Das erste „All Is Blues“- Festival Würzburg
Datum: 15.11./16.11.2024
Venue: Keller Z87
Website
Facebook
Autor/Fotograf: Gerald Langer
Inhalt
Festivalbericht
Ich lasse mir sonst nicht ganz soviel Zeit mit Konzert- oder Festivalberichten. In diesem Fall hat es aus diversen Gründen etwas gedauert. Die Gefahr ist allerdings groß, dass man dann neugierig in die Beiträge, die bereits erschienen sind, blickt, sich vielleicht auch etwas beeinflussen lässt. All dies habe ich vermieden.
Als akkreditierter Blogger, leidenschaftlicher Konzertfotograf und natürlich auch als Musikinteressierter möchte ich meine Eindrücke vom Festival nachfolgend einigermaßen chronologisch zusammenfassen.
Das „All Is Blues“-Festival Würzburg nimmt Gestalt an
Ende letzten Jahres erfuhr ich unter dem Mantel der Verschwiegenheit, dass eine kleine Interessengemeinschaft plane, ein Blues-Festival in Würzburg zu etablieren. Mitte November 2024 würde dese Veranstaltung voraussichtlich erstmals stattfinden. Bei weiterer Konkretisierung der Pläne würde man mich informieren, auch im Hinblick auf Veröffentlichung eines Vorberichtes.
Damit war ich schon mal, man sehe mir die Wortwahl nach, regelrecht „angefixt“.
Zeitlich würde es mir und höchstwahrscheinlich auch anderen Interessierten aus dem Raume Würzburg gut passen. Das Jazzfestival Würzburg findet regelmäßig Ende Oktober statt, die vorweihnachtlichen Veranstaltungen jedweder Art starten üblicherweise erst Ende November. Insofern wäre der gewählte Zeitpunkt geradezu perfekt.
Die Ankündigungsphase zum „All Is Blues“- Festival Würzburg
Ende Juni 2024 war die Planung des Festivals im Wesentlichen unter Dach und Fach.
Das Line-Up deutscher Blues-Musiker stand, als Location war der Kulturkeller Z87 auserkoren, der Zeitraum war mit 15.11./16.11.2024 festgelegt, der Ticketverkauf konnte ebenfalls losgehen. Für Freitag- und Samstagabend wurden jeweils Doppelkonzerte angeboten.
Alle anderen Informationen waren zu diesem Zeitpunkt natürlich auch auf der übersichtlich gestalteten Website der Veranstalter zu finden.
Die theoretischen Voraussetzungen für eine knapp fünfmonatige Ankündigungsphase waren insofern gut.
Doch trat dem Vernehmen nach genau dieses Verunsicherungsmoment ein, vor dem sich alle Veranstalter fürchten. Der Vorverkauf lief schleppend, nicht wirklich schlecht, aber eben auch nicht so, dass man sich entspannt zurücklehnen konnte.
Kurz vor dem Festival-Wochenende
Ende Oktober fand eine letzte Pressekonferenz statt. Die Veranstalter gaben sich optimistisch im Hinblick auf den Kartenvorverkauf. Man setze schon auch auf die Abendkasse, auf spontane Besucher, soviel konnte man heraushören.
Das Unternehmen „All Is Blues“ war längst nicht mehr aufzuhalten.
Zum Festival-Wochenende
Mit dem ersten „All Is Blues“- Festival ist dem veranstaltenden Team der erhoffte, aus vorgenannten Gründen, nicht unbedingt so zu erwartende, Erfolg gelungen.
Beide Konzertabende waren am Ende sehr gut besucht. Ob wirklich ausverkauft, kann ich von hier aus nicht beurteilen. In den letzten Reihen stand man wirklich eng beieinander, die vorderen Sitzreihen waren natürlich auch besetzt.
Das Programm
In musikalischer Hinsicht hat es auch sehr gut gepasst, wenngleich sich wohl Jessica Born einen etwas anderen Start ins Festival gewünscht hatte.
„To Be Someone“, ihr aktuelles Album mit Partner Georg Crostewitz, hätte an diesem Abend eigentlich Bühnenpremiere feiern sollen. Doch Crostewitz sr. war krankheitsbedingt nicht dabei. Stattdessen sprang, mehr oder weniger spontan, sein Sohn Sammy Milo ein. Die Setlist setzte infolgedessen einen Akzent auf Coversongs.
Das alles klang keineswegs bemüht, dazu ist die Stimme von Jessica Born über jeden Zweifel erhaben, auch Sammy Milo beherrscht das Saitenspiel an der akustischen und elektrischen Gitarre. Doch so richtig wollte der Funke heute nicht überspringen.
Setlist Jessica Born Duo
Nach der Umbaupause fand mit der jungen Blues-Band Muddy What? das statt, was man landläufig mit „Abriss“ bezeichnet.
Die Gewinner der German Blues Challenge 2021 drehten richtig auf, tobten sich auf der Bühne des Kulturkellers aus, ohne dabei die Kontrolle über ihr sehr abwechslungsreiches Set zu verlieren.
Ina Spang an Gitarre und Mandoline ist der Blickfang dieser famosen Band. Sie weiß es natürlich auch. Es war nahezu unmöglich, sie am Ende nicht mit auf dem Bild zu haben.
Kurz vor 23:00 ging der erste Festivalabend zu Ende und ich sah allenthalben nur zufriedene Gesichter, auch auf Veranstalterseite. Das ist doch erfreulich!
Setlist Muddy What!
Das Gregor Hilden Organ Trio eröffnete den zweiten Festivalabend. Die drei erfahrenen Musiker mit unterschiedlichen Künstlerbiografien boten ein exzellentes Blues getränktes Set.
Die Spielfreunde war nicht nur dem Bandleader, dem man die baldige Vollendung des 60. Lebensjahres nicht ansatzweise ansieht, geradezu ins Gesicht geschrieben.
Wolfgang Roggenkamp an der Hammond B 3 hat eine eher am Jazz orientierte Ausbildung durchlaufen, Dirk Brand trommelt auch für die deutsche Hard-Rock-Band Axxis. Im Trio demonstrierten sie eine unglaublich starke Geschlossenheit, durften aber an geeigneter Stelle ihre anderen musikalischen Facetten durchblicken lassen. Sehr zur Freude des glückseligen Publikums.
Auch Lokalmatador und Mitveranstalter Jochen Volpert durfte mit seinem Song Shuffle Madness vom aktuellen Album Ten die Bühne mit diesem hervorragend eingespielten Trio teilen.
Setlist Gregor Hilden Organ Trio
Zum Finale servierte die Blues Company unter Leitung von Todor Todorovic, ergänzt um die Bläser der „Fabulous BC Horns“, Uwe Nolopp (Trompete) und Volker Winck (Saxophon) ein beinahe zweistündiges Set, das ebenfalls keine Wünsche offen ließ. Allesamt exzellente Musiker. Nicht nur die musikalische Hommage an Robert Johnson erzeugte Gänsehaut.
Mit dem einstigen Nr. 1 Hit „Albatross“ von Fleetwod Mac ging das erste „All Is Blues“-Festival in Würzburg zu Ende. Aber es wird noch lange nachwirken.
Setlist Blues Company
Es war ein Fest im wahrsten Sinne des Wortes, bei dem sich die geladenen Künstler nicht nur einmal bei den Veranstaltern von der Bühne aus bedankten.
Der Sound und der Raum des Festivals
Erwähnenswert sei noch der Sound, der selbst in den vorderen Reihen glasklar wahrgenommen werden konnte. Dies spricht für den Raum, aber eben auch für den für diesen exzellenten Bühnensound verantwortlichen Adalbert Patzak.
Zukunft des „All Is Blues“
Ohne mit den Veranstaltern nochmals Rücksprache genommen zu haben, schätze ich die Situation so ein, dass dieses Festival wohl keine Eintagsfliege war.
Die Qualität war hoch, das Publikum mehr als zufrieden, Kostendeckung sollte wohl auch vorhanden sein.
Der Vorverkauf ist künftig zu optimieren. Hier ist allerdings in erster Linie das Publikum gefragt und am Zuge.
Meiner Einschätzung nach sollte es im nächsten Jahr besser laufen, weil diejenigen, die in diesem Jahr bis zum Schluss zögerlich waren, dann erst ihre Tickets an der Abendkasse erworben haben, sich rechtzeitig festlegen werden, da sie dem Veranstalter im Hinblick auf die Musikauswahl vertrauen dürfen, was die Premiere von „All Is Blues“ in Würzburg eindrucksvoll bewiesen hat.
Genügend Multiplikatoren, die ehrlich über die Qualität des neuen Festival-Formates berichten können, sollte es ja nun auch geben.
Ich freue mich jedenfalls schon auf den November 2025 und das 2. „All Is Blues“-Festival in Würzburg.
© Gerald Langer