Benjamin Koppel
Inhalt
Rezension (Alben)
„Benjamin Koppel (+1974) geht während des von Covid-19 verursachten kulturellen Lockdowns 2020 in die Herbstoffensive.“
So könnte man das aktuelle audiophile Angebot des dänischen Jazz-Saxophonisten sehr reißerisch beschreiben. Immerhin veröffentlicht er mit den beiden Doppel-CDs The Art Of The Quartet und mit The Ultimate Soul & Jazz Revue – summa summarum – zeitgleich ein fast vierstündiges Musikprogramm vom Feinsten.
Dem musikalischen Anspruch des Komponisten und Musikproduzenten wird man mit derartigen „Mengenangaben“ indes nicht gerecht.
Der 46-Jährige Däne stammt aus einer Musikerfamilie, die in der Vergangenheit von Klassik bis Jazz auch keinen allzu großen Bogen um die Popmusik gemacht hat.
Dennoch darf man behaupten, dass sich Koppel vor allem in den letzten Jahren am stärksten auf dem weiten Feld des Jazz verdient gemacht hat, ob mit eigenen Bands, wie dem Ensemble Mad Cows Sing, mit eigenem Jazz-Quintett, mit dem Koppel-Andersen-Koppel-Trio, mit dem Projekt Nordic Design oder bei Kooperationen mit den Sängerinnen Alberte Winding und Marie Carmen Koppel oder schlicht als Begleitmusiker, zum Beispiel des verstorbenen Charlie Mariano oder des noch immer aktiven Randy Brecker.
Der musikalische Tausendsassa arbeitet seit Jahren in einem kreativen Netzwerk, das ihm Zugang zu exquisiten Musikern in beinahe allen musikalischen Genres verschafft.
Album: The Art Of Quartet
Artist: Benjamin Koppel
Label: Cowbell Music & Unit Records
V.Ö: 25.09.2020
Formate: CD, Vinyl, Digital
Aufgenommen wurde das Doppelalbum bereits im März 2015 im Clubhouse Studio, Rhinebeck (USA) von Julie Last.
Das Klappcover zeigt SW-Fotografien von Benjamin Koppel, mit einer leicht verschneiten Winterlandschaft um den – nur äußerlich etwas angeschlagenen – Aufnahmeort vor seiner Sanierung.
Das Album The Art Of the Quartet ist das Ergebnis des eingangs beschriebenen Networkings.
Koppel und Kenny Werner trafen einander erstmals im Jahre 2007 bei einer All-Star-Veranstaltung. Die Zusammenarbeit der beider Künstler wurde u. a. auf dem Duo-AlbumWalden (2009) fortgesetzt. Kenny Werner wiederum gewann Jack DeJohnette für die Kooperation am nun vorliegenden Album. Jack DeJohnette wollte allerdings als gleichberechtigter Partner in die Produktion eingebunden werden, nicht nur als erstklassiger Sessionmusiker.
Im Clubhouse Studio
Koppel beschreibt die gemeinsamen drei bis vier Tage im Clubhouse Studio mit Scott Colley am Bass in der Rückschau als außerordentlich kreativ, weil jeder der Beteiligten etwas einbringen konnte und am Ende „alle ein sehr gutes Gefühl bei den Aufnahmen hatten.“
Dieses gute Gefühl, das spontane partnerschaftliche Verständnis der Kollaborateure, kann man vor allem auf gemeinsamen Improvisationen wie Free I und Free II sehr gut nachvollziehen.
Dem durchgehend faszinierenden Schlagzeugspiel von Jack DeJohnette auf The Art Of The Quartet kann man sich als Zuhörer ohnehin kaum entziehen.
Line-Up
Benjamin K. – Alt-Saxophon
Kenny Werner – Klavier
Scott Colley – Bass
Jack DeJohnette – Schlagzeug
Tracklist – The Art Of The Quartet
Free I (9:57) (Koppel-Werner-Colley-DeJohnette)
Bells of Beliefs (10:49) (Koppel)
Night Seeing (11:54) (Koppel)
Ahmad the Terrible (9:25) (DeJohnette)
Follow (5:38) (Werner)
Free II (17:32) (Koppel-Werner-Colley-DeJohnette)
Iago (10:23) (Werner)
Ballad for Trane (9:43) (Werner)
If I should lose you (11:12) (Ranger-Robin)
Americana (6:55) (Colley)
One On One (11.07) (DeJohnette)
Sada (11:34) (Werner)
Album: The Ultimate Soul & Jazz Revue
Artist: Benjamin Koppel
Label: Cowbell Music & Unit Records
V.Ö: 25.09.2020
Formate: CD, Vinyl, Digital
Im Gegensatz zu The Art Of The Quartet ist die Veröffentlichung The Ultimate Soul & Jazz Revue der Live-Mitschnitt eines letztjährigen Konzertes im Betty Nansen Theatre in Kopenhagen während eines bereits vor Jahren von Benjamin Koppel ins Leben gerufenen Sommer-Jazzfestivals.
Eine Hommage an die Soul-Musik seiner frühen Künstlerjahre, die er zusammen mit Schwester Marie Carmen, die man auf der Interpretation von Otis Redding’s Respect als Sängerin hören kann, bereits Ende der 1980er Jahre in Kopenhagener Cafes präsentierte.
Eigen- und Fremdkompositionen
Mit Hammond Street, Feel The Bern und Con Alma And Sax präsentiert Koppel in diesem Set drei Eigenkompositionen, die, wie das übrige Doppelalbum, eher Song orientiert sind.
Neben Buddy Miles‘ Opener Them Changes, findet man, neben anderen, einige Pretiosen von Dizzy Gillespie, Curtis Mayfield, Stevie Wonder und Sly Stone.
In dieser hörenswerten Revue gibt es selbstverständlich immer auch ganz viel Jazz. Wie sollte es auch anders sein, wenn man sich, wie Benjamin Koppel mit seinem Alt-Saxophon, letztgenanntem Genre ganz besonders verschrieben hat?
Empfehlenswert sind die beiden vorgestellten – zeitlich „gekoppelten“ – Veröffentlichungen von Benjamin Koppel allemal.
Line-Up
Randy Brecker – Trompete
Benjamin K. – Alt-Saxophon
Jacob Christoffersen – Fender Rhodes, Wurlitzer, Synth
Scott Colley – Bass
Bernard Purdie – Schlagzeug
featuring (außer auf Tracks mit *)
Dan Hemmer – Hammond Orgel
Jacob Andersen – Perkussion
Søren Heller – Gitarre
Marie Carmen Koppel – Gesang (on Respect only)
Tracklist – The Ultimative Jazz & Soul Revue
Them Changes (6:35) (Buddy Miles)
Manteca (9:38) (Dizzy Gillespie)
Hammond Street (9:14) *(Benjamin Koppel) *
Move on up (8:25) (Curtis Mayfield)
Feel the Bern (12:14) (Benjamin Koppel) *
Respect (6:04) (Otis Redding)
Con Alma and Sax (12:55) (Benjamin Koppel)*
Groove me (11:08) (King Floyd)
Don’t you worry ‚bout a thing (10:15) (Stevie Wonder)
Close to you (12:40) (Burt Bacharach/Hal David) *
Sing a Simple Song (4:38) (Sly Stone)