Umsonst und Draussen Festival 2013
Datum: 20.06. bis 23.06.2013
Venue: Mainwiesen Würzburg
Show: Umsonst und Draussen Würzburg
Website
Autor/Fotograf: Gerald Langer
Inhalt
Festivalbericht
90.000 Besucher bei insgesamt gutem Festivalwetter
Würzburg (music-on-net) – Nach dem 25. Jubiläumsjahr des Umsonst und Draussen Festivals gab es leider keinen Grund zum Jubeln. Die Kosten waren davon gelaufen. Insofern wurde das diesjährige Festival auch im Hinblick auf mögliche Kosteneinsparpotentiale neu ausgerichtet. Weniger Bands – statt 100 immerhin noch 60, Wegfall von Zelten und eine Erhöhung des städtischen Zuschusses waren Konsequenzen für ein Kosten orientiertes, aber immer noch wesentliche Qualitäten im Auge habenden, Handelns.
Das drei Wochen zuvor förmlich von den Mainwiesen gespülte Africa-Festival hatte die Standortfrage neu belebt. Schließlich entschied man sich doch für den mittlerweile angestammten Standort und hatte Glück. Nur wenig Regen – insgesamt nahezu perfektes Festivalwetter. 90.000 Besucher können zufrieden stellen und bieten die berechtigte Prognose, dass am Ende keine roten Zahlen geschrieben werden müssen.
Nachdem ich selbst nur zwei Tage – Freitagabend und Samstag – auf dem Gelände verbracht habe, kann dieser sich im Wesentlichen auf Fotos beschränkende Bericht auch keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Wenn er dennoch auf die eine oder andere Band oder den Einzelkünstler im positiven Sinne neugierig macht, wäre es schön. Ich zumindest habe viel Neues entdeckt, was ich im Auge bzw. im Ohr behalten möchte.
Wolvespirit
Shortcut:
Ganz im Geist der 1970er Jahre, als die Pop- und Rockmusik noch psychedlisch bunt war und viele von uns (noch) lange Haare hatten. Hier wird das Erbe des unserer alten Helden von Cream bis Led Zeppelin überzeugend verwaltet. Sängerin Debbie erinnert im Auftreten und Aussehen an Janis Joplin. Hoffen wir nur, dass ihr und der Band ein deutlich längeres Leben beschieden ist. Der kleine „Hype“ um die fränkische Band ist also vollkommen gerechtfertigt, wenn wir uns musikalisch auch gerne mal etwas rückwärts orientieren möchten.
The Instant Voodoo Kit
Shortcut:
Bigband mit interessantem Crossover aus Rock, Punk und Swing. „Ein Kessel Buntes“, zuweilen etwas schrill, aber immer von hohem optisch-akustischen Unterhaltungswert.
Lick & A Promise
Shortcut:
Old School Of Rock’n Roll, Sonnenbrille und zur Schau gestellte Coolness. Das Oeuvre von Led Zeppelin und den Black Crowes bestens verinnerlicht – auch hier die Richtung eher „Retro“ als vorwärts bei wuchtiger Umsetzung eigenen Songmaterials und großer Spiellaune. Sehr gut geeignet auch für meine Altersklasse!
Markus Rill & The Troublemakers
Shortcut:
Schließt man die Augen, möchte man nicht glauben, dass Markus Rill derzeit in München lebt. Man würde ihn schlichtweg irgendwo in Texas verorten wollen. Feine Songs und überhaupt kein Trouble mit seinen Troublemakers. Americana also nicht nur für Rezensenten, uns Franken oder Bayern im weitesten Sinne. Auch sehr kompatibel mit Lick & A Promise!
Bratze
Shortcut:
Erinnerungen an die „Frittenbude“ werden geweckt. Electronic Sounds und Beats bei gelegentlichem Griff zur Gitarre. Die Drinnenbühne wird zur Tanzbühne – das überwiegend junge Publikum ist begeistert – delektable Lightshow und weit weg vom „Classic Rock“. Tut richtig gut!
Kat Frankie
Shortcut:
Sie schafft es, selbst mit größerer Bandbesetzung ihre Songs noch immer sehr fragil wirken zu lassen. Die Australierin mit Wohnsitz in Berlin wird zurecht mit PJ Harvey verglichen. Etwas düster, völlig frei von Effekten, ein Konzert, was man sich sehr gut auch im Sitzen hätte anhören können. Sie spielt am 12. Juli 2013 solo im Rahmen der Hofkonzerte in Sommerhausen.
„Easy Or Not“ – mein Anspieltipp von Tim Neuhaus mit Kat Frankie
Benedix
Shortcut:
Bandgründer Daniel Biscan hat erfolgreich Songs für Nena, Peter Maffay und andere geschrieben. Kein Wunder also, dass ich ihn deshalb nicht gekannt habe. Kurzum – Daniel ist so gut, dass er die Songs nach Möglichkeit künftig selbst interpretieren sollte. Es ist eben nicht alles nur „eine Frage von Zeit und Raum“, sondern auch eine des Vertrauens in die eigenen Fähigkeiten. Hau rein, Daniel! Premiere von Benedix – rundum gelungen!
Super Dance Orchestra
Shortcut:
Sehr schrilles Tanzmusiktheater from „outerspace“, lässt aber den in der Vorinformation beschriebenen Einfluß der von mir sehr verehrten Talking Heads vermissen. Bin auch sehr froh – deren Werk ist für mich nahezu unantastbar und sollte nicht veralbert werden!
Mamsell Zazou
Shortcut:
„Der Preis für junge Kultur der Stadt Würzburg“ ging 2013 an das junge Quartett. Ihr Mix aus Avantgarde, Jazz und Indie zeichnet einen Weg vor, der sie zwar nie in die Charts führen wird, aber Liebhaber ruhiger Töne und die Kritik in Verzückung setzen wird.
Rainer von Vielen
Shortcut:
Rap trifft auf Volksmusik und Rock. Rainer von Vielen ein vollkommen enthemmter Frontmann, der mitreißt. Schade, dass ich vergangene Nacht zu müde war, sein Akustikkonzert mit Band im Drinnenzelt zu genießen.
Dann eben das nächste Mal! Wurde mir ja schon letztes Jahr von Frau „Vollschuss“ empfohlen!
The Ghost Rockets
Shortcut:
Eine Bühnenshow, die niemand in der ersten Reihe vergessen wird. Eric, der Frontmann, tanzt wie ein Derwisch über die Bretter und trieft schon nach dem ersten Song. Hart geht’s zu bei den Rockern aus Schweinfurt und ich verliere so nach und nach die Kontrolle über den Auslöser meiner Kamera. Am 19. Juli 2013 spielen sie beim U & D in Karlstadt. Den Termin habe ich mir schon mal vorgemerkt!
Karo & Jets Vs. Sharks
Shortcut:
Feine Stimme, wunderbare Gitarrenklänge – traumwandlerisch! Es ist eine Schande, dass ich Karo mit Band heute das erste Mal höre. Ihre Version von Roxy Music’s „More Than This“ – der Irrsinn! Da kann man das Original in der sprichwörtlichen Pfeife rauchen!
The Joker & The Thief
Shortcut:
Very british! Interessante Instrumentierung mit Mini Schlagwerk, Akkordeon, Saxophon und Gitarre. Monty Python ist mal wieder auf Tournee. Komisch, dramatisch, wild und sehr unterhaltsam!
Coby Grant
Shortcut:
Verdammt hart, wenn ausgezeichnete Musiker wie Jo Böhm (Bass) und Joe Krieg (Gitarre) mit einer so hübschen Frau zusammenspielen müssen. Da verliert ein Fotograf mit den allerbesten Vorsätzen, das Trio möglichst komplett und annähernd paritätisch abzulichten, schnell alle Vorsätze. Hört noch irgendwas vom guten Vanilleeis von Aldi – und das war’s dann auch schon. Scherz – das Trio war fantastisch. In den ersten Reihen gab es neben einigen Stielaugen auch noch gespitzte Ohren!
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