They Might Be Giants
Titel: Glean
Label: Lojinx
Vertrieb: Al!VE
VÖ: 29. Mai 2015
Inhalt
Rezension (Album)
9/12
“Installing and servicing melody since 1982” – so das Motto der Brooklyn-Indie-Rocker “They Might Be Giants”, namentlich gerne auch auf das Kürzel TMBG reduziert. TMBG bringen nun ihr neues neues Album „Glean“ heraus.
Über die letzten Monate wurden die hier enthaltenen Songs auf ihrer Website www.dialasong.com, angereichert mit Videos, „angeteasert“. Mit dieser neuen Website greifen TMBG ein Konzept auf, mit welchem sie zumindest unter den Independent-Rock-Affinen schon in den 1980er Jahren bekannt wurden, lange bevor populäre Streamingdienste sich ans Werk machten, das tradierte haptische Musikerlebnis für daheim insbesondere jungen Hörern entbehrlich erscheinen zu lassen.
In der ursprünglichen Variante von „Dial-A-Song“ spielten TMBG ihre Songs auf Anrufbeantworter auf, die dann nach Anruf abgehört werden konnten. Natürlich war diese Variante nur für diejenigen Zuhörer interessant, die dazu auf den Ortsgesprächstarif zurückgreifen konnten, um sich an Lo-Fi-Songs zu erfreuen. Dass genau diese Band einige Jahre später auch eine gewisse Affinität zum MP3-Format entwickeln sollte, war insofern die logische Konsequenz.
Glean – das 17. Album von They Might Be Giants
Das aktuelle – siebzehnte – Album „Glean“ der zweimaligen Grammy-Gewinner ist somit streng genommen ein Sampler mit 15 Songs, die sich schon im Fundus des reaktivierten Dial-A-Song-Service befinden. Dieser Online-Service soll am Ende des Jahres 2015 über 52 Titel verfügen.
Glean steckt voller Drehungen und Wendungen und ist insofern bewusst konzeptlos, aber irgendwie auch wieder nicht. In dem geordneten Chaos, etwas positiver ausgedrückt, in der Vielfalt, aus zwei- bis gut dreiminütigen Kabinettstückchen navigieren uns die beiden Johns des seit 1982 aktiven amerikanischen Alternative-Duos – John Flansburgh und John Linnell – mit viel Raffinesse durch ihren Indie-Dschungel, der sich vom Lo-Fi verabschiedet hat, aber natürlich auch noch nicht im Olymp des High-Fidelity angekommen ist. Damit würde den Songs wahrscheinlich sogar das Eigenleben ausgetrieben. Mir persönlich gefallen TMBG am besten, wenn sie, wie zum Beispiel bei Erase und Unpronounceable, etwas an die einstigen XTC erinnern.
Das Album wurde wieder einmal mit Pat Dillett, der auch schon Hand an Alben von St. Vincent, Mary J. Blige, David Byrne und Donald Fagen anlegen durfte, produziert.
„We want to waste your time“ – kann man an mehreren Stellen ihrer Facebook-Seite lesen. Zeitverschwendung ist das Anhören dieses Albums mitnichten. Vierzig Minuten Lebenszeit kann man sicherlich weniger unterhaltsam vertun.
They Might Be Giants – Giganten des Indie Rocks
„They Might Be Giants“ – ja, sie könnten bestimmt größer sein, die beiden, auf Fotos wie die „ewigen Studenten“ erscheinenden, Singer-Songwriter. Giganten des Indie-Rocks sind sie jedenfalls. Deswegen vielleicht auch so wenig mobil.
Konzerte von They Might Be Giants für Europa sind derzeit überhaupt nicht angekündigt. Dafür gleich mehrere Konzerte in der MusicHall Of Williamsburg, in Brooklyn, NY, also recht nah zumindest für all diejenigen, die, wie John & John, gerade um die Ecke wohnen.
Tracklist
1. Erase
2. Good to Be Alive
3. Underwater Woman
4. Music Jail, Pt 1 & 2
5. Answer
6. I Can Help the Next in Line
7. Madam, I Challenge You to a Duel
8. End of the Rope
9. All the Lazy Boyfriends
10. Unpronounceable
11. Hate the Villanelle
12. I’m A Coward
13. Aaa
14. Let Me Tell You About My Operation
15. Glean
Meine Anspielt-Tipps sind fett gedruckt!