Jon Hassell: Hafensommer Würzburg 2013

Jon Hassell

Datum: 24.07.2013
Venue: Mainwiesen Würzburg
Show: Hafensommer Würzburg
Support: A. Spell (Schweiz)
Autor/Fotograf: Gerald Langer



Konzertbericht

Songs und Soundtüfteleien

Würzburg (music-on-net) „Songs & Sounds aus einem eigenen Universum – mal sanft, mal laut, leicht verwirrend und im besten Sinne telepathisch“ – so wird das Trio um die Sängerin und Akkordeonistin Nadja Stroller im Programmheft beschrieben. Was darf man sich denn darunter vorstellen?

A. Spell

Das Trio kommt nach kurzer Ankündigung durch den künstlerischen Leiter des Hafensommers, Jürgen Königer, kurz nach 20:00 auf die Bühne – und begeistert. Ihre Lust am Experiment tragen zumindest Nadja und Jan auch auf der Haut. Der Anzug mit riesigen Schlaghosen des Bassklarinettisten und Elektrotüftlers Jan Galega Brönnimann ist ja sowas von „out of fashion“. Dass er mit Künstlern wie Nils Petter Molvær, letztes Jahr zu Gast beim Hafensommer Würzburg, zusammengearbeitet hat, ist unüberhörbar.

Die Songs, die zusammen mit dem Dritten im Bunde, dem Percussionisten Ronan Skillen aus Cape Town, Südafrika auf der Bühne entstehen, sind aufregend und originell. Dazu die klare Stimme von Nadja Stoller, die auch die wunderbaren Ansagen zwischen den Songs zum Genuss machen.

Kaum vorstellbar, dass es Dubletten auf ihrem Tonträger „Where The Strange Creatures Live“ geben soll. Ein großartiger und sehr erfrischender, gut einstündiger, Auftritt dieses Bandprojektes, dessen Bekanntheitsgrad auch in unseren Breiten bald steigen dürfte, vielleicht auch gerade deshalb, weil die Band wirklich schwer zu fassen und in bekannte Schubladen zu stecken ist.

„Strange Creatures“ mit Headquarter in der Schweiz.

Konzertfotos | A. Spell
20130724 YV0Y0172 a.spell wue hafensommer 2013 © gerald langer 68
A. Spell – Hafensommer Wuerzburg 2013 – © Gerald Langer


John Hassell

Mit Jon Hassell steht zumindest für mich ein vermutetes „Highlight“ des diesjährigen Hafensommers auf der neuen Bühne, die – über die Anordnung der Bandmitglieder – sehr viel Raum in ihrer Mitte lässt. Jon Hassell hat sich ganz in den Scheitelpunkt der Halbkreis-Formation – somit also ganz weit nach hinten – zurückgezogen. Außer Peter Freeman, dem Bassisten, sitzen alle.

Es ist im weitesten Sinne Ambiente-Musik, die man auch gerne mit geschlossenen Augen geniessen kann. Keine Show-Effekte, kein wahrnehmbarer – in irgendeiner Form normal menschlicher – Kontakt der Künstler mit dem leider heute außerordentlich überschaubaren Auditorium. Alles passiert über das Medium der in den Abendhimmel hinein gemalten Töne. Die von Jon Hassell punktuell eingesetzte Trompete ist auch nur ein kleiner, wenngleich wichtiger, Baustein im Universum dieser Klangarchitekten-Gruppe.

Warum haben sich aber nur so wenig Zuhörer auf den Mainwiesen eingefunden? An mangelnder Promotion hat es sicherlich nicht gelegen. Auch ist Jon Hassell nicht kurzfristig in das Programm aufgenommen worden. Das unbeständig erscheinende Wetter vielleicht? Kann ich mir auch kaum vorstellen. Ein Jon-Hassell-Konzert besucht man im Regelfall „vorsätzlich“, also geplant und nicht spontan. Hier müssten schon an Katastrophenmeldungen heranreichende Wetterprognosen ausschlaggebend sein.

Die „Sketches Of The Mediterranean – Summerthrill“ waren somit nur einem kleinen Zuhörerkreis vorbehalten, der sie allerdings sichtlich genossen hat.

Zugabewünsche hat der „Spiritus rector“ der neuen Generation von Trompetenspielern wie Nils Petter Molvær und der nachhaltige Impulsgeber für Künstler wie Brian Eno und Peter Gabriel, unter anderem mit Hinweis auf die aktuelle Wettersituation, die so dramatisch allerdings nicht war, leider nicht erfüllt.

Gerade einmal siebzig Minuten lang zeichnete das Quartett seine Soundlandschaften in den Nachthimmel von Würzburg, aus dem heute Abend tatsächlich auch wenige harmlose Regentropfen gefallen sind.

Konzertfotos | Jon Hassell


Line-Up | A. Spell

Nadja Stoller – Gesang, Akkordeon
Jan Galega Brönnimann – Bassklarinette
Ronan Skillen – Percussion


Line-Up | Jon Hassell

Jon Hassell – Trumpet, Keyboard
Rick Cox – Guitar, Electronics
Peter Freeman – Bass, Electronics
Kheir Eddine M’Kachiche – Violin


Kommentare sind geschlossen.

error: Please respect © copyright, content is protected!