Festivalbericht mit Konzertfotos
Mein Hafensommer Würzburg 2018 im Rückblick
Mein persönlicher Rückblick auf die Zeit vom 20. Juli bis 5. August 2018 auf der Würzburger Hafentreppe
Würzburg (music-on-net) – Nun bin ich in den letzten Tagen doch wieder etwas zur Ruhe gekommen. Der Hafensommer Würzburg 2018 hat mich schon auch konditionell wieder gefordert. Lediglich an zwei Tagen, beim Jungen Hafen und beim Konzert von Andreas Kümmert, war ich nicht am Start. Endlich etwas Zeit, sich rückzubesinnen, was war und was man empfunden hat.
Einleitend die Pressemitteilung des Teams Hafensommer Würzburg vom 07.08.2018:
12. Hafensommer zieht positive Bilanz
Besucherrekord auf der HafentreppeDienstag, 7. August 2018
Mit einem ausverkauften fulminanten Konzert der Techno-Bigband »Meute« (Support: Pupkulies & Rebecca) und einem restlos begeisterten Publikum ist am Sonntag, 5. August, der 12. Würzburger Hafensommer zu Ende gegangen.
An den insgesamt 17 Veranstaltungstagen kamen ca. 14.600 Musikbegeisterte zum Festival am Alten Hafen. Aus Sicht der Veranstalter wurde damit ein Rekord erzielt: »Durch den richtigen Mix aus tollen Konzerten mit hochkarätigen Acts war für viele etwas dabei. Auch das Wetter war traumhaft. Wir haben dieses Jahr weitere Hafensommer-Fans hinzugewonnen, die die einmalige Atmosphäre am Alten Hafen sichtlich genossen haben«, freut sich Sybille Linke, die Leiterin des Fachbereichs Kultur.
Das Programm, zum zweiten Mal von einem vierköpfigen Programmteam zusammengestellt, spannte den Bogen von der Sparda-Bank Classic Night mit dem Philharmonischen Orchester und »The Secret Trio« aus New York über Musik aus der ganzen Welt bis hin zu Künstlerinnen und Künstlern aus der Region. Weltstars wie der Jazz-Trompeter Till Brönner begeisterten das Publikum ebenso wie der israelische Sänger Asaf Avidan oder die australischen Beatboxer und Hip-Hopper DUB FX und Mr. Woodnote.
Anklang fand auch das im letzten Jahr neu geschaffene Format der Hafentour, bei dem die gesamte Bandbreite der Kulturangebote am Alten Hafen zu erleben war. Nicht zuletzt bot der Junge Hafen by Sparda mit Workshops und Open Stage auch Kindern und Jugendlichen eine Bühne und die Möglichkeit, den Würzburger Hafensommer kennen zu lernen und mitzugestalten.
Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen, oder vielleicht doch?
Ich wage deshalb meinen diesjährigen Rückblick unter verschiedenen Gesichtspunkten.
Wetter
Das Wetter war – leider auch am Abend – von durchweg hohen Außentemperaturen geprägt. Von Nachteil sind da durchaus die Betonstufen, die sich tagüber ordentlich aufheizen konnten und am Abend die gespeicherte Energie abgaben. Das hochsommerliche Wetter dürfte dabei dem Getränkestand in die Hände gespielt haben. In den letzten Jahren waren hier die Umsätze, auch aufgrund unbeständigen Wetters, nicht unbedingt immer befriedigend gewesen.
Mir hätten 5-7 Grad weniger am Abend allerdings auch noch gereicht. Insofern habe ich diesbezüglich etwas gelitten.
Besucherzahlen
14.600 Besucher an 17 Tagen ist zweifellos ein sensationell gutes Ergebnis. Einige Konzerte der Veranstaltungsreihe waren ausverkauft, der Rest wenigstens gut bis sehr gut besucht. Das Wetter war für viele Besucher insofern ideal und hat sicherlich auch den recht kurzfristigen Kauf von Tickets an der Abendkasse beflügeln können.
Das Programm oder: „Wie gelingt es, die Hafentreppe Abend für Abend zu füllen?“
Kurzum:
Mit einem ein gut sortierten Gemischtwarenladen, der zwangsläufig entstehen muss, wenn nicht ein künstlerischer Leiter eine Richtung vorgibt, sondern jedes der vier Mitglied des Teams für sich auswählt. Es ist in etwa so, wenn ein gutes Orchester ohne Dirigent zu spielen versucht. Man wird immer wieder gute, vereinzelt auch sehr gute Einzelleistungen heraushören, das Gesamtbild wird jedoch unscharf bleiben.
Man kann diesen Umstand kritisieren, man muss es aber nicht.
Wenn man das strategische Ziel verfolgt, möglichst viele Besucher Abend für Abend auf die Hafentreppe zu bekommen, dabei auch möglichst unterschiedliche Altersgruppen über verschiedenste Genres ansprechen zu wollen, ist der auch im zweiten Jahr nach Jürgen Königer eingeschlagene Weg sicherlich zielführend.
Die Programmgestalter setzten wie im Jahre 2017 deshalb auf starke Kontraste. Der Erwerb einer Dauerkarte für das Festival wird somit zunehmend obsolet.
Ich selbst bin mit meinen musikalischen Vorlieben schon sehr breit aufgestellt, aber Sprünge vom Beatboxer Dub FX am letzten Donnerstagabend, dem Jazz-Entertainer Till Brönner am nächsten Abend, dann Fink am Samstagabend und der MEUTE zum Finale verlangen auch dem interessiertesten Zuhörer neben einer gewissen Toleranz manchmal auch eine gewisse Leidensfähigkeit ab.
Meine Programm-Highlights habe ich hier gelistetet
The Secret Trio mit dem Philharmonischen Orchester
Kinga Glyk
Les Yeux d’la Tete
Fiva X JRBB
Natalia Doco
Tel-Aviv-Abend
Fink
Meute
Warum nicht Asaf Avidan?
Bei allem Respekt ob seiner solistischen künstlerischen Leistungen, habe ich persönlich Probleme mit seinem Stimmvolumen, das ja eine seiner herausragenden Eigenschaften ist. Wenn er nur mehr die mittlere Tonlage angeschnitten hätte, wäre ich garantiert nach der zeitlich begrenzten Konzertfotografie („die ersten drei Songs“) auf der Hafentreppe sitzen geblieben. Doch auch vom Catering-Bereich aus liess sich sein Solo-Konzert mitverfolgen.
Das Profil des neuen Würzburger Hafensommers – wo bleibt eigentlich der Aspekt des Entdeckerfestivals?
Das Profil des neuen Hafensommers ist gewissermaßen seine Profillosigkeit bzw. das multiple, für mich und einige andere, allerdings nicht mehr erkennbare inhaltliche Profil. Der Hafensommer Würzburg ist nunmehr eine Veranstaltungsreihe, ein Musik-Open-Air, wie viele andere auch!
Alz einzige Besonderheit bleibt der Ort des Geschehens. Die Hafentreppe am Fuße des Heizkraftwerkes mit schwimmender Bühne flankiert vom Kulturspeicher.
Erklären lässt sich dies aus der existenziellen Situation des Würzburger Hafensommers Anfang 2016 heraus.
Man möchte nun schlichtweg allen gefallen. Der von Willi Dürrnagl einst ins Feld geführt Shanty-Chor der Marinekameradschaft Admiral Scheer e. V. ist uns bisher dennoch erspart geblieben. Ich kann mir bei aller Bandbreite des neuen Hafensommers in Würzburg einen solchen außergewöhnlichen Auftritt auch nicht vorstellen.
Wer mag es dem Veranstalter – Stadt Würzburg – allerdings verübeln, wenn er nach zum Teil sehr harscher, häufig haltloser, Kritik seitens des Stadtrates nunmehr auf Nummer sicher gehen möchte und beinahe jedes Risiko scheut? Damals wurde das gesamte Hafensommer-Team an den Pranger gestellt. Letztlich nahm der künstlerische Leiter, Jürgen Königer, seinen Hut.
Der frühere Kulturreferent Muchtar Al Ghusain sprach im Zusammenhang mit dem alten Hafensommer gerne von einem Entdecker-Festival, was in der Ära Königer, allerings mit deutlich geringeren Besucherzahlen, tatsächlich auch zutreffend war.
Kleine, dennoch sehr feine Bands waren damals zu Gast in Würzburg und spielten neben bereits etablierten Größen, wie Sophie Hunger, The Notwist, Jane Birkin oder Suzanne Vega, um hier nur einige stellvertetend zu nennen.
Beim neuen Würzburger Hafensommer gibt es im Großen und Ganzen nichts mehr zu entdecken. Die Künstler sind überwiegend, bis auf wenige Ausnahmen, längst schon von vielen anderen entdeckt worden.
Entdecken kann man an sich nunmehr die eigene Toleranzgrenze gegenüber den Musiksparten, die man nicht zwingend zu seinen favorisierten zählt.
Ich habe mir das restos ausverkaufte Konzert von Olli Schulz mit Band von Anfang bis Ende angetan, um zu verstehen, wie man mit Klamauk die Hafentreppe füllen kann. Entdeckt habe ich dabei leider musikalisch nichts, außer 1.200 junge Besucher, die bei seinem Auftritt jubilierten und großen Spaß hatten.
Der Freundeskreis Hafensommer auf Extra-Tour – ein bisschen vielleicht auch ein „Jürgen-Königer-Memorial“
Dem Freundeskreis gehöre ich nicht an, respektiere aber seine Arbeit, auch wenn er bisher keinerlei – nicht einmal einen beraterischen – Einfluß auf die Programmgestaltung nehmen kann.
Fast schon provokativ hing am Stand der Hafensommerfreunde ein Plakat von Nik Bärtsch. Er wird am 16.11.2018 im Architekturbüro Stahl.Lehrmann spielen. Die Tickets für diesen sehr exklusiven Autfritt sind nahezu alle verkauft. Freue mich über deren Initiative, auch wenn ich selbst urlaubsbedingt nicht dabei sein.
Nik Bärtsch’s Ronin waren im Jahr 2013 beim Würzburger Hafensommer zu Gast. Ich selbst habe diese phänomenal gute Band einige Zeit später beim Jazzfestival in Würzburg erlebt. Die Wahrscheinlichkeit, Nik Bärtsch auf der Hafenbühne sehen und hören zu können, geht meines Erachtens derzeit gegen Null, da diese Musik eben nicht massenkompatibel genug ist.
Irgendwie sehe ich diese engagierte Kleingruppe der Hafensommerfreunde ein stückweit auch wie die Seele des alten Hafensommers, ihren Stand nahm ich gewissermaßen als ein „Jürgen-Königer-Memorial“ wahr.
Der Hafensommer Würzburg aus der Sicht eines Konzertfotografen
Das Fotografieren bereitete mir beim Hafensommer nach wie vor Spaß, der in einigen Fällen durch Bilderklau getrübt wurde. Ein Phänomen, das allerdings nicht Hafensommertypisch ist, aber leider dort auch vorkommt. In einem eigenen Beitrag werde ich mich zu diesem Thema noch äußern.
Die Randbedingungen zur Konzertfotografie waren von Abend zu Abend andere. Außergewöhnlich stark reglemeniert war die Konzertfotografie beim Jazz-Entertainer Till Brönner. Hier durften wir nur beim ersten Song die Kamera auspacken. Damit konnte ich gut leben.
Beim Fotografieren selbst spielt für mich der musikalisch-inhaltliche Aspekt – „gefällt mir“ oder „gefällt mir nicht“ – eine meist untergeordnete Rolle. Da achte ich mehr auf Bewegungen, Mimik und Licht. Hinsichtlich der Ausleuchtung von Bühne und Künstler war der Auftritt von Till Brönner sicherlich der überzeugendste und weitaus professionellste des diesjährigen Hafensommers.
Die Zukunft des Hafensommers Würzburg
Um die Zukunft des neuen Hafensommers ist mir nicht bang. Solange die Hafentreppe die dynamischen Lasten der hüpfenden und tanzenden Menge schadensfrei aufnehmen kann, ist kein Ende in Sicht.
Die Macher haben schließlich ein Erfolgskonzept gefunden und werden es kaum wagen, ihren zielgruppenorientierten Weg zu verlassen. Ich würde mir persönlich etwas mehr Mut und etwas mehr Profil bei der Auswahl der Künstler wünschen und nicht eine Umfrage auf Facebook, wer wen beim Hafensommer Würzburg 2019 erleben möchte!
Der „Tel Aviv Abend“ und das Konzert von Asaf Avidan einige Tage später haben für mich das markiert, was ich einen roten Faden nenne und an dem man weiterspinnen könnte, wenn der Hafensommer Würzburg künftig mehr als nur eine bloße Veranstaltungsreihe gut besuchter Konzerte in wunderbarer Umgebung präsentieren möchte.
© Gerald Langer
Übersicht der Bildergalerien, die im Rahmen des Hafensommers Würzburg 2018 enstanden sind:
Sparda-Bank Classic Night – Philharmonisches Orchester Würzburg Meeets The Secret Trio
Opal Ocean
Kinga Glyk
Puente Latino
Mäc Härder
Olli Schulz
Les Yeux d’la Tete
FIVA X JRBB
Natalia Doco
Flavia Coelho
Jonz
TheAngelcy
Lucille Crew
Birgit Suess & Gäste
Gisbert zu Knyphausen
Asaf Avidan
Dub FX
Till Brönner
Fink
Pupkulies & Rebecca
Meute
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