Pearl Jam: Twenty

Pearl Jam - Twenty - BR (2011)
Pearl Jam – Twenty – BR (2011)

Pearl Jam – Twenty

VÖ: 21.10.2011
Vertrieb: Sony Music
Ton-Format: DD 5.1 englisch, (deutsche Untertitel verfügbar)
Bild-Formate: DVD, BR


Rezension (Musikvideo)

Gut Ding braucht manchmal Weil. So auch Pearl Jams Band-Dokumentation „Twenty“, die vor über vier Jahren erschienen ist, nicht ganz so lang bei mir Folien verpackt im Regal stand. Aber eine schlapp machender grippaler Infekt bietet vielleicht eine gute Möglichkeit, sich zwischen Schniefen und Husten etwas abzulenken.

Mittlerweile sind Pearl Jam mit aktiven 25 Jahren die letzte große überlebende Band der Seattle-Grunge-Ära. Kurt Cobains Selbstmord war das frühe Aus von Nirvana, Soundgarden und Alice In Chains sind zwar ab und dann noch aktiv, die Präsenz von Pearl Jam haben sie definitiv nicht mehr.

Dem kalifornischen Drehbuchautor, Regisseur, freien Journalisten, Cameron Crowe ist mit „Twenty“ ein zugleich schnoddriges, dafür umso packenderes Bandportrait gelungen. Es ist ein Mix aus Farb- und Schwarzweiß-Aufnahmen mit wohl nicht immer nur professionellem Equipment, der allerdings so kunstvoll zusammenmontiert wird, dass sich mit eingestreuten Interviewschnipseln der Bandmitglieder, Cameron Crowes und vor allem Chris Cornell’s ein Gesamtbild ergibt, das den Namen „Grunge“ vom hörbaren zu einem visuellen Erlebnis mit eigener Bildästhetik transformiert.

Eine zwanzigjährige Genese, die sich mit dem frühen Tod von Andrew Wood, Sänger der Band Mother Love Bone, der damaligen Suche nach einem Ersatzsänger, dem Einstieg von Eddie Vedder und dem schnellen Aufstieg von Pearl Jam, parallel zu Nirvana, beschäftigt. Der Unfall mit neun Toten und drei Schwerverletzten während des Roskilde-Auftrittes von Pearl Jam im Jahr 2000 wird ebenso erwähnt wie die Kritik an „Ticketmaster“, die bereits vor zwanzig Jahren für enorm steigende Konzertpreise mitverantwortlich gemacht werden.

Im Vergleich zur Musikszene in New York und Los Angeles war die Seattle-Szene zunächst von gesunder Konkurrenz und gegenseitiger Hilfe geprägt. Kurt Cobain machte sich anfangs schon eher über die ihm zu kommerziell erscheinenden Pearl Jam lustig. Kommerziell war die Musik von Pearl Jam meines Erachtens nie, aber auch ein nach dem Selbstmord zur Ikone stilisierter Cobain darf sich geirrt haben.

Auf der Bühne entfalten Pearl Jam jedenfalls eine unglaubliche Energie, auch wenn ich ihre Konzerte nur von Mitschnitten kenne. Im Sommer 2016 sind sie auf US-Tour, die bereits vielerorts schon ausverkauft ist. Gerne hätte ich sie mal vor der Linse, auch wenn Eddie Vedder die früheren waghalsigen Kletteraktionen mittlerweile unterlässt. Aber in unseren Breiten sind sie nur selten anzutreffen. Und ob ich dann zum Schuss käme, ist doch eher fraglich.

Wer allerdings glaubt, dass er bei „Twenty“ einen Konzertfilm mit bisher unbekannten Mitschnitten geliefert bekommt, ist auf dem falschen Dampfer. Vielleicht leistet das die nachgeschobene 3-DVD-Deluxe-Edition, die mir nicht vorliegt.

Ansonsten ist dieses Bandportrait von Pearl Jam eine Empfehlung.

Weiterer Filmtipp:

Almost Famous – Die verfilmte Biografie des jungen Cameron Crowe (BR/DVD) aus dem Jahre 2000

© Gerald Langer


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