Gankino Circus
Datum: 07.04.2017
Venue: Alte Synagoge Kitzingen
Show: Irrsinn und Idyll
Autor: Gerald Langer
Konzertbericht
Franconian Boogaloo, das letzte Album von Gankino Circus aus dem Jahre 2014, hatte ich kurz nach Veröffentlichung bereits besprochen. Leider hatte ich danach keine Möglichkeit genutzt, die Band auch mal auf der Bühne zu erleben.
Die Alte Synagoge in Kitzingen bietet für das angekündigte Cross-Over aus Konzert und Kabarett, namentlich: Irrsinn und Idyll, den richtigen Rahmen für abendlichen Kulturgenuss. Der Blick ins Publikum irritiert mich nur leicht, sind doch überwiegend Zuhörer aus der Altersklasse 50 plus auszumachen. Weiss denn auch ein jeder, was ihn erwartet? Ich gebe gerne zu, es auch nicht genau zu wissen.
Nur soviel vorab. Eigentlich mache ich um deutsche Volksmusik einen Riesenbogen, ist dieses Format von Florian Silbereisen und anderen kommerziell erfolgreichen Konsorten derartig ausgelutscht, dass ich diesem Genre grundsätzlich alles andere als vorurteilsfrei begegne.
music-on-net und Volksmusik
Doch der Abend hält, was schon das besagte Album versprochen hat. Ein kurzweiliges Programm, das von Ralf Wieland, Sänger und Gitarrist der Band, mit Humor, der so trocken ist, wie derzeit die fränkische Agrarlandschaft, moderiert wird und die drei anderen Bandmitglieder zu musikalischen und kabarettistischen Höchstleistungen animiert.
Man muss des westmittelfränkischen Dialektes der gebürtigen Dietenhöfner Kapelle nicht mächtig sein, die Körpersprache des Quartetts – zwischen kunstvoll gelangweilt (Maximilian Eder am Akkordeon) und hochexplosiv (Johannes Sens am Schlagzeug) – wird auch von Unterfranken weitgehend problemlos verstanden. Im Erkennen der darin schlummernden Genialität macht uns erst recht keiner was vor. Wir brauchen dazu auch kein Wörterbuch Westmittelfränkisch – Unterfränkisch. Der Energietransport von der Bühne ins Publikum funktioniert auch so tadellos. Die Akustik in der Alten Synagoge ist ebenso über jeden Zweifel erhaben.
Nach einem fast zweistündigen Konzertkabarett mit allerlei Geschichten der – dem Vernehmen nach – 5. Dietenhöfner Musiker-Generation, von einem Kuhflüsterer aus Frickenhausen am Main, der den Landwirt Maximilian Eder motiviert hat, seinen 70 Kühen finnische Volkslieder vorzusingen, so dass diese mehr Milch geben, soll kurz nach 22:30 Schluss sein.
Es gibt natürlich einen Nachschlag. Sogar unplugged – das Quartett musiziert sitzend am Bühnenrand.
„Gankino Circus Live“- meine Empfehlung für all diejenigen, die regional eingefärbte Volksmusik mit raffiniert eingebauten „Zutaten“ der europäischen Folklore mögen oder über den wilden Stil-Mix der Dietenhöfner Kapelle ihren eigenen Horizont zu erweitern bereit sind. Der Neugierige wird jedenfalls reich beschenkt, „Striptease“ des Schlagzeugers inklusive.
Wo gibt’s denn sowas?
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