Jazz And The City 2022 im Rückblick

Jazz And The City 2022

Datum: 13.10. bis 16.10.2022
Location: Altstadt Salzburg

Autor: Gerald Langer



Festivalbericht

So viel Anlauf hatte ich für ein Festival bisher noch nicht genommen. Der gute Walter R. hatte mich schon vor Jahren auf diesen Event in Salzburg aufmerksam gemacht. Ich solle mir Jazz And The City unbedingt einmal zu Gemüte führen.

Beim diesjährigen Hafensommer Würzburg traf ich Walter nach einigen Jahren wieder. Die Pandemie hatte auch in unserer Region kulturelle Events, bei denen man sich regelmäßig traf, stark reduziert. Natürlich fragte ich ihn bei unserem ersten Zusammentreffen nach Jahren auch, ob er im Herbst wieder nach Salzburg reisen würde. Er bejahte das sofort, ich wagte anschließend einen Blick auf das Line-Up von Jazz And The City 2022.

Das Festival bekam ich von da an nicht mehr aus meinem Kopf. Nach Kontaktaufnahme mit dem Tourismusverband Altstadt Salzburg zwecks weiteren Infomaterials hatte sich der Prozess der Entscheidungsfindung beschleunigt. Zimmer und Bahnfahrt wurden auf die Schnelle gebucht, der Wetterbericht war zunächst etwas durchwachsen, am Ende war das Wetter deutlich besser als erwartet.

Natürlich musste ich mich nach fast 30 Jahren erst einmal ein bisschen in der Stadt Salzburg orientieren, die diversen Locations finden und die kürzesten Verbindungswege zwischen ihnen ausfindig machen.

Einige Informationen zu Jazz And The City 2022

Das Festival findet in der Altstadt Salzburg statt. Insgesamt wurden rund 100 Veranstaltungen an 17 Spielorten angeboten. Die Anzahl der Besucher:innen wird im Nachgang mit 20.000 angegeben. Mit Sicherheit keine Übertreibung, denn fast alle von mir besuchten Inhouse-Veranstaltungen waren sehr gut besucht.

Natürlich gab es während der Konzerte auch Fluktuationen. Besucher:innen kommen und gehen, das Angebot ist breitgefächert, man ist versucht, möglichst viel mitzunehmen.

Auch ich musste mit mir kämpfen. Sollte ich versuchen, möglichst viele Veranstaltungen anzuteasern, oder mir etwas mehr Ruhe und Genuss gönnen?

Ich habe mich tendenziell für die letztgenannte Variante entschieden. Die Konzerte auf dem Residenzplatz nahm ich eher auf die Schnelle mit, die weiteren Konzerte erlebte ich (nahezu) komplett.

Das Problem bei Jazz And The City ist, dass man sich immer wieder entscheiden muss zwischen vielen vorzüglichen Angeboten, die alle möglichen Spielarten des Jazz umfassen.

Und wenn man dann im Nachgang Statements zu den einzelnen Events liest, Bilder ansieht, wird man sich immer auch ein bisschen ärgern, dass man nicht auch noch „da und dort“ dabei war.

Gerade die spontanen Aktionen und Kooperationen von Künstler:innen, die sich meist mehrere Tage in Salzburg aufhalten, sind eine Herausforderung für Musikinteressierte.

Besondere Aktivitäten

Neben den eigentlichen Konzertveranstaltungen, gibt es höchstinteressante Seitenprojekte. Auch hier habe ich kurz reingeschnuppert.

With Bob Dylan On The Road – Symposium Commemorating 60 Years of Dylan – Marionetten-Theater Salzburg am 14.10.2022


Spot On MozArt


Summa summarum

Ich bin nach dem Festival höchst zufrieden, habe wunderbare Künstler:innen in einer faszinierenden Stadt, zudem in unterschiedlichen Locations, erleben dürfen. Einige Örtlichkeiten fehlen mir noch, denn mein Lieblingsspielort war am Ende dann doch das Marionettentheater.

Mit der musikalischen Performance des Millà Sánchez Andorrà Trio ging am letztgenannten Spielort auch das Jazz And The City 2022 zu Ende.

Wenn es mir möglich ist, möchte ich bei Jazz And The City 2023 mit offenen Ohren und Kamera wieder dabei sein. Ich kann dieses Festival nach ersten Eindrücken durchweg empfehlen.

Einige Impressionen

Nachfolgend noch einige weitere Impressionen, die während des Festivals entstanden sind.


Geplantes Nebenprojekt: Jazz & Architecture & The City

Mein geplantes Nebenprojekt, aus Jazz And The City ein Jazz & Architecture & The City zu machen, mir noch nebenbei zeitgenössische Architektur in Salzburg anzusehen, ist allerdings kläglich gescheitert. Das Genre Architektur bleibt einem eigenen Besuch vorbehalten.


Bildergalerien mit Konzertfotos

Ian Shaw
Millà Sánchez Andorrà Trio
Stian Westerhus
Mammal Hands
Fanfara Station
Daniel Erdmann & Aki Takase
Rosie Frater-Taylor Trio
Silent Witness
Insomnia Brass Band
Léon Phal Quintet
Pascal Schumacher & Echo Collective
Johann Borchert & Pamelia Stickney
Myele Manzanza Trio
Johanna Borchert (Solo)
Millà Sánchez Andorrà Trio


Abschlussbericht (Pressetext)

Nachfolgend noch der zusammenfassende Pressetext des Altstadtverbandes Salzburg

Das Festival Jazz&TheCity, das vom 13. bis 16. Oktober 2022 in der Altstadt Salzburg stattfand, war ein voller Erfolg und ein hoffnungsfrohes Zeitzeichen.

Das kreative Musik- und Performanceprogramm mit rund 100 Veranstaltungen an 17 Locations begeisterte vier Tage lang rund 20.000 Besucher:innen. Das von der Altstadt Salzburg Marketing GmbH alljährlich veranstaltete Musikfestival für zeitgenössische Kunst schafft bei kostenfreiem Eintritt attraktive Anreize für Einheimische, Tagestourist:innen oder Wochenendgäste, die Stadt Salzburg zu besuchen.

Das war Jazz&TheCity 2022

An vier sonnigen Herbsttagen lud das Festival Jazz&TheCity vom 13. bis 16. Oktober 2022 rund 20.000 Besucher:innen bei freiem Eintritt zu über 100 Konzerten und Performances mit mehr als 150 Musiker:innen und Künstler:innen aus der ganzen Welt in die Salzburger Altstadt. Dieses immer auch interaktive Festival zeigt, dass die Stadt so viele Facetten wie Traditionen aufzuweisen hat. Es bietet Möglichkeiten, die Stadt neu zu erfahren und zu entdecken.

Für den Altstadtverband Salzburg als Auftraggeber ist Jazz&TheCity die logische Fortsetzung der barocken Stadtgeschichte, der Idee der Verspieltheit – das Augenzwinkernde, das doppelte Spiel hinter den Mauern und Hecken, nimmt dieses Musikfestival lustvoll und zeitgenössisch auf – nicht programmatisch, sondern gemeinsam mit den Künstlerinnen und Künstlern, von denen zahlreiche dem Festival schon seit Jahren verbunden sind und immer wieder gerne kommen.

„Jazz&TheCity ist mittlerweile zu einer großen Familie geworden, die alle einlädt, sich an der Hand zu nehmen und mitzumachen, die Stadt zu formen“, sagte Tina Heine über diese gelungene sechste Ausgabe unter ihrer Festivalleitung. „Dafür braucht es die Zeit und Mut, sich auch kritisch und aktiv mit den Fragen unserer Zeit auseinanderzusetzen.“ Das ganze Festival war mehr als die Summe seiner Teile, die „offene“ Stadt ein Füllhorn an gelebten und erlebten Möglichkeiten, immer nach dem omnipräsenten Motto von George Gershwin: Life is a lot like Jazz … it’s best when you improvise.

Internationales Festival mit vielfältigem Programm

Unterhaltsamer und gefühlvoller hätte schon der Auftaktabend am Donnerstag nicht beginnen können als mit dem walisischen Sänger Ian Shaw, der am Klavier Platz nahm, um zu Herzen gehende Pop- und Jazzsongs nicht nur selbst zu singen, sondern sich vom Publikum in der bis auf den letzten Platz gefüllten SZENE Salzburg unterstützen zu lassen. Wie ein guter Entertainer animierte er das Publikum zum Mitsingen. Selbst Salzburgs Bürgermeister DI Harald Preuner stimmte bei „Blowin‘ In The Wind“ mit ein.

Schräger dann eine der wichtigsten Persönlichkeiten der europäischen Jazzszene. Die portugiesische Sängerin Maria João verführte das Publikum mit junger, auch auf elektronische Verfremdung setzender Band ständig die Rollen wechselnd. Wie spannend es werden kann, wenn Altmeisterinnen des experimentierfreudigen Jazz junge Begleiter wählen, demonstrierte am Klavier tags darauf ebenfalls die japanische Wahlberlinerin Aki Takase, herausgefordert von Daniel Erdmann, eben jenem Saxophonisten, der das Publikum am Samstag mit einem der seltenen Auftritte seines Trios Das Kapital gründlich überraschte.

Revolutionäre Arbeiterlieder, von Hanns Eisler Komponiertes, von Bertolt Brecht Getextetes gab es mit ebenso viel Respekt wie Spielwitz und Freude an diesen genialen Songs der bewusst schlichten Art vom Chanson bis zu den Moorsoldaten. Hasse Paulsen scheute als Gitarrist auch vor klassischen Bluesriffs nicht zurück, und Edward Perraud bediente das Schlagzeug so gestenreich und humorvoll, dass die Salzburger:innen ihn feierten, wie man das nur mit Virtuosen tut, die einem unwiderstehlich ans Herz wachsen.

Wobei hier auch eine Virtuosin zu erwähnen ist, der gesanglich nichts zu schwierig ist, die aber auf lustig-charmante Art das meist ganz straighte Musikmachen vorzog: Camille Bertault im Duo mit dem Festivalstammgast David Helbock am Piano im Marionettentheater, das sich auch beim polnisch-japanisch-israelischen Trio Silent Witness, bei den unterschiedlichen Klaviertrios von Myele Manzanza aus Neuseeland, Gauthier Toux aus Lausanne, Jordina Millà aus Spanien oder den Briten von Mammal Hands als besonders stimmungsvoller Spielort bewährte.

Das coole Quartett des Norwegers Marius Neset, des vermutlich wichtigsten unter den jungen europäischen Saxophonisten, hatte Spaß an rhythmischem Irrwitz und komplexen Kompositionen zu später Stunde am Samstag in der SZENE Salzburg und begeisterte das Publikum. Tags darauf ebendort war auch ein Politjazz-Großensemble namens Kuhle Wampe aus Wien zu erleben.

Egal ob melodieverliebt und nahezu magisch wie beim jungen schottischen Ausnahmepianisten Fergus McCreadie, der nicht nur im Markussaal mit seinem Trio, sondern besonders beim Midnight Lullaby in der Kollegienkirche begeisterte, avantgardistisch wie bei der Premiere der Berliner Supergroup Gruppentraining oder groovy bei den Konzerten von Leon Phal oder dem Matti Klein Trio vor der Open Air Bühne auf dem Residenzplatz – das Publikum nahm die Vielfalt und Offenheit des Festivals dankbar auf und an. Auch deshalb war Jazz & The City, heuer erstmals seit 2019 wieder ganz ohne Restriktionen, ein voller Erfolg:

Ein Festival der wiederentdeckten Freude und der gespürten Gemeinsamkeiten, das alle Beteiligten inspiriert und optimistisch gestimmt hat.

Altstadtverband Salzburg

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