Götz Widmann & Billy Rückwärts
Datum: 04.12.2013
Venue: Posthalle Würzburg
Autor/Fotograf: Gerald Langer
Inhalt
Konzertbericht
Hippie-Bus vs. Wellness-Oase
Würzburg (music-on-net)- Leider keine Full-House-Situation, dafür die eher seltene Teilbestuhlung des Zuschauerraumes prägen den ersten Blick in die beheizte Würzburger Posthalle. Das Publikum weitgehend jung und bildungsorientiert – „ …wenn’s bei Galileo war, stimmt’s ….“, vernehme ich eine Zuschauerreihe hinter mir und schmunzle in mich hinein.
Support: Billy Rückwärts
Götz Widmann gastiert anlässlich seiner 20 Jahre Jubiläumstour wieder einmal in Würzburg. Er hat sich wohl mehr Zuhörer erhofft, kündigt zunächst euphorisch seinen Support Billy Rückwärts an.
Das Kölner Trio beackert mit witzigen Texten und einprägsamen Melodien ebenfalls das Genre deutscher Liedermacher. Textzeilen und Refrains, wie “Wenn ich Euch so seh’, bin ich immer froh, dass ich Single bin“ und „seit wann ist eine Kneipe eine Wellnessoase?“ haben ihre Wurzeln im Alltäglichen. In der Interpretation von Malte Quarz am Bass, Sebastian Franzen an Gitarre und Keyboard, Daniela Dieterich an der Violine entstehen aus diesen Themen abwechslungsreiche Songs mit hohem Unterhaltungswert. Das Publikum quittiert das zurecht mit viel Beifall.
Götz Widmann & Billy Rückwärts
Nach einer gute halben Stunde dann Götz Widmann. Zunächst ist er solo auf der Bühne, um die ihn bei der diesjährigen Tour unterstützende beste Band vorzustellen. Wen wundert es, dass es sich dabei wiederum um Billy Rückwärts handelt.
Der in Bad Brückenau geborene einstige Unterfranke, aktuell mit schweizerischem Wohnsitz, bietet einen Querschnitt durch mittlerweile zwanzig Jahre Liedermacher-Dasein.
Zu Beginn holt er eine von ihm so apostrophierte „Leiche aus dem Keller“, sein erster Song, Roma, auf italienisch und grell.
Der Song-Reigen besteht auch bei Götz Widmann weitgehend aus Alltagsthemen. Manchmal politisch, immer wieder auch erotisch und nie ganz frei von Suchtstoffen wie Alkohol und Haschisch. Er versucht eben nach seinem vor Jahren abgeschlossenen BWL-Studium alles zu tun, „um einer bürgerlichen Existenz zu entgehen“.
Ein kleines satirisches Meisterwerk, und nicht nur aus seiner Sicht regelrecht visionär, der „Laptopwebcammann“, der unser Tun vor dem Monitor beobachtet und erst – von Widmann in eindringlichen Bildern geschildert – durch hemmungsloses Anpinkeln ausgeschaltet werden kann. Ein sehr feuchter Gruß an die weltweit tätigen Geheimdienste, allerdings nicht zur Nachahmung empfohlen.
Am Schluss des zweistündigen Programms geht’s mit dem „Hippie-Bus nach Marrakesch“ und für das Publikum wieder hinaus in die Kälte. Ich freue mich jetzt genauso wie Götz Widmann nach seiner Rückkehr aus der Hippiekommune von La Palma auf ein Zuhause mit Zentralheizung. Mag spiessig klingen, ist aber so!
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