Gianmaria Testa: Hafensommer Würzburg 2013 (Live)

Gianmaria Testa

Datum: 31.07.2013
Venue: Mainwiesen Würzburg
Show: Hafensommer Würzburg
Autor/Fotograf: Gerald Langer

Konzertbericht

Italienische Melancholie an einem kühlen Sommerabend

Würzburg (music-on-net) Eigentlich wollte ich mir noch einen Abend Ruhe gönnen, aber das Wetter, auch die passenden Außentemperaturen haben mich dann doch „bewegt“. Und mit Gianmaria Testa ist ein Programmpunkt des diesjährigen Hafensommers gefunden, der dem Thema „Ruhe“ dabei durchaus nahe kommt.

„Ich habe sehr früh angefangen Lieder zu schreiben. Lieder, das ist das Mittel, durch das ich zu mir selbst sprechen kann, auf eine Art und Weise, für die ich sonst gar keine Ausdrucksform hätte.“

Gianmaria Testa

Das zweiteilige Set bestreitet sein Quartett völlig entspannt, Gianmaria Testa und sein Partner Giancarlo Bianchetti häufig auch im Sitzen. An einigen Stellen lässt er den „Rocker“ durchblitzen, es bleibt aber überwiegend melancholisch bis verhalten fröhlich. Es ist gesungene Poesie, die man spürt, wohl häufig nicht wortwörtlich versteht, wenn man des Italienischen nicht mächtig ist (wie ich). Italienisch kann aber einfach so wunderschön klingen.



Der einstige Bahnhofsvorsteher im italienischen Cuneo hat sich zu einem respektablen italienischen Liedermacher, besser: Singer / Songwriter entwickelt. Mit seinen lockigen angegrauten Haaren und runder Brille wirkt Gianmaria Testa wie der freundliche (junge) Opa, der den Enkelkinder gerne einmal ungesunde Süssigkeiten zuschiebt, wenn Papa und Mama nicht hinsehen. Auf dem Bahnhof findet man ihn seit eingen Jahren nicht mehr, dafür aber auf den mittelgroßen Bühnen Europas. Mehr als 1.000 Konzerte hat er mittlerweile gegeben, die meisten davon im Heimatland Italien. Der Autodidakt mit Baritonstimme gefällt auch dem Würzburger Publikum, welches ihm eine Zugabe entlockt, die er mit angezündeter Zigarette, eingeklemmt am oberen Gitarrenhals, absolviert.

Italy – Love It or Leave it

Kurz nach 22:00 ist es dunkel genug, um die große Leinwand aufzuziehen.

„Italy“ – Love It Or Leave It (OmU, Buch und Regie: Gustav Hofer, Luca Ragazzi, IT 2011), ein Roadmovie im farbenwechselnden Fiat 500 ist eine Dokumentation, die all die Widersprüchlichkeiten dieses einstigen „Teutonengrills“ liebevoll montiert vor uns entblättern. Der Film ist wirklich sehenswert.

Wir erinnern uns gemeinsam – Italien ist eben nicht nur Berlusconi, Mussolini, Mafia, Müllberge und Korruption, sondern verfügt neben einer wunderbaren Landschaft auch (noch) über großartige und durchaus nachdenkliche Menschen, die dem Land hoffentlich erhalten bleiben und es aus dem Nimbus eines europäischen Sorgenkindes herausführen. Und das die klassische Bialetti-Produktion wieder nach Italien muss, mittlerweile wird das kantige Aluminiumteil in Rumänien gefertigt, ist sowieso klar. Wahrscheinlich noch das geringste Problem des „Landes im Stiefelformat“.

Ein George Clooney, der, zeitweise in Italien lebend, seinen Espresso aus Kapseln schlurft, mag manche Frau entzücken, nicht aber einen Italiener wirklich überzeugen. Das ist Provokation, das ist der Verfall der Sitten.


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