Her Name Is Calla: Navigator (Sounds)


Her Name Is Calla - Navigator
Her Name Is Calla – Navigator

Her Name Is Calla

Titel: Navigator
VÖ: 09.05.2014
Label: Function records
Format: CD, Download, Vinyl


Tracklist

01. I Was On The Back Of A Nightingale
02. The Roots Run Deep
03. „It’s Called, Daisy“
04. Ragman Roll
05. Meridian Arc
06. Navigator
07. Burial
08. A Second Life
09. It Was Flood
10. Whale Fall: A Journal
11. Dreamlands
12. Perfect Prime


Line-Up

Sophie Green: violin, vocals, cool hair
Tom Morris: lead vocals, piano, guitar, banjo,
Nicole Robson: cello, vocals,
John Helps: bass
Adam Weikert: drums, organ, banjo, mandolin, piano, double bass

Rezension (Album)

Das junge britische Musikerkollektiv Her Name Is Calla veröffentlicht nunmehr sein drittes Album. Navigator ist ein Konvolut aus sehr unterschiedlich arrangierten Songs, die im Kontext des Albums aber nahezu unverrückbar nebeneinander stehen.

In die Abgründe der menschlichen Seele

Das düstere Albumcover lädt uns ein zu einem Trip in die Abgründe der menschlichen Seele, klingt dabei aber nie gänzlich hoffnungslos.

Im weiten Feld von purem Rock, Folkrock und allerlei elektronischen Spielereien schaffen Her Name Is Calla ein unglaublich atmosphärisches Album, dem – trotz aller Brüche – an keiner Stelle die Luft auszugehen droht. Navigator ist eine musikalische Collage und gleichsam eine Reise durch die Höhen und vor allem Tiefen des menschlichen Daseins. Post-Rock, der aus dem Dunkel ins Licht und von dort wieder zurück führt.

Es spiegelt insofern die mentale Verfasssung von Her Name Is Calla wider, die in den drei Jahren nach Erscheinen ihres hochgelobten The Quiet Lamb (2010) gewissermaßen in eine Krise geraten war. Der vorliegende Drittling geht auf den regen musikalischen Austausch von Sänger Tom Morris und Drummer Andi Weickert zurück, die für einen Großteil der zwölf Songs verantwortlich zeichnen, die dabei musikalisch nicht ganz nahtlos an das Vorgängerwerk anknüpfen.

I Was On The Back Of A Nightingale greift das düstere Albumcover auf. Könnte mit seinen verführerischen Streichern ein Lambchop Song sein.

The Roots Run Deep hält mit „elektronischen Störungen“, als hätte man die Nadel eines Plattenspielers nicht richtig aufgesetzt, danach melodiös dagegen. Die Streicher klingen leicht daneben, die Stimme von Tom Morris zeitweise aus zwei Kanälen, ein regelrecht gespenstisches Szeneario.

It’s Called „Daisy“ – gerade mal 1:51, könnte ein verloren gegangener instrumentaler Titel aus dem überragenden O.S.T. des amerikanischen Thrillers Heat (1995) sein. Kurzes Kopfkino zur Erinnerung an das famose Katz-und-Maus-Spiel zwischen Robert de Niro und Al Pacino!

Ragman Roll – hämmerndes klopfendes Klavier, etwas Synthie, etwas Streicher. Eine Dramatik, wie sie sonst Thom Yorke mit Radiohead zu schaffen weiß.

Meridian Arc – ein geradezu erlösender Verweis auf Arcade Fire. 

Navigator ist ein vielschichtiger, verwobener, nur schwer schwer fassbarer Song mit hingetupfter Gitarre und feinen Stimmen, der zum Innehalten einlädt. Einfach nur schön mit dramatischer Schlußsequenz.

Burial trägt spürbar die Dramatik einer Beerdigung mit dem Herablassen des Sarges in das Grab in sich, bis am Ende  „I don’t have choices – only anger“ erklingt und damit die geschickte Überleitung zum nachfolgenden A Second Life einfädelt. Im Kern tragen beide Songs – jahreszeitlich passend – österliche Themen in sich.

It Was Flood – ein süffisanter musikalischer Blick auf die täglichen Katastrophenmeldungen via TV.

Whale Fall: A Journal – Die Reise von Walen auf den Meeresgrund und das Aufspüren der Riesensäuger mit Echolot. Gemeint ist wohl der unaufhörliche Walfang der Japaner im Pazifik. Ein intensives und beängstigendes Hörspiel!

Dreamlands – apokalyptisch, mit Sonic-Youth-Verzerrungen, aus denen sich weiche Gitarrenklänge schälen. Es ist für mich der Song, der das Album Navigator am besten subsummieren kann. Ein Zwölfminüter, der in jeder Sekunde unter die Haut geht.

Perfect Prime – geradezu liebliche Akustik im finalen Song.

Die Leicester-London-Manchester-York-Connection hat ein wunderbar nachdenkliches Werk geliefert

Im aktuellen Tourplan sucht man Stationen der Band in Deutschland leider noch vergebens. Das wird sich hoffentlich ändern.

Bis dahin verspricht Her Name Is Calla’s aktuelles Album kurzweilige sechzig Minuten, am besten unterm Kopfhörern. Zum bloßen „Nebenbei-Hören“ ist Navigator definitiv zu schade!

© Gerald Langer


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