Hafensommer Würzburg 2017
Datum: 21.07. – 06.08.2017
Venue: Hafentreppe Würzburg
Support: Hafensommer Würzburg
Autor: Gerald Langer
Inhalt
Festivalbericht
Das Erfolgskonzept: Hafensommer Würzburg 2017 im Rückblick
Mein persönlicher Rückblick auf die Zeit vom 21. Juli bis 6. August 2017 auf der Würzburger Hafentreppe
Würzburg (music-on-net) – So langsam finde ich wieder in den Alltag zurück. Mehr als zwei Wochen war ich – bis auf eine unwetterbedingte Ausnahme – täglich beim Würzburger Hafensommer zusammen mit Ulf Cronenberg als Fotograf für den Veranstalter unterwegs. Habe ich in den Jahren zuvor noch den einen oder anderen Konzertbericht zwischen all den Bildergalerien eingeschoben, fand ich in diesem Jahre die nötige Zeit leider nicht mehr.
Einen kurzen Rückblick möchte ich mir dennoch erlauben.
Wenn ich ganz ehrlich bin, hatte ich noch im August 2016 insgeheim befürchtet, dass der 10. Hafensommer Würzburg im Jubiläumsjahr beerdigt würde.
Die äußeren Umstände der Absage des Hafensommers 2016 und seine kurze Zeit später erfolgte Reanimierung wirkten schlichtweg verkrampft. Ausgerechnet der heterogene, dem Hafensommer und seinem künstlerischen Leiter Jürgen Königer sehr kritisch gegenüber stehende, Würzburger Stadtrat hatte sich für eine Fortsetzung des Festivals am Main stark gemacht. Viele dieser Informationen zu dem damaligen Debakel kann man auf dieser Website oder auf www.geraldlanger.de bei Interesse nachlesen.
Das neue Team Hafensommer
Im Herbst dann die Trennung von Jürgen Königer und der Aufbau eines neuen Teams Hafensommer zur Ausgestaltung der 17 Tage am Main im Sommer 2017.
Der geplante Neustart führte auch zum Umbau der Website des Hafensommers, dem auch die Fotogalerien zum Opfer fielen. Ja, ich war im ersten Moment geradezu empört, als ich dies entdeckte, tröstete mich aber mit dem Umstand, dass ich meine kleinen „Schätze“ auf den eigenen Websites nach wie vor präsentieren konnte.
Nach und nach nahm auch das Programm des Hafensommers Gestalt an.
Lambchop und Nils Landgren wurden unter anderen angekündigt. Meine inhaltlichen Erwartungen stiegen. Letztlich schlägt mein Herz primär für die Musik, die Konzertfotografie folgt ihr allerdings auf dem Fuße.
Die freundliche Anfrage der Stadt, ob Ulf und ich uns vorstellen könnten, wieder zu fotografieren, nahmen wir beide somit gerne an.
Und was hat den 11. Hafensommer Würzburg nun ausgezeichnet, was hat sich geändert?
Ein vielfältiges musikalisches Angebot und eine deutlich erhöhte Akzeptanz bei den Besuchern
Hier ist erkennbar geworden, dass das musikalische Programm künftig kein musikalisches Manifest eines überwiegend alleinverantwortlich agierenden künstlerischen Leiters mehr sein wird, sondern Teamarbeit und Vielfalt an allererster Stelle stehen werden. Künstler mit Heimathafen Unterfranken standen neben Künstlern anderer Kontinente auf der Bühne, jeder von ihnen fand dabei auch sein Zielpublikum, konnte sicherlich neue Fans hinzugewinnen.
Einzig und allein die wenigen – meist altersreifen – Inhaber von Dauerkarten wurden bei diesem, sich stark an Zielgruppen orientierenden, Programm schwer gefordert. Mussten sie von einem Tag auf den anderen zum Beispiel vom erwachsenen Funk eines Nils Landgren und seiner Funk Unit auf die Neo-Folk orientierten Mighty Oaks umschalten. Das Konzert der Mighty Oaks war ausverkauft, die Treppe überwiegend mit jungen Damen zwischen 20 und 25 Jahren gefüllt. Also eine völlig neue Situation im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren.
Ja, auch meine Hörgewohnheiten wurden bei dem einen oder anderen Programmpunkt gefordert. Nicht bei jedem Konzert war ich wirklich bis zum Schluß vor Ort, wenn ich ich mit dem angebotenen Genre partout nichts anfangen konnte.
Reichweite und Teamarbeit
Doch, bin ich der Maßstab oder besser gesagt:
„Ist das schlimm oder gar als ein Versagen des Veranstalters zu bewerten?“
Nein, das Gegenteil ist der Fall!
Die Veranstalter mussten mit diesem breit gefächerten Angebot reagieren, um alle möglicherweise bestehenden Zweifel im Stadtrat zu zerstreuen. Und dies ist ihnen bei durchaus durchwachsenem Wetter während dieser Open-Air-Veranstaltungen in sehr überzeugender Art und Weise gelungen. 11.500 Besucher sollen es insgesamt gewesen sein, ein deutliches Plus also im Vergleich zu den Vorjahren.
Die Ära Jürgen Königer und der Würzburger Hafensommer 2017
Innerhalb dieser 17 Tage hat der 11. Hafensommer in Würzburg endlich soviel Reichweite entwickelt, die sich auch die langjährigen Freunde dieser Veranstaltung schon seit jeher gewünscht haben. Dies alles konnte nur im Team gelingen.
Insofern kann ich – bei aller Loyalität und Wertschätzung Jürgen Königer gegenüber – erkennen, dass bei der Auswahl der Künstler in der „Königer-Ära“ sehr wohl Qualität und Einzigartigkeit die tragende Rolle spielten. Die Besucherzahlen blieben dabei allerdings dennoch sehr häufig weit hinter den Erwartungen, auch weit hinter meinen eigenen Einschätzungen, zurück.
Dennoch verdanken die Besucher des Würzburger Hafensommers Jürgen Königer ganz großartige Konzerte. Ich denke beispielhaft an den fabelhaften Auftritt von Jane Birkin vor nur sehr wenigen, dem Regen, trotzenden Zuschauern. Oder der zweite Auftritt von Anna Aaron beim Hafensommer 2015. Mir fallen unglaublich viele Gänsehaut-Momente ein.
Lieber Jürgen,
vielen, vielen Dank für jede Menge phänomenaler Auftritte großartiger Künstler auf der Würzburger Hafenbühne.
Ich kann mir nur schwerlich vorstellen, dass Du Dich im heterogenen Programm des diesjährigen Hafensommers mit Deinen Vorstellungen wiedergefunden hättest. Die hierzu notwendige Kompromissbereitschaft darf man sicherlich nicht als Deine hervorstechende Charaktereigenschaften bezeichnen. Die benötigt man aber nachweislich, wenn man die Würzburger Hafentreppe mit der Stadt Würzburg als öffentlichen Veranstalter Abend für Abend füllen möchte.
Dennoch hast Du Pionierarbeit geleistet.
Andere haben aus Deiner Vorstellung vom Würzburger Hafensommer als „musikalische Späterziehung“ gelernt und die, für die Zukunft der lieb gewonnenen Konzertreihe, überlebenswichtigen Schlüsse gezogen. Zudem mit einem, gegenüber früher, erhöhten Budget.
Im Jahre 2017 ist der Würzburger Hafensommer endlich in dieser Stadt angekommen und der im Januar 2016 die Hafenbühne für sich reklamierende Shanty-Chor hat selbige – Gott sei Dank – nicht geentert.
Meine Favoriten, meine Enttäuschung
Ganz vorne rangieren bei mir persönlich Nils Landgren Funk Unit, das Tingvall Trio, sowie die beiden Themenabende Migration Blues und Maghreb Klänge. Wirklich enttäuscht hat mich Kurt Wagner’s Lambchop mit dem von mir nicht erwarteten Einsatz elektronischer Hilfsmittel. Gerade bei Lambchop bin ich mit einer stattlichen Anzahl an Tonträger ausgestattet, habe ich mir allerdings das letzte Album zuvor nicht angehört. Dann hätte ich ahnen können, was mich erwartet.
Ausblick auf den Würzburger Hafensommer 2018
Mir ist nicht bang um die Zukunft des Würzburger Hafensommers. Die Besucherzahlen waren überzeugend, der städtische Zuschuss dürfte sich daher in Grenzen halten. Der Stadtrat möge endlich auch zur Kenntnis nehmen, dass Kultur zwar in der Regel unterm Strich ein Zuschussbetrieb ist, aber auch einen ganz wesentlichen Beitrag zur Wahrnehmung unserer Stadt über ihre Grenzen hinaus leistet.
Und wenn ich fit bleibe, wäre ich auch gerne im Jahre 2018 wieder mit der Kamera und – ab und zu – mit spitzem Bleistift dabei.
Jetzt muss ich mich ein bisschen erholen.
Hoffe sehr, dass wir uns im Jahr 2018 auf der Hafentreppe wiedersehen!
Bis dann!
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