichtlich gelöster Veranstalter, dem von dieser Stelle aus empfohlen sei, auch bei künftigen Veranstaltungen den Fokus auf eine Erhöhung der breiteren Akzeptanz der Freakshows zu legen. Der losen Konzertreihe ist es zu wünschen.
Setlist | Mike Keneally Band
Lightnin‘ Roy
Hallmark
Quim 87
Panda
I’m Raining Here Inside
Dolphims
You Kill Me
Choosing To Drown
Hum
Your House
Tranquillado
Seven Percent Grey
Spoon
Ugly Town
Cowlogy
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