Danny Bryant
Datum: 25.01.2025
Venue: Blues-Club Baden-Baden
Tour: Rise Tour 2025
Inhalt
Konzertbericht
Die Blues-Club Saison in Baden-Baden geht ins neue Jahr. Was auch immer dieses Jahr mit sich bringen mag, an diesem Abend wird das mit der Urgewalt einer Bluesrock-Band samt Blechverstärkung erstmal aus dem Weg geblasen. Der ausverkaufte Saal und die mit acht Musikern vollbesetzte Bühne versprechen maximale Stimmung.
Der Engländer David Bryant gründete seine erste Band 1999 mit seinem Vater. Seitdem hat er sich in Europas Blues-Szene ganz nach oben gearbeitet und stand dabei auch mit den ganz großen US-Namen auf der Bühne – Buddy Guy. Santana. Walter Trout…
Und auch in Baden-Baden gastiert er nicht zum ersten Mal.
Ohne viel Gerede lässt die Truppe Dezibel sprechen – nicht brachial laut, aber voluminös. Bryants markant rauhe Stimme und sein meist hartes, aber durchaus variables Gitarrenspiel stehen immer im Vordergrund. Mit kräftigem Rhythmusschlägen und natürlich ausgeprägten Soli – die reichen von weichen Geigentönen in As The Years Go Passing By über wieselflinke Melodien mit reichlich Bending bis zu ausgedehnten krachenden Rock-Riffs.
Aber Bryant lässt der Band auch Raum, und der wird gut gefüllt. Das Schlagzeug von Alexander Hinz begeistert durch songdienliche Spielfreude, die sich nicht aufdrängt, aber immer präsent ist – beidhändig treibend à la Max Weinberg, mit dem Schlägel auf den Cymbals wirbelnd oder wenn er Razor Sharp melodisch schwungvoll nach Hause fährt. Partner in crime ist natürlich der Bass. Artjom Feldtser ist wie ein freundlicher Jason Momoa nicht nur optisch prägnant, sein E-Bass ist immer klar vernehmlich und macht den Klangraum unten dicht – ob dunkel-weich oder funky-knackig Till The Bottle Runs Dry.
Jamie Pipe ist der Joker am Keyboard. Mit seiner schlanken Hammond legt er den Orgel-Teppich aus, hämmert ein Jerry Lee-Solo in die Tasten oder dirigiert in Painkiller die ganze Mannschaft sachte ganz nach unten, bis alle den gerade noch … hörbaren … hohen Tastentönen ganz rechts … lauschen …worauf alle miteinander einen fulminanten Restart hinlegen und das war’s mit der Ruhe.
Das ist eigentlich schon ziemlich komplett, aber der Bläsersatz setzt noch einen drauf. Uli Binetsch mit der Posaune, Niko Halfmann am Tenor-Saxophon und Jakob Kargs Trompete spenden allgemein klangliche Wärme, setzen Homework die funky Sonnenbrille auf oder lenken den fröhlichen Rocker On The Rocks mit schrägen Tönen in die Straßen von New Orleans.
Ach ja, da ist ja noch eine Gitarre vor den Bläsern. Sie ist sogar der Eyecatcher auf der Bühne – die strahlend weiße, zackige Gibson Explorer sticht wortwörtlich ins Auge und könnte kein größerer Gegensatz zu Bryants abgeschrabbelter Vintage-Strat sein. Und wenn man Marc Raner daran eine Weile auf die Finger schaut, bekommt man ordentliche Fingerakrobatik geboten.
Leider gehen die Töne in der gebotenen Klangfülle etwas verloren, bis, ja bis zu seinem Solo. Dann fährt er die Ecken und Kanten seiner Axt ordentlich aus und bringt nochmal eine ganz eigene Note ins Spiel, unverzerrt und melodisch –Unchained. Außerdem wechselt er vor der Pause kurz zur Akustischen. Die hört man sehr schön, weil Bryant hier beim Singen die Finger von den Saiten lässt.
Sehr melodisch ist auch Scarlett Street, das Bryant dem verstorbenen Blues-Club-Mastermind Klaus Hartmann widmet. Bei dem weichen Cymbalwirbel von Hinz über dem schwebenden Gitarrensolo habe ich Gary Moore vor Augen, der Albatros spielt…
Die Stimmung hat im zweiten Set nochmal zugelegt und mit etwas weniger Tischen in der Menge wäre das Publikum sicher auch mehr in Bewegung.
In den letzten Liedern können sich alle Musiker nochmal austoben und die Begeisterung schlägt ordentlich Wellen. So sehr, dass es noch eine zweite Zugabe gibt, die nicht auf der Setlist steht. Die Band lässt sich noch einmal rausbitten und hämmert mit Animal In Me das finale Statement in den Raum. Tschüss.
Autor/Fotograf
Jörg Neuner
Line-up
Danny Bryant – guitar, vocals
Marc Raner – guitar
Artjom Feldtser – bass
Jamie Pipe – keyboard
Alexander Hinz – drums
Jakob Karg – trumpet
Niko Halfmann – sax
Uli Binetsch – trombone
Weitere Konzerte von Danny Bryant
Setlist
Set 1
Tired Of Trying
Rescue Me
As The Years Go Passing By
On The Rocks
Nine Lives
Razor Sharp
Painkiller
Set 2
Prisoner Of The Blues
Girl From The North Country
Homework
Till The Bottle Runs Dry
Unchained
Rise
Scarlett Street
Looking Good
Encore
The Rage To Survive
Bonus
Animal In Me