Taubertal-Festival 2013
Datum: 11.08.2013
Venue: Eiswiese Rothenburg ob der Tauber
Show: Taubertal-Festival
Autor/Fotograf: Gerald Langer
Inhalt
Festivalbericht
Sonntag, 11. August 2013 auf der Eiswiese im lieblichen Taubertal – Der dritte Tag
Rothenburg ob der Tauber (music-on-net) Ein ganzes Jahr freut man sich darauf und schon ist es wieder vorbei – das Taubertal-Festival 2013.
Doch ich muss zugeben, dass ich etwas geschlaucht bin vom musik-kulturellen Overkill der letzten Wochen. Das Programm am Sonntag verspricht spannend und vielseitig zu werden. Das macht müde Füsse und Schmerzen im Rücken (vom schweren Fotorucksack) zwar nicht vergessen, lindert aber das Schmerzempfinden.
Irie Révoltés
Irie Révoltés kommen aus dem wunderschönen Heidelberg ins nicht minder schöne Taubertal am Fuße der Burg. Die neunköpfige Band mischt alle möglichen Ingredienzen der populären Musik – Reggae, Ska, Punk und Hip-Hop-Elemente. Dazu teilweise französische Texte, die ihr breites soziales Engagement unterstützen. Bei aller charakterlicher Haltung kommt der Spass nicht zu kurz. Die beiden Frontmänner sind so hippelig, dass es schwerfällt, sie einigermaßen vernünftig auf’s Foto zu bekommen.
Flogging Molly
Habe einige Tonträger dieser Band im heimischen Regal stehen, live habe ich sie bisher nicht erlebt.
Der Folk-Punk der irisch-amerikanischen Truppe geht ins Ohr und in die Beine. Insofern staubt’s mal wieder ordentlich vor der Bühne. Ist jedenfalls besser als Schlamm nach einem ergiebigen Sommerregen. Dave King steht als Sänger und Gitarrist im Mittelpunkt, doch seine Compañeros hauen auch mächtig rein. Allen voran der Gitarrist Dennis Casey, der zu weiten Ausfallschritten ausholt und wie ein ungezügeltes Pferd tritt, ohne allerdings irgend jemanden dabei zu verletzen.
Das Bier in Rothenburg scheint der wilden Truppe nicht zu schmecken. Sie stehen auf dunkles Dosenbier der Marke G. aus Irland, welches Dave King genüsslich in sich hineinschüttet. Und Hoffnung auf den deutschen Gewinn der nächsten Fußball-WM in Braslien macht er auch.
Die „peitschende Molly“ bringt das Publikum schon mächtig auf Touren.
Emergenza – die Entscheidung
Im Internetauftritt des Taubertal-Festivals wird der Wettbewerb so beschrieben:
Auf der „Sounds For Nature“-Bühne des Hauptgeländes findet im Wechsel mit dem Hauptprogramm das Finale des Emergenza-Newcomerwettbewerbes statt.
Hier sind die Perlen der kommenden Jahre zu sehen.
Emergenza bietet in 150 Städten rund um den Globus eine komplett ausgestattete Bühne, technische Organisation und Promotion für Deine Show. Bands spielen ein Programm von 30 Minuten und durchlaufen mehrere Vorrunden, mit der Möglichkeit in großen, internationalen Locations aufzutreten.
Das Publikum wählt in einer offenen Stimmenauszählung die Band, die in die nächste Runde weiterkommt. Bei regionalen und nationalen Finalen wählt eine professionelle Jury den Gewinner und prämiert darüber hinaus beste Musiker.
Der Gewinner spielt beim internationalen Finale in Deutschland. Emergenza kommt für die An- und Rückreise auf sowie auch für Unterkunft und Essen.
Die „beste Band der Welt“ gewinnt eine professionelle Produktion, eine gesponsorte Tour, Musikinstrumente und technisches Zubehör. Es gibt auch für die besten Musiker eine Menge Preise!
Das Ergebnis:
Platz 1: Obsolete Radio (Nord-Pas-De-Calais / Frankreich)
Platz 2: Goldmouth (Hamburg / Deutschland)
Platz 3: Ordinary People (Turin / Italien)
Platz 4: Cuervo (Sydney / Australien)
Weitere Fotos von der Emergenza Entscheidung
Obsolete Radio On Main Stage
Die Jungs aus Frankreich haben es geschafft und sind geradezu übermütig auf der Bühne. Kurzer Sound-Check und eine knappe halbe Stunde abrocken auf der Hauptbühne. Die oftmals dem Publikum herausgesteckte Zunge ist wohl eher ein Reflex der unbändigen Freude.
Ein bisschen verrückte Franzosen!
Biffy Clyro
Um es kurz zu machen – diese schottische Rockband war für mich das diesjährige Highlight des Festivals. Rockmusik von einer solchen Intensität habe ich wirklich schon lange nicht mehr erlebt. Hier war alles dabei – Tempo, etwas Pathos, etwas Bombast nur, eine irrsinnige Lautstärke, aber eben auch gut abgemischt und ein angenehmer, freundlicher Simon Neill, der überwiegend auf Deutsch moderiert.
Das aktuelle Doppelalbum „Opposites“ ist bereits bestellt.
Chuck Ragan
Nochmal schnell „handmade music“ auf der Sounds For Nature-Bühne tanken. Da kommt der Auftritt des amerikanischen Singer-Songwriters Chuck Ragan gerade recht. Mit seiner Band schafft er eine wunderbare Festivalatmosphäre. Es geht in die Endrunde mit hoher Qualität und sehr viel Spass!
Bei den deutlich später nachfolgenden Pennywise bin ich allerdings schon auf dem Heimweg! Die Kondition, die Kondition!
Chase & Status
Größer konnte ich den musikalischen Kontrast nicht wählen. Vorher noch sehr guter Rock, sogar mit Streicher, und jetzt Eintauchen in die synthetische Drum and Bass und Dubstep – Welt. Mega-Dancefloor aus London. Chase & Status sind dort schon längst nicht mehr in Clubs, sondern bei großen Festivals und dort häufig als Headliner, dabei.
MC Rage peitscht mit einer gewissen Monotonie ein – „Germany, Chase & Status, Let’s Get Crazy…..“. das alles hat einen hohen visuellen Reiz, die Beats hauen in die Magengrube. Das Electronic-Duo operiert im Hintergrund.
Bloss ganz neu ist das alles auch nicht. Hinweise auf die härteren Repräsentanten des Genres, wie The Prodigy und Pendulum, seien deswegen erlaubt.
„Let’s Get Crazy…..“ – und damit ich nicht verrückt werde, sondern einen klaren kopf behalte, mache ich mich nach einer guten halben Stunde auf zum Shuttle-Bus. Wird mich wohl keiner vor der Bühne vermissen. Der Platz dort ist nochmals rappelvoll. Junge Zielgruppe erreicht!
Impressionen – 11. August 2013
Resümee
Das Taubertal-Festival ist nach wie vor eine verlässliche Größe im sommerlichen Angebot an Open-Air-Events. Es wird Neues gewagt, aber eben auch auf Publikumsmagneten und Besuchergaranten gesetzt. Das ist nötig, um ein solches Mega-Ereignis wirtschaftlich durchführen zu können und Risiken zu mindern. Dabei ist es unmöglich, dass jedem Besucher auch alles immer gleichermaßen gut gefällt. Geschmäcker sind eben nun mal verschieden.
Das Schöne ist aber alljährlich, dass jeder Besucher immer wieder auch bisher Unerhörtes für sich entdecken kann. Und das muss nicht zwingend „neu“ sein, sondern kann schon ein paar Jahre auf dem Buckel haben. Wie zum Beispiel Chuck Ragan!
Schauen wir nach vorne – 365 Tage vergehen schneller als man denkt – und dann ist auch schon Taubertal 2014!
Kommentare sind geschlossen.