Gisbert zu Knyphausen
Datum: 09.02.2012
Venue: Posthalle Würzburg
Support: Daantje And The Golden Handwerk
Autor/Fotograf: Gerald Langer
Inhalt
Konzertbericht
„Hey, hey, alles ist okay“
Würzburg (music-on-net) Heute Abend gibt sich der Adel aus dem hessischen Rheingau in der ehemaligen Posthalle die Ehre.
Gisbert zu Knyphausen und seine Band haben sich zum finalen Auftritt der Wintertour 2011/2012 in der Mainfrankenmetropole angekündigt.
Daantje And The Golden Handwerk
Mit dabei Daantje And The Golden Handwerk, überwiegend die Band von Gisbert mit dem Singer-/Songwriter Joachim Zimmermann, der seit einigen Jahren bei Omaha Records „verpflichtet“, dem Label von Gisbert, einige kleine und feine Tonträger herausgebracht hat.
Die Posthalle heute Abend spürbar ohne Anzeichen der Übertemperierung. Wie soll denn ein solches Raumvolumen derzeit auch auf wohlige Wohnzimmertemperatur gebracht werden? Die gefühlte Temperatur im Publikum zeigt aber mit den Aktivitäten der Truppe um Daantje zusehends steigende Tendenz. Eingemummelt in Kappen mit großen Ohren-klappen, Kapuzenpullis und wollene Stutzen nutzen sie den gut halbstündigen Auftritt als Support zum regelrechten „Warm Up“.
„Nicht viel“, „Bitte lass uns gehen“, „Alles was noch bleibt“, „Wer du bist?“ – die Songtitel verraten schon etwas über den Typen, der sie geschrieben hat. Dazwischen immer wieder das Stimmen der Gitarre, welches Joachim Aka Daantje auf die herrschende Raumtemperatur zurückführt. Vielleicht ist das aber doch mehr ein Reflex, wie die schluffigen Ansagen zwischen den Titeln. Locker und lässig erobert er heute Abend das überwiegend eher junge Publikum mit seinen leisen und etwas lauteren Stücken aus eigener Feder.
Gisbert zu Knyphausen
Kurze Umbaupause bis Gisbert zu Knyphausen mit seiner Band die Bühne betritt. Er spielt ein sorgfältig ausgewähltes Set aus seinem noch vergleichsweise übersichtlichen Oeuvre, zusammen gebunden durch kleine sehr persönlichen Ansagen, die auch dem sich im Publikum vereinzelt befindenden „Ersthörer“ verraten, welch kleine und große Songperlen auf ihn zurollen werden.
Die Ausleuchtung der Bühne zurückhaltend, keine Spielereien. Hell und dunkel, schwarz und weiß, laut und leise – Gisbert liebt den Kontrast, um sich dann in die feinen Zwischentöne fallen zu lassen. Gerne hören wir zu. Natürlich könnte er auch als Solist auftreten, die Dramatik seiner Songs lässt sich aber besonders eindrucksvoll nur mit seiner hervorragend eingespielten Band vermitteln. Die Texte sind skizzenhaft. Das Ausmalen überlässt Gisbert zu Knyphausen dem Zuhörer. Er ist ein durchaus nachdenklicher, mal lauter, mal leiser „Rocker“, der das Publikum in der Posthalle mitzureißen weiß. Große Probleme mit der Hallentemperatur scheint er jedenfalls nicht zu haben – nach und nach streift er übergezogene Pullis ab.
Wer auch immer Gisbert zu Knyphausen zusammen mit Reinhard Mey einst in die Sparte der Liedermacher einordnen wollte, ist beim Zuhören über die Eingangssequenz von „Hey, hey, hey“ offensichtlich nicht hinausgekommen. Damit soll hier das Werk von Reinhard Mey keineswegs herab gewürdigt werden.
„Darf ich Euch meine Band vorstellen?“ fragt Gisbert das Publikum höflich. Natürlich müssen die Jungs genannt werden. Jens (Gitarren, Gesang), Gunnar (Gitarren, Keyboards, Gesang), Frenzy (Bass), der Seppl (Schlagzeug, Gesang), Utz (ab und dann am Schlagzeug) und Tobias am Mischpult.
„Es ist still auf dem Rastplatz Krachgarten“ kommt erst leichtfüßig und etwas jazzig daher. Danach gleich der „Tödliche Schlag“, ein außerordentlich dramatisches Stück über die Eroberung Trojas, geschrieben für die gleichnamige Inszenierung des Tübinger Zimmertheaters.
Ein Highlight heute Abend – „Seltsames Licht“. Ein Lied über Gisbert zu Knyphausens Gefühle beim Tod der Mutter. Nicht einfacher Seelenstriptease vor dem Publikum, aber immerhin konkret genug, um das Gefühl des Verlustes und die sich anschließenden Hoffnungen auf ein Wiedersehen für den Zuhörer spürbar zu machen.
„Aber so wie es war, wird es nie wieder sein.
So wie es ist, wird es nicht bleiben.
Wie es dann wird, kann vielleicht
Nur der bucklige Winter entscheiden.
Aber wir sehen uns wieder – ganz bestimmt.
Irgendwann.“
Mit der „letzte Mensch“, ein Taster für die ab April anstehende Studio-Collobaration mit Nils Koppruch, endet das Hauptprogramm.
Leider etwas zu früh beginnt der zweiteilige Zugabenblock.
„Frau Himmelblau“, „So seltsam durch die Nacht“, anschließend „Neues Jahr“. Etwas verunsichert, ob es eine weitere Zugabe noch geben wird, verlassen einige Ungeduldige bereits die Posthalle in die eiskalte Nacht. Die Geduldigen werden allerdings noch mit „Verschwende Deine Zeit“ und „Melancholie“ belohnt.
Schade, dass die neue – rein akustische – CD Gisbert zu Knyphausen & Band – ‚Live im Konzerthaus Dortmund‘, erst Tags drauf erscheinen wird – streng limitiert auf 8.000 Stück.
Lieber Gisbert,
„Musik ist Scheiße“ steht auf Deiner Gitarre.
Stimmt nicht – Du hast uns heute Abend eines Besseren belehrt.
Setlist | Gisbert zu Knyphausen
Herzlichen Glückwunsch – Gute Nachrichten – Erwischt – Ich bin Freund von Klischees und funkelnden Sternen – Hurra! Hurra! So nicht – Es ist still auf dem Rastplatz Krachgarten – Tödlicher Schlag – Grau, Grau, Grau – Der Blick in deinen Augen – Sommertag – Kräne – Morsches Holz – Dreh Dich nicht um – Flugangst – Seltsames Licht – Der letzte Mensch
Zugaben:
Frau Himmelblau bittet zum Tanz – So seltsam durch die Nacht – Neues Jahr – Verschwende deine Zeit – Melancholie – (Spieglein, Spieglein)
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