Bernd Begemann
Datum: 23.11.2012
Venue: Kellerperle Würzburg
Autor/Fotograf: Gerald Langer
Inhalt
Konzertbericht
„Endlich – die Krise ist beendet!“
Würzburg (music-on-net) Krisen wohin man schaut. Endlich einer, der die Krise für beendet erklärt – ein Weltenretter gar? Gleich mit seinem ersten Song wird Bernd Begemann die Krise für beendet erklären.
Ein Fünfzigjähriger, etwas untersetzt, trifft – ordentlich bepackt – kurz nach 20:00 in der Würzburger Keller Perle ein. Ist ihm sichtlich peinlich, zu spät zu kommen. Er entschuldigt sich, legt ab und auch gleich los. Strippen ziehen, verkabeln und auch der Soundcheck im Beisein schon eingetroffener Gäste, die bleiben dürfen. Er bietet eine Möglichkeit zum hautnahen Miterleben eines „Making Of“.
Schnell ist er zufrieden mit dem Ergebnis der Vorarbeiten, auch wenn er schließlich als (männliche) Mariah Carey des Indie-Rock verschrien sei.
Beeindruckend die auf dem Boden, wie ein Fußabstreifer ausgebreitete, etwa einen halben Quadratmeter große, Setlist des Abends, die allerdings mehr assoziativ gestaltet ist und keine bloße Chronologie erkennen lässt.
Dieses Stück Papier taugt wirklich als zweidimensionales Abbild von Begemanns Auftritt in der Würzburger Kellerperle. Nach einer Viertelstunde „Einlassmusik“ vom MP3-Player, ausgesucht von Begemann persönlich, betritt er im weißen Anzug die Bühne und wirkt äußerlich wie der Prototyp eines drittklassigen Entertainers aus längst vergangenen Zeiten.
Wahrscheinlich war er zu häufig mit den Kapitänen der Ausflugsschiffe auf der Binnenalster unterwegs. Hamburg ist seit Jahren seine Heimat und Motive aus dieser Stadt tauchen auch immer wieder in seinen Songs, zum Beispiel bei „Unten im Hafen“, auf. Den persönlichen Horizont weitet das Leben in der Hansestadt sicherlich mehr als die alte Heimat, das lippische Bad Salzuflen.
Er macht den Schnellredner, um dann in der sprachlichen Gemächlichkeit eines Rüdiger Hoffmanns weiter zu reden, er mimt den Rocker, spielt E-Gitarre, legt sie wieder ab, rasselt und quasselt, alles wirkt spontan und folgt doch einem Plan, der an wenigen Stellen Freiräume zulässt, die er nutzt, um mit dem Publikum zu kommunizieren.
Konzertfotos
Viele Stücke sind zum Mitsingen und sanften Mitgrölen von „Nananana“ geeignet. Die Besucherzahl ist zwar insgesamt überschaubar – wer kennt denn auch, Hand aufs Herz, Bernd Begemann? – aber sehr textsicher und auch bestens bei Stimme. Dazwischen nur scheinbar Persönliches, wie sein Besuch eines Take That Konzertes, bei dem Begemann sich die Frage stellt, warum er bei 140 Euro Eintrittsgeld denn mitsingen soll („Nein, Gary Barlow, nicht ich singe, Du singst für mich!“).
Die Kellerperle hat er ins Herz geschlossen. Zwischendurch intoniert er immer wieder seinen „Kellerperlen-Jingle“ – „Kellerperle – der Ort, wo sich Würzburgs Kultur versteckt hat“.
Sein Auftritt ist voll von spitzen Bemerkungen. Manchmal weiß man nicht, gehört der Nebensatz noch zum Song oder ist er nur das Verbindungsglied zum nächsten. Sätze verlieren sich schon auch manchmal im Nichts. Vor der Pause zwischen den Sets noch ein Klassiker – (Wir sind alle) in der IKEA-Falle, (des Fichten-Furnier-Wunderlandes).
Danach – im frischen Hemd – geht‘s noch einmal eine gute Stunde weiter, unter anderem mit Gib mir eine 12. Chance, dem zynischen Wir sind zweimal zweite Wahl, Ich habe nichts erreicht außer Dir, Dein Trottelfreund meint und einiges andere mehr.
Für den Ersthörer ist der livehaftige Begemann zugegebenermaßen eine Herausforderung, vor allem im heutigen Solovortrag.
Seine Songs sind mit Begleitband allesamt etwas bekömmlicher und zugänglicher. Um sich hier einen Eindruck zu verschaffen, seien die zahlreichen Tonträger von Begemann empfohlen. Das aktuelle Album Bernd Begemann – Der brennende Junge – Die beliebtesten Lieder aus 25 Jahren bietet dabei einen guten Querschnitt aus seinem umfangreichen Backkatalog.
Die Reise des „Traumschiffkapitäns“ Begemann geht weiter. Vielleicht geht er ja auch mit Begleitband in Würzburg noch einmal vor Anker. Zum Beispiel in der Kellerperle, dem Ort, wo sich Würzburgs Kultur versteckt hat.
Setlist
Weitere Tourdaten von Bernd Begemann 2012/2013:
27.12.2012 Bremen – Tower
18.01.2013 Osnabrück – Lagerhalle
19.01.2013 Weinheim – Café Central
26.01.2013 Essen – Grend
02.02.2013 Clausthal-Zellerfeld – Kellerklub
13.02.2013 Frankfurt – Das Bett
14.02.2013 CH-Basel – Zum Goldenen Fass
15.02.2013 CH-Thun – Cafe Mokka
17.02.2013 Saarbrücken – Sparte 4
18.02.2013 Düsseldorf – FFT
08.03.2013 Oldenburg – Polyester
27.03.2013 Zwickau – Alter Gasometer
24.04.2013 Paderborn – Sputnik
25.04.2013 Bochum – Bahnhof Langendreer
26.04.2013 Marburg – KFZ
27.04.2013 Göttingen – Nörgelbuff
03.05.2013 Leer – Juz
08.05.2013 Mülheim (a.d. Ruhr) – RingLokschuppen
21.09.2013 Darmstadt – Künstlerkeller
12.10.2013 Oelsnitz – Katharinenkirche