David Knopfler & Harry Bogdanovs
Datum: 21.10.2011
Venue: Rathaushalle Haßfurt am Main
Autor/Fotograf: Gerald Langer
Inhalt
Konzertbericht
Es geht auch ohne Dire Straits – David Knopfler & Harry Bogdanovs begeistern mit ihrem Akustikkonzert in der Rathaushalle in Haßfurt am Main
Haßfurt am Main (music-on-net.de) Zwischen den Tischen und Stühlen des Rathaussaales bahnen sich die beiden Ausnahmegitarristen ihren Weg auf die Bühne. Künstler zum Anfassen eben. Lässig und unspektakulär ergreifen sie Ihre Gitarren und setzen ein mit „Hey La“. Die Rathaushalle, annähernd ausverkauft, wird die nächsten Stunden beseelt vom Klang akustischer Gitarren, sechs- und zwölfsaitig, einer Mundharmonik, sowie bei Bedarf auch von einem E-Piano, welches im Laufe des Abends von beiden Musikern bespielt wird.
Eher balladesk, mehr laut als leise, sind die sorgsam arrangierten Stücke der beiden – jeweils in etwa einstündigen – Sets gehalten. Ein Festival der leisen Töne, bei dem der Takt häufig durch das rhythmische Stampfen von Knopflers Turnschuhen vorgegeben wird. Das konzertante Duo hält sich dabei streng an die Dramaturgie der jüngst erschienenen Doppel-CD „David Knopfler With Harry Bogdanovs Acoustic“, die derzeit nur im Rahmen der Konzerte verkauft wird. Selbige ist als Erinnerung für den Konzertbesucher wie auch als Appetizer für den Interessierten gleichermaßen empfehlenswert, da sie wirklich ganz hervorragend aufgenommen ist und die Atmosphäre eines Live-Auftrittes suggeriert.
Dire Straits
Zu Anfang des Konzertes muss David Knopfler immer wieder seine akustischen Gitarren stimmen. Kurze Momente der Ungeduld scheinen durch. Schon beim zweiten Stück des Abends zitiert er nebenbei „Wildwest Ends“, eines der ersten Stücke der Dire Straits, der Band, die er zusammen mit seinem Bruder Mark sowie John Illsley und Pick Withers 1977 gegründet und die er bereits im Jahr 1980, frustriert von der Egozentrik des drei Jahre älteren Mark, verlassen hatte.
Dessen Vorname wird von ihm den ganzen Abend über nicht erwähnt. Man fühlt sich im Nachhinein gar an Schlüsselsätze aus der Harry-Potter-Reihe erinnert, bei der Lord Voldemort als die Person bezeichnet wird, „deren Name nicht genannt werden darf“.
Kleine Seitenhiebe gestattet David Knopfler
sich allerdings schon, als er „Somebody Kind“ ankündigt und nebenbei bemerkt, dass dieser Song bereits zu Zeiten von Dire Straits’ zweiter Platte „Communique“ als Entwurf vorlag, aber bei dieser Band damals eben nur „eine Person“ komponieren und entscheiden durfte, was auf das neue Album kommen durfte.
Politische Haltung
Stille Wut trägt der Endfünfziger auch in sich, wenn er auf die Sozial- und Finanzpolitik der US-Regierung zu sprechen kommt. (Every Dream Must End In) „Underland” erzählt von den hunderttausenden Amerikanern, die bereits vor Jahren in der Finanzkrise ihre Immobilien verloren haben.
David Knopfler kann aber auch wenig später wunderbar poetisch vom New Yorker Stadtteil „Geneseo“ , seiner zweiten Heimat, berichten. Das Stück „Here In Geneseo“ ist sicherlich einer der stimmungsvollsten Momente des Konzertes mit ihm am E-Piano.
Und dann wieder diese Stimme, die der seines Bruders in manchen Momenten beinahe zum Verwechseln ähnlich sein kann. Fluch und Segen – genau in diesen Augenblicken scheint er bei sich selbst angekommen. Die besondere Ironie der Geschichte ist, dass der ältere Bruder in wenigen Tagen zusammen mit Bob Dylan durch die größeren Arenen unserer Republik tourt. David Knopfler ist dabei – trotz wesentlich kleinerer Bühnen – nicht mehr in der Situation, zwanghaft aus dessen scheinbar übermächtigen Schatten heraus treten zu müssen.
Er ist schon längst selbst zur Lichtgestalt geworden. Eine treue Fangemeinde hat er sich sukzessive erobert. Und sie hat erkannt, wie stark er als Singer und Songwriter zu fesseln und zu begeistern vermag.
Harry Bogdanovs – ein perfekter Partner
Mit Harry Bogdanovs hat David Knopfler einen langjährigen Partner gefunden, der sich auf der Bühne alles andere als in den Vordergrund stellt – er bleibt den ganzen Abend über auffallend wortlos –, der aber sein musikalisches Handwerk dafür umso mehr, geradezu blind, versteht. In die Saiten greift er während des insgesamt gut zweistündigen Auftrittes daher häufig mit geschlossenen Augen.
Mit „Easy Street“, angekündigt als ein Devil‘s Song, ein Faust‘sches Stück, soll das zweite Set enden. Das Publikum klatscht laut mit, während die beiden Akteure mit ihren Gitarren vergleichsweise ausgelassen auf der Bühne tanzen. Durch den sich daraus entwickelnden Beifall wird das Akustikduo schließlich zu zwei mit großer Inbrunst vorgetragenen Zugaben animiert.
Ob dem „Boss“ allerdings die Coverversion von „Tougher Than The Rest“ wirklich gefallen hätte, darf eher bezweifelt werden. Das insgesamt sehr gelungene Hauptprogramm war indes über jeden Zweifel erhaben.
Dem Kulturamt Haßfurt sei an dieser Stelle ausdrücklich für das Engagement um kleine, aber feine Konzerte mit Künstlern von internationalem Rang gedankt. Gespannt schauen wir auf das nächste, mittlerweile dritte Konzert, von Ray Wilson am 31.10.2011, ebenfalls in der, raumakustisch und atmosphärisch gleichermaßen über-zeugenden, Rathaushalle von Haßfurt.
© Gerald Langer für music2web.de
Dieser Beitrag ist ursprünglich erschienen auf music2web.de
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