Ist das Internationale Africa Festival Würzburg schon bald Geschichte?
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Pressemitteilung vom 25.07.2025
Nach 36 unvergesslichen Jahren verabschieden wir uns schweren Herzens vom Internationalen Africa Festival auf den Mainwiesen. Aufgrund steigender Kosten und wetterbedingter Verluste kann das Festival in dieser Form dort leider nicht mehr stattfinden.
In den letzten Jahren haben uns große finanzielle Herausforderungen wie die Corona Pandemie, Extremwetterereignisse, steigende Kosten, etc. zunehmend belastet. Als gemeinnütziger Verein tragen wir jedes Jahr ein erhebliches finanzielles Risiko. Der Klimawandel und die damit verbundenen Extremwetterereignisse haben das Risiko für ein Open-Air-Festival erheblich erhöht. Besonders, wenn man bedenkt, dass wir nur einmal im Jahr unser Festival veranstalten. Im vergangenen Jahr hatten wir vier Tage mit extremem Regen, und auch in diesem Jahr hatten wir wetterbedingt finanzielle Verluste.
Die Kosten auf den Mainwiesen sind leider sehr hoch, da es dort keine bestehende Infrastruktur wie Toiletten, Zäune, Strom- und Wasserversorgung, etc. gibt und diese jedes Jahr wieder neu auf- und abgebaut werden muss. Auch die Personalkosten sind in den letzten Jahren enorm gestiegen; ebenso haben sich die Kosten für Licht- und Bühnentechnik massiv erhöht. Diese Entwicklungen machen eine Fortführung auf den Mainwiesen für uns leider unmöglich.
Niemand hätte damals gedacht, dass aus dem kleinen Festival im Stadtteilzentrum Grombühl das größte Festival für afrikanische Musik und Kultur in Europawerden würde. Über 2.745.000 BesucherInnen haben das Festival im Laufe der Jahre erlebt, und mehr als 7.940 MusikerInnen und KünstlerInnen aus 56 Ländern Afrikas und der Karibik sind beim Festival aufgetreten. Alle großen internationalen Stars der afrikanischen Musikszene wie Alpha Bondy, Manu Dibango, Lucky Dube, Lokua Kanza, Salif. Keita, Khaled, Angelique Kidjo, Miriam Makeba, Hugh Masekela, Youssou N’Dour und Papa Wemba waren zu Gast beim Internationalen Africa Festival. Auch viele bis dahin noch unbekannte Musiker wie Faada Freddy, Angélique Kidjo und Damian & Julian Marley haben ihre Karrieren auf dem Internationalen Africa Festival begonnen.
Wir sind dankbar für die wunderbaren Erinnerungen und die große Unterstützung aller, die dieses Festival auf den Mainwiesen möglich gemacht haben. Es war eine außergewöhnliche Reise, die viel Freude und musikalische Inspirationen gebracht hat – ein Ort der friedlichen Begegnung von Menschen unterschiedlicher Kulturen.
Die Besucher haben die Möglichkeit ihre Erinnerungen an das Festival auf den Mainwiesen in einem Gästebuch zu teilen.
Wie es weitergeht, werden wir nach einer wohlverdienten Sommerpause in Ruhe entscheiden.
Afro Project e.V.
Mein Kommentar vom 25.07.2025
Als ich die heutige Pressemitteilung des Afro Project e.V. erhielt, war ich alles andere als erstaunt.
Das nahende Ende des Internationalen Africa Festivals Würzburg war spätestens mit Abklingen der Pandemie spürbar gewesen.
Die Besucherzahlen waren gegenüber den Vorjahren nochmals zurückgegangen. Das Rundzelt für die Abendkonzerte war endgültig Geschichte, mit der Offenen Bühne wurde experimentiert.
Das breite Angebot an Musik auf dieser Bühne, die dem Tagesgast über Jahrzehnte ein durchweg hörenswertes, mitnichten zweitklassiges, Programm anbot, wurde am Ende reduziert. Statt drei Acts pro Festivaltag waren es schließlich derer nur noch zwei.
Auch qualitativ konnten die geladenen Künstler:innen nicht immer überzeugen. Bei mancher Band fiel es mir schwer, den Bezug zum Africa Festival nachvollziehen zu können.
Das mediale Interesse an einer Nachberichterstattung ließ von Jahr zu Jahr mehr nach. Die Lokalpresse berichtete tatsächlich kaum mehr von den Konzerten.
Das Abendprogramm bestand auch vor der Pandemie zunehmend aus wiederholten Auftritten von lieb gewonnenen Musikern, die ohnehin bereits mehrfach auf den Mainwiesen aufgetreten waren.
Deren allzu häufige Präsenz in Würzburg, beispielhaft seien hier Fatoumata Diawara und Habib Koité genannt, waren natürlich Garanten für ausverkaufte Konzerte. Auch ich hörte sie mir immer wieder gerne an. Der Mut, möglicherweise auch die finanziellen Mittel, für „Neues“ fehlten allzu oft. Eine gewisse Stagnation in der Programmgestaltung war erkennbar eingetreten.
Das Korsett, sich stärker auf originäre afrikanische Musik zu konzentrieren, hatte man von Jahr zu Jahr mehr und mehr gelockert. Ein nicht unerheblicher Teil der zuletzt aufgetretenen Künstler lebt ohnehin seit Jahren in Deutschland oder in unseren europäischen Nachbarstaaten.
Eines meiner letzten Bilder beim 36. Africa Festival Würzburg:

Große Stars des Festivals – Miriam Makeba, Hugh Masekela oder Manu Dibango – sind zudem in den letzten Jahren verstorben. Noch lebende Künstler vom Format eines Youssou’N’Dour konnte man sich vermutlich einfach nicht mehr leisten.
Die Besucherzahlen des Africa Festivals sind in den letzten Jahren erkennbar rückläufig gewesen. Ich führe das nicht allein auf das Wetter oder gar den Klimawandel zurück.
Viele Würzburger haben sich schon lange von diesem Festival verabschiedet. Ein Blick ins Gästebuch am heutigen Abend bestätigt diese Annahme. 25 Gäste haben sich bis 21:25 dort geäußert. Zwei Würzburger sind dabei.
Das Festival fand mehr und mehr, wenn man sich insbesondere bei den Abendkonzerten umschaute, vor allem für die auswärtigen, oft weit angereisten, treuen Vertreter der Generation 60plus statt.
Ein junges, sich für afrikanische Musik begeisterndes, Publikum zwischen 20 und 30, hatte der Veranstalter schon längst aus den Augen verloren. Man ließ die Überalterung des Publikums zu, musste sie vielleicht auch zulassen, weil es kein wirksames Rezept gegen ein zunehmend breites Desinteresse gibt. Der Havanna Club hat offensichtlich nicht gereicht, um diese Entwicklung nachhaltig zu stoppen.
Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass sich Europas einst größtes Africa Festival nach über 30 Jahren am Ende wieder für einige Abende im Stadtteilzentrum Grombühl einmietet. Der Zenit ist für dieses Festivalformat definitiv überschritten.
Der Verweis von Afro Project e. V. auf die fehlende Infrastruktur der Mainwiesen und erheblich gestiegene Kosten im Allgemeinen ist nicht mehr als ein sehr bemühtes Argument für die eingetretene Entwicklung.
Das Ende des Internationalen Africa Festivals in Würzburg ist meines Erachtens besiegelt.
Es ist an der Zeit, einfach einmal „Dankeschön“ zu sagen, dass ich die letzten 14 Jahre immer wieder mit der Kamera dabei sein durfte.
Mein Respekt an den Verein, der dieses Projekt in wechselnder. Besetzung, unter durchgehender Leitung von Dr. Stefan Oschmann über mehr als 35 Jahre gestemmt hat.
Für das ansonsten beschauliche und häufig provinziell erscheinende Würzburg war dieses Festival tatsächlich ein Glücksfall.
Was bleibt, sind viele schöne Erinnerungen und einige ebensolche Begegnungen.
© Gerald Langer